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Auf der Suche nach seiner verschwundenen Tochter gerät Detective Danny Rourke in ein Netz aus Täuschungen und gedanklicher Manipulation. Nichts ist, wie es scheint und die Realität um ihn herum entpuppt sich als raffiniertes Konstrukt, in dem erniemandem trauen kann - nichteinmal seiner eigenen Wahrnehmung ...
Kritik
Jedes anständige A-List Festival braucht eine Midnight Movie Schiene, erst Recht ein so prestigeheischendes wie Cannes. Dort dient die Sektion allerdings mehr als Mainstream-Müllhalde, wo misslungene Massenware verschämt vergraben wird. So auch Robert Rodriguez (We Can Be Heroes) Psychothriller-Peinlichkeit. Deren Präsenz hier wirkt umso ärgerlicher, da der Regisseur in der Vergangenheit ein paar passable Genre-Werke ablieferte. Deren wesentliche Parallele zu Möchtegern-Mind-bender ist dessen überdeutliche Anlehnung an - oder im Fall des abstrusen Hypnose-Humbugs mehr ein Abkupfern von - deutlich überlegeneren Filmen.
Dazu zählen eXistenZ, Shutter Island und vor allem Memento und Inception von Christopher Nolan. Dessen Faible für doppel- und dreifachbödige Drehbücher und schwindelerregende Szenarien hat Rodriguez offenbar, nun, hypnotisiert. Etwa so clever wie der Kalauer ist die Story um Detective Danny Rourke (Ben Affleck, Air- Der große Wurf), der auf der Suche nach seiner verschwundenen Tochter eine Geheimorganisation mächtiger Illusionisten aufdeckt. Zu denen gehört auch Dannys Komplizin Diana (Alice Braga, The Suicide Squad) und sein schier unbezwingbarerer Widersacher Dellrayne (William Fichtner, Joe vs. Carole).
Warum dessen Gedankenspielchen bei Danny nicht funktionieren, ist wie die meisten der Twists früh absehbar. Rodriguez und sein Co-Drehbuchschreiber Max Borenstein (Winning Time: The Rise of the Lakers Dynasty) machen sich gar nicht erst die Mühe, Szenarien, die sich postwendend als Illusion herausstellen, glaubhaft zu etablieren. Der beabsichtigte Überraschungseffekt tritt so nie ein. Vielmehr enthüllt sich die andauernde Neudefinition der Realität als billiger Trick, um inkompatible Story-Fragmente notdürftig zusammenzukitten. Ein bisschen Cop-Crime, etwas Action-Chaser, ein Stück Familiendrama, alles geklebt mit einer generischen Mystery-Soße.
Fazit
Stand Robert Rodriguez unter der Gedankenkontrolle und hielt sich vorübergehend für Christopher Nolan? Sein verworrener Mystery-Thriller beweist jedenfalls, dass er dazu noch üben muss. Ben Afflecks Job in der sich alle paar Minuten selbst dekonstruierenden Chose ist hauptsächlich, verwirrt zu gucken, während Alice Braga die Hintergrunddetails erklären muss, die der Plot nicht elegant visuell erzählt kriegt. Die enttäuschend billig wirkenden Special Effects erinnern an eine Rummelplatz-Attraktion. Das Ganze löscht man besser schnellstens aus dem Kopf.
Autor: Lida Bach