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Quelle: themoviedb.org
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Inhalt

Manchmal denke er, sagt Herr Murata, er sei gestern noch 50 oder 60 Jahre alt gewesen. "Und jetzt gehe ich auf die 90 zu." Wie viele Orte im ländlichen Japan leidet das Fischerdorf Ushimado an Überalterung. Noch steuert Herr Murata sein Boot täglich auf das zwischen den japanischen Hauptinseln Honshu und Shikoku gelegene Binnenmeer. Sein Fang wird auf dem kleinen Fischmarkt von Ushimado versteigert. Ein Gutteil geht an Frau Koso, die die örtliche Fischhandlung betreibt. Täglich macht sie im Lieferwagen eine Tour durchs Dorf. Die Vorlieben und Gewohnheiten ihrer Kundschaft kennt sie in- und auswendig, und den Filmemachern erklärt sie, welche Häuser seit wann verwaist sind. Ushimado ist das ideale Pflaster für die geduldigen Beobachtungen, die Kazuhiro Sodas in betörendem Schwarzweiß fotografierter Minatomachi anstellt – nicht nur weil die Familie seiner Produzentin Kiyoko Kashiwagi daher stammt und weil schon Shohei Imamura zwei Spielfilme dort gedreht hat. Es reicht ganz einfach zuzuhören und den Menschen zu folgen, die wie die alte Frau Komiyama bisweilen die Kamera entführen und herzzerreißende Geschichten erzählen, die sich noch nie ein Außenstehender anhören wollte.

Kritik

Beobachtung. Sie sei der Schlüssel zu seiner filmischen Arbeit, berichtet Kazuhiro Soda (Engeki 1). Vor fünf Jahren eröffnete sie ihm Eingang in die unaufgeregte Welt seines neuen Werks. Es ist die ephemere Skizze eines Orts und einer Lebensweise, die im Verschwinden begriffen sind. Ushimado heißt das kleine Fischerdorf, in dem die Familienwurzeln seiner Frau und Arbeitspartnerin Kiyoko Kashiwagi (Engeki 2) liegen. Das beschauliche Nest war bereits Schauplatz seiner Dokumentation Oyster Factory. Nun kehrt das Filmemacherpaar zurück für einen zweiten Blick auf das simple und beschwerliche Leben der Einwohner. Viele sind es nicht mehr, die es in der zerfallenden Gemeinschaft hält. Kaum einer der Anwohner, denen Soda und Kashiwagi unterwegs mit der Kamera begegnen, steht vor dem Greisenalter. 

70 Jahre sei er, sagt der Fischer Herr Murata, der tagein, tagaus an der Mole seine Netze flickt. „Nein, 86!“ Vom Vergehen der Zeit merke er nichts mehr, berichtet der alte Mann, zu dessen Tag- und Nachtwerk die Filmemacher immer wieder zurückkehren. Doch spurlos sind die Jahrzehnte nicht an ihm vorbei gegangen. Es sei Zeit, aufzuhören, meint Murata, und meint damit scheinbar nicht nur die Arbeit, sondern das Leben selbst. Er ist nicht der einzige lebensüberdrüssige der Gesprächspartner, die der Zufall oder Neugier über den ungewöhnlichen Besuch in der eintönigen Provinz zu den Filmemachern führen. Hinter dem Gleichmut der Menschen liegt drückende Müdigkeit, die sich während der bedächtigen Schwarz-Weiß-Aufnahmen auf das Publikum überträgt.

Sodas puristischer Dokumentaransatz erlaubt weder Recherche, noch ein Kamerateam, ein Skript oder ein übergeordnetes Thema. Vom Hafen führt die Erkundungstour mit der Fischhändlerin Frau Koso vom Markt zu den Häusern ihrer Stammkäufer. An jeder Ecke warten Anekdoten und Katzen, viele Katzen. Ihnen wird das Dorf gehören, wenn die alte Generation verstorben ist. Für die Jungen gebe es hier keine Zukunft, erzählt Murata. Werkzeug koste mehr, Fisch verkaufe sich billiger. Sind die erwachsenen Kinder einmal aus dem Haus, zieht die Einsamkeit ein. Die rüstige Frau Muragimi pflegt auf dem geisterhaften Friedhof als eine der Letzten die verwitternden Gräber. Bald werden es noch mehr sein - und niemand mehr da, der sie darum kümmert.

Fazit

Die minimalistische Bestandsaufnahme bringt ihr Motiv nicht mit, sondern findet es scheinbar zufällig an einer Landecke, die wie aus der Zeit gefallen scheint. Dort bleibt die Kamera leise Beobachterin und erhält gerade dank dieser Zurückhaltung persönliche Einblicke in den Alltag der Anwohner. Ein nachdenklicher Bildbericht voll karger Poesie, schlichter Lebensporträts und vieler, vieler Katzen.

Kritik: Lida Bach

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