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Sie ist Österreicherin, er Schweizer, sie Lyrikerin, er Dramatiker, sie draufgängerisch und verwundbar, er verwegen und bisschen Biedermann: Ingeborg Bachmann und Max Frisch sind bereits so etwas wie internationale Stars der Kulturszene, als sie sich im Sommer 1958 in Paris erstmals begegnen. Die vier Jahre danach versuchen sie sich in großer Liebe und offener Beziehung zwischen Zürich, seiner Heimatstadt, und Rom, ihrer Wahlheimat.

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Quelle: themoviedb.org

Kritik

Die Wahrheit ist den Menschen zumutbar. Jener Titel der auf der Leinwand rezitierten Dankesrede der Titelfigur zählt zu den bekanntesten jener minimalistischen Maxime, die Ingeborg Bachmann (Vicky Krieps, Die Drei Musketiere - Milady) heute genauso relevant machen wie vor sechzig Jahren. Es sind diese glanzvollen Jahre der österreichischen Schriftstellerin, die durch ihre Gedichte als einzige Frau in einer chauvinistischen Kulturszene Anerkennung gewann, mit deren fiktiver Interpretation Margarethe von Trotta über vierzig Jahre nach Heller Wahn in den Berlinale Wettbewerb zurückkehrt. 

Der doppeldeutige Fingerzeig auf zumutbare Wahrheiten bezieht sich nicht nur auf die gesellschaftlichen, kulturbetrieblichen und zwischenmenschlichen Konventionen, gegen die Bachmann mit ihrer Ungebundenheit und literarischen Luzidität aufbegehrt. Implizit interpretiert die Regisseurin auch die Handlung ihres selbstverfassten Drehbuchs als eine biografische Wahrheit, die das Publikum hinnehmen muss. Das fällt schwer; gerade weil die Darstellung filmische Klischees modifiziert statt eliminiert. Die Hauptfigur vermittelt wenig von Bachmanns sublimierter Sachlichkeit, sondern ist so adrett und akkurat wie die Optik. 

Sie ist Muse sie umschwirrender Männer, auch wenn ihr Ruhm den der Zeitgenossen überstrahlt. Sie hungert nach Liebe, Leben und Leidenschaft. Doch die existieren nicht im amourösen Arrangement mit dem spießigen Max Frisch (Ronald Zehrfeld, Wow! Nachricht aus dem All), der ihr Jahre später großkotzig ihre eigenen Zitate wiederkäut und indirekt die Schuld an beider gescheiterten Beziehung gibt. Dass Bachmanns Unwillen und Unfähigkeit, sich konservativen Partnerschafts- und Gender-Normen zu unterwerfen, als Mangel gilt, verrät die verkappte Konformität des bürgerlichen Biopics.

Fazit

Sobald Vicky Krieps in einer weiteren hervorragenden Darstellung aus dem zeitlosen Werk der titelgebenden Autorin zitiert, offenbart sich noch mehr die dramaturgische Diskrepanz zu Margarethe von Trottas Paar-Porträt. Dem fehlt nicht nur die philosophische Prägnanz der Titelfigur. Sie wird nach Vorbild so vieler Frauenbiografien auf ihre Liebschaften reduziert. Die Konventionen eines biedermeierlichen Beziehungsdramas ersticken das blasse Biopic, das Emanzipation und weibliche Regellion nur in den sexuellen Stereotypen kolonialistischer und heterosexueller Hegemonie denkt und darstellt.

Kritik: Lida Bach

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