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Quelle: themoviedb.org
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Inhalt

Acht Menschen, die unterschiedlicher nicht sein können, treffen in einer Bar aufeinander. Für eine Nacht entfliehen sie ihrem in Ritualen erstarrten Alltag und begeben sich auf eine Reise in ihre Gedankenwelt, zu ihrer ureigensten Lust. Unterdrückte Wünsche, sexuelle Phantasien und Ängste kommen zum Vorschein und längst vergessene Erfahrungen wieder ans Licht. Der Abend nimmt seinen Lauf...
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Quelle: themoviedb.org

Kritik

Auch wenn Roland Reber die Massen (noch?) nicht in die Lichtspielhäuser locken kann und seine Werke eher im flexibleren Programmkino versauern, hat es der deutsche Independent-Regisseur immerhin schon aufgrund seiner ausgelebten Polygamie (Reber lebt zusammen mit drei Frauen in einer Art Kommune) in die Bild geschafft. Obwohl, kann man das wirklich als einen Erfolg bezeichnen? Wohl eher nicht, gerade auch für einen Auteur der Marke Roland Reber, dessen künstlerisches Verständnis weit, weit über den spießbürgerlichen Moralvorstellungen unserer Zeit lokalisiert sind. Es könnte nur dahingehend förderlich sein, seinen Filmen einen deftigen Schub in Richtung Popularität zu verschaffen. Aber was sind das überhaupt für Streifen, die uns der inzwischen 59-jährige Rauschbartträger seit Jahren serviert? In jedem Fall sind es Ausflüge in einen Kosmos der verqueren Andersartigkeit; Filme, die irgendwann mal im Nachtprogramm des französisch-deutschen Rundfunkveranstalters Arte einen Sendeplatz finden und dort – wie eben auch in ihren Kinoauswertungen – von einigen wenigen Cineasten begutachtet werden.

Nachdem es das Erotik-Drama „Engel mit schmutzigen Flügel“ 2009 immerhin etwas weiter in den kollektiven Dunstkreis der Massenmedien geschafft hat, darf nun mit „Illusion“ der neuste Streifen Rebers Einzug in die heimische Filmsammlung erhalten – Vorausgesetzt, man kann mit dieser Form von kinematografischer Extravaganz umgehen. Wenn man sich die Thematik im Großen und Ganzen vor Augen führt, könnte man meinen, Roland Rebers hätte dem Kollegen Ulrich Seidl („Paradies: Liebe“„Paradies: Glaube“„Paradies: Hoffnung“) das ein oder andere Mal begeistert auf die Finger geschaut: Der Österreicher präferiert in seinen Filmen das Motiv der gesellschaftlichen Entlarvung. Ihm geht es darum, hinter die gutbürgerlichen Fassaden zu blicken und menschliche Abgründe aufzuzeigen, die, wenn man so möchte, in uns allen lauern und nur darauf warten, endlich ihre paralysierende Rigorosität aufzuzeigen. In „Illusion“ thematisiert Roland Reber den Kontrast zwischen gesellschaftlichen Normen, die es nicht zu torpedieren gilt und den individuellen Fantasien, in denen wir ein Leben finden, welches uns in der Realität nicht mehr möglich scheint. Freiheit wurde durch Verlogenheit ersetzt, Abwechslung durch Alltäglichkeit.

Es ist ein ansprechendes Postulat, zu dem sich „Illusion“ aufrafft: Die Menschen haben es verlernt, das Leben zu genießen und verstehen jenes nur noch als reines Gedankenspiel. Eine Kneipe dient hier als metaphorisches Refugium, in dem sich unsere Protagonisten, acht an der Zahl, vom protestantischen Pfarrer bis zum arbeitslosen FC Bayern München-Anhänger, von der versteckten Nymphomanin bis zur lustlosen Hausfrau, die sich nur nach etwas homosexueller Zärtlichkeit sehnt, treffen. Befinden wir uns in dieser ominösen Kneipe, einem metaphysischen Ort, der irgendwo zwischen der Wirklichkeit und der Fantasie der Akteure schwebt, sind die Aufnahmen von einer gar abstrakten Farbgebung geprägt, die in ihrer Lichtwirkung geradezu übersättigt wirkt. Anders noch als der steife Blick ins Private, wo die Kamera in harten Winkeln verharrt und nur dokumentiert, anstatt zu vitalisieren: Leben, ein pulsierender Wunschtraum, eine unbändige Sehnsucht. „Illusion“ setzt auf eine bestimmt surreale Bildsprache und wandelt in seiner Visualität durch Unmengen von Assoziationen, die mal literarischen Sinn versprechen oder ganz konkret einen Ursprung in der Religiosität verlauten lassen.

Doch so interessant die Themen und ihre optische Grundierung erscheinen, so wichtig es auch ist, auf die Entfremdung unserer Gesellschaft aufmerksam zu machen: „Illusion“ ist verkopftes (Pseudo-)Kunstkino. Wer meint, Reber würde irgendwann die Kurve bekommen und nur haarscharf an der Prätention entlang schrammen, der täuscht sich gewaltig (oder zehrt von einer ungemeinen Liebe für diesen Mann). „Illusion“ hingegen unterliegt seiner Künstlichkeit irgendwann dermaßen offensichtlich, dass auch die philosophischen Konnotationen im eigenwilligen Narrativ zunehmend verblassen und den anarchische Gestus der Inszenierung bisweilen zur Farce erklären. Denn „Illusion“ betreibt keine wirkungsvolle Anarchie und versucht damit aufzuzeigen, dass die Grenzen des Mediums auch heute noch verschiebbar sind; „Illusion“ weidet sich an der Willkür seines Regisseurs und Drehbuchautors, der nach Lust und Laune Szenen ineinandermontiert und sich von der Nacktheit seiner Schauspieler hat euphorisieren lassen. Dass sich auch „Illusion“ in keine klare Genre-Schublade kategorisieren lässt, ist unwiderlegbar, in diesem Fall aber jedoch nur im Ansatz ein Kompliment.

Fazit

Der Gesellschaft den Spiegel vorhalten, um sich dann in prätentiösen Maniersmen zu verzetteln? Das war in diesem Fall mit Sicherheit nicht Roland Rebers Intention, jedenfalls nicht der zweite Teil des Satzes. Ein grelles Farbspiel lädt uns ein in die Gedankenwelt von acht Menschen, die in ihrem Alltag gefangen sind und das Leben nicht mehr lieben. In den Ansätzen sehr interessant, auch von der Bildsprache partiell suggestiv gestaltet, ist „Illusion“ aufgesetztes Pseudo-Kunstkino, das seinem philosophischen Unterbau nicht gerecht wird.

Kritik: Pascal Reis

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