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Quelle: themoviedb.org

Inhalt

In den frühen 1980ern erreichen die Machtkämpfe zwischen den Paten der sizilianischen Mafia ihren Höhepunkt. Tommaso Buscetta, angesehenes Mitglied der Cosa Nostra, hat sich nach Brasilien abgesetzt. Derweilen wüten in seiner Heimat die Fehden zwischen den Clans. Man begleicht offene Rechnungen und Buscettas Vertraute werden einer nach dem anderen umgebracht. Als er verhaftet und nach Italien ausgeliefert wird, trifft Buscetta eine Entscheidung, die die Mafia erschüttert: Vor dem Richter Falcone bricht er sein der Cosa Nostra gegenüber geleistetes Schweigegelübde…

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Quelle: themoviedb.org

Kritik

Tommaso „Don Masino“ Buscetta erlangte in den 80er Jahren weltweiten Ruhm als erster hochrangiger Mafiosi, der ganz öffentlich gegen das Gesetz der Omertà verstieß. Als der interne Krieg innerhalb der „ehrenwerten Gesellschaft“ eskalierte und unzählige Todesopfer forderte. Nach seiner Auslieferung aus dem brasilianischen Exil vertraute er sich dem berüchtigten Mafia-Jäger und als absolut unbestechlich geltenden Richter Falcone an, was in der Folge für den bis dato größten Prozess in Italien gegen das organisierte Verbrechen führte. Mehrere hunderte Verurteilungen standen am Ende des Mammutverfahrens zu Buche, Buscetta selbst wurde nach einer kurzen Haftstrafe in ein Zeugenschutzprogramm genommen, in dem er bis zum Ende seines Lebens verweilen musste.

Der Film von Marco Bellocchio (Teufel im Leib) widmet sich dieser seiner Zeit Aufsehen erregenden Geschichte rund um den wohl spektakulärsten Prozess der italienischen Justiz. Im Mittelpunkt steht dabei der zum Kronzeugen gemachte Tommaso Buscetta, von Pierfrancesco Favino (Illuminati) mit einer stoischen Verbissenheit eindringlich verkörpert. Sein Weg von der Flucht vor dem drohenden Mafia-Krieg im Jahr 1980, seine Auslieferung in die Heimat, dem Prozessbeginn aufgrund seiner Aussagen im Jahr 1984, über dessen Urteile 1987 und die erneute Rückkehr trotz hoher Gefahr für Leib und Leben, um ein Versprechen einzulösen. Narrativ bleibt man dabei zwar immer Seite an Seite mit der Hauptfigur, wirklich nahe kommt sie einem dabei aber nur selten. Dafür befindet man sich zu sehr im faktenorientierten Biopic- und Justizthriller-Modus. In seinen 2 ½ Stunden hangelt sich Il Traditore: Als Kronzeuge gegen die Cosa Nostra wahrheitsgetreu an den wichtigsten Eckpunkten entlang, wirkt dabei allerdings nicht gehetzt, sondern lässt ihnen die notwendige Zeit zukommen. Dies hat jedoch im Umkehrschluss auch zu Folge, dass dazwischen wenig Platz für Vertiefung in die Materie abseits der recherchierbaren und öffentlich bekannten Gegebenheiten übrigbleibt.

Wer einen ähnlich komplexen und strukturell tiefschichtigen Einblick in die wahren Machenschaften der Cosa Nostra wie deren (bis heute) beinah parasitären Verwurzelungen in Politik und Gesellschaft erhofft, wie sie ihn moderne Meisterwerke wie Gomorrha – Reise in das Reich der Camorra oder Suburra trotz ihres fiktiveren Plots ablieferten, der dürfte von diesem Werk sicherlich leicht enttäuscht werden. Konzeptionell verharrt der Film etwas zu sehr in konventionellen Erzählstrukturen, die mehr um einen korrekten Lebenslauf bemüht scheinen, anstatt einen Blick hinter die Fassade zu gewähren. Darin erlaubt man sich formell dafür kaum einer nennenswerten Schwäche. Trotz seiner umfangreichen Laufzeit und einem bekannten Muster versteht es der Film konstant bei der Stange zu halten und sein Thema als durchwegs spannende wie zu Weilen auch intensive Krimi-Biographie hochwertig an den Mann zu bringen. In gewissen Momenten gelingt ihm sogar der Sprung über seinen handwerklich einwandfreien, erzählerisch dafür etwas bieder gehaltenen Schatten. Wenn das stetige Über-die-Schulter-Blicken innerhalb des Zeugenschutzprogramms mit einer cleveren, recht kleinen Szene in einem Restaurant hervorragend aufgegriffen wird. Solche Szene sind leider nur Ausnahmen, nichtsdestotrotz sind die zahlreichen Preise für Il Traditore: Als Kronzeuge gegen die Cosa Nostra nicht ganz ungerechtfertigt. Als Mischung aus Biopic, Krimidrama und „Historien-Film“ durchaus gelungen und sehenswert, die aber wohl kaum in die Filmgeschichte eingehen wird.

Fazit

Freunde des realistischen Mafia-Films abseits von Gangster-Glorifizierung und Genre-Verwendung sei „Il Traditore: Als Kronzeuge gegen die Cosa Nostra“ definitiv ans Herz gelegt, auch wenn man nicht auf das ganz große Meisterwerk hoffen sollte. Das ist mehr als nur solide, durchgehend unterhaltsam und historisch äußerst spannend, in seiner Umsetzung im Prinzip aber nur vorbildlicher Dienst nach Vorschrift.

Kritik: Jacko Kunze

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