Wer glaubt, dass J.Lo nur RomComs spielen kann, wird mit Shotgun Wedding eines Besseren belehrt. Mit dieser actionreichen Komödie dringt sie eher auf ein für sie untypisches Terrain des Actionfilms vor. Obwohl sie schon in ein paar Actionfilmen, unter anderem in dem Film Parker, mitspielte, hielt sich, die für J.Lo vorgesehene Action, meist in Grenzen und sie war nur eine gutaussehende Figur, die zwar öfter in Erscheinung trat, aber sich an der eigentlichen Action kaum beteiligte. In Shotgun Wedding darf J.Lo endlich selbst das Ruder übernehmen und beweisen, was sie abgesehen vom Singen, Tanzen und Heiraten sonst noch so alles drauf hat. Jennifer Lopez heiratet mit Vorliebe nicht nur in ihrem Privatleben, sondern auch in ihren Filmen. Ob nun in Das Schwiegermonster, oder zuletzt in der Komödie Marry Me, J.Lo verpasst keine Gelegenheit, mit einem super schicken Hochzeitskleid aufzuwarten und darin wahnsinnig gut auszusehen.

Übrigens dürfen sich alle J-Lo-Booty-Fans freuen, J.Los Hintern wird, wie es sich gehört, fantastisch in Szene gesetzt. An alle Griesgrame, die weibliche Schönheit nicht zu schätzen wissen: Ja, die Optik spielt bei Filmen eine große Rolle und Jennifer Lopez ist nicht nur eine charismatische Erscheinung, sondern auch eine toughe Powerfrau, die dazu noch mit einem komödiantischem Talent gesegnet ist. Dieses Talent stellt sie mit Shotgun Wedding erneut unter Beweis und obendrein entpuppt sich der Film als eine wahre Hochzeitsparodie. Hier stellt sich definitiv die Frage: Was ist eigentlich schlimmer, die Familie auf der eigenen Hochzeit zu haben oder auf dieser Hochzeit von Piraten angegriffen zu werden? Alle, die schon mal eine Hochzeit geplant haben, wissen, dass Piraten auf der Hochzeit nicht unbedingt das größere Übel sind.

Was hat also diese schicke Shotgun Wedding eigentlich zu bieten? Einen Bräutigam, der die Rolle der Brautzilla übernimmt und alles krankhaft unter Kontrolle haben möchte, eine Braut, die nur die Hochzeit mit der Familie überleben möchte, zweideutige Witze, lustige Zeichensprache, die niemand versteht, einen Sexy-Ex, ein super toughes Paar und Jennifer Coolidge mit einem Maschinengewehr oder für alle American Pie-Fans: „Stiflers Mum got a gun!“, und sie steht ihr verdammt gut. Hinzu kommen noch spaßige Wasseraktivitäten, denen man gerne bei einer echten Hochzeit zugesehen hätte und ein sexy Zeitlupen-Run am Strand, der beinahe an Baywatch erinnert. Wem das alles immer noch nicht überzeugend genug ist, der sollte unbedingt wissen, dass J.Lo mit Shotgun Wedding ihr eigenes Privatleben auf die Schippe nimmt. Sie hat so viel Courage und Humor, die Braut eines kontrollsüchtigen Baseballspielers zu mimen. Die Anspielung auf ihren Ex Alex  Rodríguez lässt grüßen. Außerdem erinnert ihr cooler Ex-Freund, der von Lenny Kravitz (Die Tribute von Panem - The Hunger Games) verkörpert wird, an ihren verflossenen P. Diddy (Girls Trip) oder wie auch immer er sich gerade nennt.

Im Grunde ist Shotgun Wedding die weibliche Version von Massive Talent, nur mit einem Hochzeitskleid, das im Laufe des Films immer mehr an Stoff verliert und immer mehr an das Hochzeitskleid aus dem Film Ready or Not erinnert. Der Coolness- und der Powerfaktor der charismatischen Heldin steigt proportional mit dem Verlust der Stofffetzen. Je kürzer das Kleid, desto tougher die Braut. Die Action steht J.Lo wirklich gut und die beiden verliebten Streithähne sind superb miteinander, ob sie nun ein Netz auswerfen, ihre Gegner mit Haarspray besprühen oder einfach nur eine Granate fallen lassen, als wäre sie nur irgendeine Frucht. Doch nicht nur die beiden Hauptfiguren machen diesen Film so sehenswert, sondern auch bei den Nebenfiguren ist eine echte Granate zu finden. Jennifer Coolidge ist definitiv ein riesengroßes Highlight des Films. Sie schafft es eigentlich in jeder ihrer Rollen neben den Hauptfiguren zu glänzen und wer es schafft neben der überpräsenten J.Lo. so gut zu bestehen und in einer Nebenrolle eine Gagparade abzuliefern, der hat es verdient, neben J.Lo als Comedy-Queen gefeiert zu werden.

Für alle eingefleischten J.Lo Fans kommt jetzt noch die Einordnung von Shotgun Wedding im direkten Vergleich zu ihrem letzten Film Marry Me: Shotgun Wedding ist deutlich besser gelungen, weil der Film kaum Verschnaufpausen zwischen den einzelnen Gags lässt, sondern organisch von einem Witz zum nächsten läuft und mit der wohldosierten Action dafür sorgt, dass man ständig am Ball bleibt. Für alle, die jetzt allerdings einen knallharten Actionfilm erwarten, in dem alle paar Sekunden etwas explodiert und ständig geschossen wird, dem sei gesagt: Shotgun Wedding ist nicht Rambo, also braucht man mit derartigen Ansprüchen nicht in den Film zu gehen. Stilistisch erinnert der Film eher an The Lost City mit Sandra Bullock (Miss Undercover) und Channing Tatum (Magic Mike), wobei Shotgun Wedding den direkten Vergleich gewinnt, weil J.Lo nicht so verkrampft wie Sandra Bullock ist und J.Los Bräutigam Josh Duhamel (Transformers) nicht die hölzerne Ausstrahlung von Tatum hat. Shotgun Wedding bringt die Action einfach auf den Punkt und macht Lust auf mehr. Kaum zu Ende gesehen, wünscht man sich den Film erneut anzuschauen.