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Quelle: themoviedb.org

Inhalt

In einem verschlafenen Dörfchen irgendwo im amerikanischen Hinterland kursiert seit vielen Jahren eine Legende. Diese handelt von einer böse Hexe, die im angrenzenden Waldgebiet hausen und sich zum Erhalt ihrer Jugend (Kinder), Schönheit (Teenager) und Stärke (erwachsene Männer) diverse einheimische Opfer einverleiben soll. Ausgelöst wird das damit einhergehende Schlachtfest durch das simple Einwerfen einer Fensterscheibe ihres Hexenhauses. Daraus hat sich über die Jahre hinweg eine Mutprobe - triff das Haus, ohne Glas zu zerbrechen - entwickelt, der sich jeder, vom Schulkind bis zum Studenten, einmal stellen muss. Eben diese dumme Spielerei wird einer Gruppe Mittzwanziger rund um Zach (Justin Deeley) und Julie (Jess Adams) zum Verhängnis.

Kritik

Abrakadabra

Eine aktuelle Horrorproduktion, die direkt auf DVD respektive Blu-ray erscheint, mit einem nichtssagenden 80erJahre Cover beworben wird und ein üblicherweise äußerst trashlastiges Thema beackert, lässt Böses erahnen. Die Tatsache, dass besetzungstechnisch nur TV-Nebendarsteller zum Einsatz gekommen sind, das Budget deutlich unter einer Million Dollar rangiert und der Regisseur ein unbeschriebenes Blatt ist, trägt ebenfalls nicht zur Beruhigung des filmischen Spinnensinns bei. Trotz dieser anfänglichen Befürchtungen hat Peter Winther (als Produzent an diversen Roland Emmerich Streifen beteiligt) mit „The Wicked“ eine durchwegs atmosphärische Horrorüberraschung auf die Mattscheibe gezaubert, die sich vor manch hochbudgetiertem Hollywood-Budenzauber keinesfalls verstecken muss. Der Vertrieb von „The Wicked“, dem im deutschsprachigen Raum der sinnfreie Titel „Im Bann der Hexe“ aufgedrückt worden ist, erfolgt seit Juni 2014 durch Tiberius Film.

Peter Winther hat mit „The Wicked“ einen überraschend spannenden, nur streckenweise trashigen Oldschool-Grusler geschaffen, der vor allem durch seine besonnene Inszenierung punkten kann. Nach einem ausgesprochen rasanten Beginn - der zuerst beinahe etwas in der Luft zu hängen scheint - werden die Hauptfiguren ohne jegliche Hektik eingeführt und erst nach mehr als 30 Minuten Spielzeit mit der Hexe in Kontakt gebracht. Dabei achtet Winther penibel auf einen konsequenten Spannungsaufbau, ohne die übliche Leier aus Blood and Gore sofort vom Stapel zu lassen. Lange Kamerafahrten durch abgelegene, schlecht ausgeleuchtete Waldstücke in Kombination mit musiklosen Sequenzen sorgen auch ohne Millionenbudget für eine wohlige Gruselatmosphäre. Sobald der Handlungsschwerpunkt jedoch Richtung Hexenhaus rutscht, wird die Gewaltschraube spürbar angezogen und doch noch das ein oder andere Tröpfchen (CGI-)Blut vergossen. Als Stichwort sei hier nur ein gigantischer Fleischwolf genannt. Trotz diverser Gewaltspitzen wird der Horror-Streifen aber nie übermäßig brutal, wodurch die FSK 16 Einstufung auch durchwegs vertretbar ist.

Besetzungstechnisch ist der Film eher im soliden Mittelfeld einzuordnen. Justin Deeley, Devon Werkheiser, Jess Adams und Diana Hopper treten zwar sehr motiviert auf, können ihre schauspielerischen Defizite jedoch nicht zur Gänze verhehlen. Vor allem dann, wenn Gefühle gezeigt werden sollen oder ein Hauch von Drama angedacht wäre, scheitern die Jungdarsteller auf der ganzen Linie. Gestik, Mimik und Intonation wirken zu hölzern, zu bemüht und in den falschen Momenten zum Lachen anregend. Trotzdem fällt dieser Umstand im Falle von „The Wicked“ weniger stark ins Gewicht, da der Film mehr von Kameraführung, Beleuchtung und Inszenierung lebt, als von überzeugendem Schauspiel. Michael Vickermans Drehbuch bietet den Darstellern ohnehin gerade so viel Text, wie unbedingt für die Handlungsfortführung nötig ist und zwingt ihnen dadurch keine besonders emotionalen Reaktionen auf. Die übriggebliebenen Unzulänglichkeiten der Darsteller - allen voran von Cassie Keller, als von Ort zu Ort zappende, scheinbar stumme Hexe - verströmen dann schon wieder einen beinahe sympathischen Trash-Charme.

Auch storytechnisch gewinnt „The Wicked“ mit Sicherheit keinen Innovationspreis, was bei einem Film über eine mordende Hexe jedoch fast zu erwarten war. Eine alte Legende, ein verfluchtes Haus im Wald, eine Kinder entführende alte Schachtel und dumm dreiste Teenager hat das Horrorgenre nun wirklich schon zur Genüge verschmerzen müssen. Die Story wird jedoch so flott und gekonnt abgespult, dass wundersamer Weise keine Langeweile aufkommen kann. Peter Winthers erster Langspielfilm behält folglich über die gesamte Spielzeit von immerhin knapp 100 Minuten einen bewundernswert konstanten Schwung bei.

Fazit

The Wicked“ ist ein überraschend unterhaltsamer, irrsinnig kurzweilig inszenierter Gruselstreifen, dem man schlechtes Schauspiel, durchschnittliche CGI-Effekte und eine überschaubare Handlung nur allzu gerne verzeiht. Trotz einer leichten Trash-Schieflage somit definitiv einen Blick wert…und wenn es nur darum geht, darüber zu staunen, wie man mit künstlich verursachter Hektik und routinierter Regiearbeit aus einem unterdurchschnittlichen Drehbuch einen spannenden Film hervorzaubern kann.

Kritik: Christoph Uitz

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