Inhalt
Nach dem unerwarteten Tod ihres Vaters erhält eine junge Frau dessen Patent für einen Heilungsapparat. Ist es nur ein Kuriosum eines Verschwörungstheoretikers? Oder kann das Gert tatsächlich Leiden lindern - zumindest seelische? Regisseurin Callie Hernandez erkundet mittels Archivmaterial ihres verstorbenen Vaters Komplexität und Individualität von Trauerprozessen.
Kritik
Als autobiografisches Amalgam privater Archivaufnahmen und Amateurfilm-Style steht die improvisatorische Optik Courtney Stephens‘ reflexiven Regiedebüts in eigenwilligem Kontrast zur Komplexität der zugewiesenen Themen. Jene vermittelt der Pressetext indes merklich prägnanter als die fadenscheinige Story, die von der Regisseurin mit Hauptdarstellerin und Co-Drehbuchautorin Callie Hernandez (Shotgun Wedding) entwickelt wurde. Beide Frauen verband der Verlust eines schwierigen Vaters. Der materielle und menschliche Nachlass einer solchen für die humorige Handlung fiktionalisierten Figur motiviert den dramaturgischen Diskurs revisionistischer Realitätsflucht und toxischer Nostalgie.
So faszinierend die filmische Untersuchung beider Themen in der an ein akademisches Abstraktum erinnernden Pressemappe klingen, so schemenhaft bleibt dieser Ansatz. Die kargen Kamerabilder begleiten Hernandez als ihr Alter Ego Carrie zu Hausbesuchen bei Bekannten ihres in Verschwörungstheorien verstrickten Vaters, der ihr ein Patent für eine skurrile Erfindung hinterlassen hat. Mittels elektromagnetischer Schwingungen soll der Apparat Krankheiten heilen. Das glauben jedenfalls die Bekannten des Verstorbenen, der trotz der offensichtlichen Vernachlässigung seiner Tochter eifrig verklärt wird.
Die sozialpsychologische Symbolik dieser reflexhaften Romantisierung verliert sich in den drögen Dialogen des antiklimatischen Plots genauso wie die kapitalismuskritische Komik. Wenn die phlegmatische Protagonistin mit Airlines um deren beworbenen Trauernden-Rabatt verhandelt oder den Ramsch toter Menschen beim Nachlasshändler betrachtet, rührt dies an eine Kommerzialisierung und Konformierung, an der die spröde Inszenierung letztlich Teil hat. Die eigene kommerzielle Kompromittierung entgeht dem egozentrischen Essay jedoch genauso wie die Tendenz zu eben jener sentimentalen Stilisierung, die vorgeführt werden soll.
Fazit
Statt der angestrebten Untersuchung konservatorischer Kompensation und wehmütigen Wunschdenkens auf privater und politischer Ebene fabriziert Courtney Stephens eine observative Obituarie ihres verstorbenen Vaters, der auf Familienvideos durch ihr Werk spukt. Die diffizile Dynamik von esoterischem Eskapismus, populistischer Phantasterei und familiärem Frust bleibt eine trockene These. Der filmische Familienroman wird selbst zu dem als McGuffin dienenden Heilungsapparat, der verdrängte Trauer der Tochter zur kathartischen Eruption bringt. Diese paradoxe Parallele macht die strukturlose Selbstbespiegelung nur noch bizarrer.
Autor: Lida Bach