Inhalt
Alles scheint sich im Hotel Transsilvanien zum Besseren entwickelt zu haben... Drakulas strenge Regel, dass nur Monster willkommen sind, wurde endlich gelockert und die Türen stehen auch für menschliche Gäste offen. Doch hinter geschlossenen Sargdeckeln ist Drak um seinen niedlichen Enkel Dennis besorgt, der ‒ halb Mensch, halb Vampir - immer noch keinerlei Anzeichen zeigt, dass auch ein Vampir in ihm steckt. Während seine Tochter Mavis damit beschäftigt ist, gemeinsam mit ihrem Mann Johnny die menschliche Verwandtschaft zu besuchen - und selbst in einen Kulturschock hineinsteuert -, ruft Großvater Drak seine Freunde Frank, Murray, Wayne und Griffin zusammen, um für Dennis ein "Monster im Training"-Boot Camp zu veranstalten. Doch keiner ahnt, dass Draks griesgrämiger Vater Vlad, der ein Vampir von sehr, sehr, sehr alter Schule ist, dem Hotel bald einen Familienbesuch abstatten will. Als Vlad herausfindet, dass sein Urenkel kein reines Vampirblut in sich trägt - und mittlerweile sogar Menschen im Hotel Transsilvanien willkommen sind -, liegen alle Zähne blank.
Kritik
Nachdem „Hotel Transsilvanien“ mit einem weltweiten Erlös von über 358 Millionen US-Dollar äußerst grüne Box-Office-Zahlen geschrieben hat, war eine Fortsetzung des schaurigen Animationsspaßes aus dem Hause Sony Pictures nur eine Frage der Zeit. Und warum auch nicht? Die alberne Monster-Party, die „Hotel Transsilvanien“ veranstaltete, ist zwar lange nicht mit den Sternstunden aus der Pixar-Schmiede zu vergleichen, aber es war schon ein schrulliges Vergnügen, all die ikonischen Schreckensgespenster aus dem klassischen Gruselfilm vereint und fidel wie eh und je zu sehen. Während sich „Hotel Transsilvanien“ vor drei Jahren aber noch gegen die thematisch der Morbidität ebenfalls nicht abgeneigten „Frankenweenie“ und „ParaNorman“ geschlagen geben musste, hat „Hotel Transsilvanien 2“ als reiner Animationsfilm mit Anleihen aus dem Horrorfilm nun freie Bahn und kann die Fledermausflügel gelassen spannen. Vorteile aber bringt dieser Umstand nur auf den ersten Blick mit sich, denn, auch wenn er durchaus einige Lacher generieren kann, ist „Hotel Transsilvanien 2“ nur ein lauwarmer Nachfolger.
Wie wir alle wissen, hat Graf Dracula (Adam Sandler/Rick Kavanian) am Ende von „Hotel Transsilvanien“ endlich akzeptieren können, dass nicht nur Monster in seinem Hotel in den Karpaten residieren können, sondern auch Menschen, wenn ihnen denn die Lust danach steht, einige Tage in einem regelrechten Panoptikum des Unheimlichen zu verkehren. Graf Dracula gab sogar Backpacker Jonathan (Andy Samberg/Andreas Bourani) seinen Segen, eine Beziehung mit Töchterlein Mave (Selena Gomez/Palina Rojinski) einzugehen, die in „Hotel Transsilvanien 2“ nun den logischen nächsten Schritt begeht: Eine Heirat ins Haus! Und der lockenköpfige Nachwuchs lässt auch nicht lange auf sich warten. „Hotel Transsilvanien 2“ beginnt, man kann es erahnen, wieder dort, wo der Erstling aufgehört hat – Und zwar bei der Frage, wo Toleranz eigentlich beginnt. Reicht schon das gegenseitige Akzeptieren dahingehend, sich ein Dach über dem Kopf zu teilen? Oder ist wahre Toleranz sogar so stark, ein seit Jahrhunderten fehlgeleitetes Traditionsbewusstsein aus den Angeln zu heben?
Reichlich konstruiert nämlich erscheint es, dass Graf Dracula seine Aversion gegen alles Menschliche in Teil 2 wieder aufleben lässt und seinen Enkel Dennis nicht nur als lockenköpfiges, sondern als eckzähniges Goldstücke unter seine Fittche nehmen möchte. Wenn sich die bunt gecheckte Monsterhorde auf den Weg in ein Schreckenscamp macht, um Dennis beizubringen, wie man wirklich gruselig ist, dann besitzt das zuweilen schon eine nette dadaistische Nonchalance, die nicht nur den Humor des kleinen Publikums bedient, sondern durch den anachronistischen Charme, auf den auch „Hotel Transsilvanien“ schon gesetzt hat, auch die Erwachsenen amüsiert. Der dramaturgisch erwartbar dösige „Hotel Transsilvanien 2“ jedoch ist nur ein lauer Aufguss des weitestgehend ordentlichen, aber ebenfalls nie sonderlich mitreißenden Vorgängers, kann für sein transparentes Figurenarsenal niemals echte Empathie wecken und wartet am Ende natürlich mal wieder mit der exorbitanten Moralkeule auf, um sie dem Zuschauer wuchtig um die Ohren zu schleudern.
Fazit
„Hotel Transsilvanien 2“ ist kein Totalausfall, das wäre ein zu harsches Urteil. Dafür sind die Animationen zu fachmännisch (also niedlich!) und der bisweilen dadaistische Humor zu schrullig. Allerdings schafft es „Hotel Transsilvanien 2“ zu keiner Zeit, aus dem Schatten des soliden Vorgängers zu treten und bleibt ein weitestgehend lauwarmer Aufguss der schrillen Monsterparty.
Autor: Pascal Reis