6.7

MB-Kritik

Horror Express 1972

Sci-Fi, Horror – UK, Spain

6.7

Christopher Lee
Peter Cushing
Alberto de Mendoza
Silvia Tortosa
Julio Peña
Ángel del Pozo
Helga Liné
George Rigaud
Alice Reinheart
José Jaspe
Víctor Israel
Juan Olaguivel
Vicente Roca
Barta Barri
José Marco
José Canalejas

Inhalt

Der englische Anthropologe Saxton hat in der Mandschurei ein menschen -ähnliches Wesen ausgegraben und will es nun mit dem Transsibirien-Express nach Hause bringen. Doch das Wesen ist nicht so tot wie es scheint und als man es scheinbar zur Strecke gebracht hat, erweist es sich auch noch als Körperwechsler, der sich in verschiedenen Passagieren verstecken kann.Bald ist niemand mehr sicher im Zug und die Zahl der Leichen steigt ...

Kritik

„Glaubst du an den Teufel?“

Über gut drei Dekaden verstanden sich die Hammer Studios als ungemein gedeihliches Produktionsunternehmen, dessen Aushängeschilder zwei absolute Großminen des internationalen Kinos waren: Christopher Lee und Peter Cushing. Ob in Frankensteins Fluch, Dracula, Der Hund von Baskerville oder Die Rache der Pharaonen. Wenn sich Lee und Cushing die Leinwand teilten, entstand eine wahre Welle des Charisma, welche die Zuschauerreihen zu überfluten drohte. Dass sich die beiden britischen Gentlemen in ihren Filmen oftmals mit Argwohn begegneten, dafür aber privat eine innige Freundschaft pflegten, erklärt wohl auch den ungemeinen Spielwitz, mit dem sich Lee und Cushing immer wieder gegenseitig anstachelten. Natürlich fungierten die beiden Vollblutschauspieler auch außerhalb der Hammer-Schmiede, obgleich doch alles immer irgendwie beim Alten blieb – wie zum Beispiel im 1963 entstandenen Edeltrash Horror Express.

Es besitzt natürlich einen ganz eigenen Flair, ein Werk allein über das räumlich strikt abgegrenzte Areal eines Passagier- oder Güterzuges zu entfalten. Alfred Hitchcock bewies das mit Der Fremde im Zug, Sidney Lumet legte meisterhaft mit Mord im Orient-Express nach und Bong Joon-ho erschuf mit Snowpiercer einen modernen Kultfilm. Die Verlauf der Handlung von Horror Express ist ebenfalls ausschließlich auf das Innenleben der transsibirischen Eisenbahn fokussiert, in dem sich, unter anderem, der exzentrische Professor Alexander Saxton (Christopher Lee, Sleepy Hollow) aufhält. Der nämlich hat im Himalaya ein tiefgefrorenes, anthromorphisches Fossil geborgen, welches sich recht schnell als weniger tot erweist, als zu Anfang noch angenommen. Und Eugenio Martin, der im Jahre 1962 beispielsweise den mit Götz George besetzten Kriminalfilm Nur tote Zeugen schweigen inszeniert hat, offenbart ein nicht unweigerliches Entzücken dahingehend, dem mysteriösen Treiben zu folgen.

Man kann sich in etwa vorstellen, in welche Richtung sich Horror Express noch entwickeln wird, wenn man sich ins Gedächtnis ruft, dass die Inspiration des Films auf James Campbells Novelle Who Goes There zurückzuführen ist – der eindringlichen Vorlage, der sich auch John Carpenter in seinem genreprägenden Meisterwerk Das Ding aus einer anderen Welt annahm. Mag Eugenio Martin der motivischen Vorgabe des Körperwandler-Horrors auch bei Weitem nicht so sinnstiftend begegnen, wie es John Carpenter zu verstehen wusste, so ist Horror Express doch ein überraschend wertig anzusehender Eintrag in das spanische Genre-Kino der 1960er Jahre. Vor allem versteht es Eugenio Martin, über das Anbandeln mit dem Gothic-Chic der Hammer Studios, das subkutane Gefühl einer stetig siedenden, genüsslich schwelenden Gefahr aufrechtzuerhalten und staffiert sein hermetisch abgeriegeltes Gruselkabinett auf Schienen mit einer wohligen Schaueratmosphäre aus.

Fazit

Wohliges Grusel-Kino aus Spanien, welches sich unverkennbar am Erfolg der Hammer Studios orientiert und mit Peter Cushing und Christopher Lee auch gleich die zwei größten Aushängeschilder der Produktionsfirma mit an Bord hat. Mag "Horror Express" auch nicht durchgehend packend sein, so hat Eugenio Martin hier doch eine nett anzusehende Zugfahrt in die übersinnliche Katastrophe in Szene gegossen, die heute gleichwohl die ein oder andere nostalgische Befindlichkeit evoziert.

Autor: Pascal Reis
Diese Seite verwendet Cookies. Akzeptieren.