{{ tweet.login }}

{{{ tweet.body | format }}}

Wird geladen...

×
×

Erwähnungen

×

Benachrichtigungen

Quelle: themoviedb.org

Verfügbar auf

Amazon prime Wow

Inhalt

Letzter Film McQueens vor seinem Tod. Er spielt einen professionellen Kopfgeldjäger.

Kritik

Jeder Kopf hat seinen Preis wäre höchstwahrscheinlich heutzutage ein Film unter vielen, wenn ihm nicht eine unangenehme Ehre zu teil werden würde: Es ist der letzte Film von Steve McQueen (The Getaway). Während der Dreharbeiten wurde bei ihm Brustfellkrebs diagnostiziert. Als der Film im Dezember 1980 in den deutschen Kinos anlief, hatte er den Kampf gegen die Krankheit bereits verloren. McQueen verstarb am 7.November 1980 in einer mexikanischen Klinik an einem Herzinfarkt in Folge einer OP. Somit wurde der Film des zwar eifrigen, sonst aber nicht sonderlich aufsehenerregenden Auftragsregisseur Buzz Kulik (To Find a Man) zum Requiem einer stilprägenden Filmikone, die nur 50 Jahre alt werden durfte. So traurig die Begleiterscheinungen, so ungewohnt heiter das Event. Der sonst meist auf raue und ernste Stoffe festgelegte McQueen darf sich bei seinem Abschied mal aus einer komödiantischen Perspektive zeigen, auch wenn er natürlich trotzdem das kernige Raubein mit Coolness-Faktor 10+ bleibt. Nur eben in einem etwas entspannten Kontext mit so selten dargeboten, dafür äußerst charmanten „Schwachstellen“.

Aus dem Leben eines Kopfgeldjägers: Basierend auf der Biographie des echten Headhunters Ralph Thorson (hat einen Cameo als Barkeeper) folgt Jeder Kopf hat seinen Preis keinem wirklich konsequenten roten Faden bzw. vielleicht nicht so, wie sich zunächst vermuten ließe. Beschimpfungen wie Pflaumenaugust oder Kacker (ein Hoch auf die deutsche Synchro dieser Tage, pures Gold) sind noch das geringste Problem von Einparkexperte „Papa“ (McQueen), bei dem nervenaufreibendem Broterwerb kein Wunder. Immer On the Road sammelt er einen Kautionsflüchtigen nach dem anderen ein, manchmal sogar zwei auf einmal, wenn die Route gerade günstig liegt. Das sind mal harmlose Zeitgenossen wie Tommy (LeVar Burton, Lt. La Forge aus Star Trek: The Next Generation und den dementsprechenden Filmen), den er kurzerhand quasi adoptiert und es bald bereut, da der selbsternannte Technikfreak praktisch alles zer-repariert was das Eigenheim so hergibt. Mal zwei Meter große Modellbahn-Fans mit mehr Muskeln als Hirn, die im Wutanfall mit ihm als spotanes Hassobjekt auch mal die eigene Bretterbutze zu Kleinholz trümmern.

Soviel nur zum Beruflichen, vom Alltagsstress zuhause ganz zu schweigen…wenn er denn mal kurz da ist. Selbst der eigene Köter knurrt ihn an, woher soll er ihn auch kennen? Während die hochschwangere Lebensgefährtin hauptsächlich im Schlafzimmer auf die Niederkunft wartet – vor der dem knallharten Tough-Guy wahrscheinlich zum ersten Mal in seinem Leben wirklich die Düse geht – machen es sich seine Kumpels Tag für Tag bei ihm bequem. Spielen Poker, lassen alles stehen und liegen und nehmen den abwesenden und ungefragten Gastgeber wenigstens noch höflich wahr, falls er mal zum Duschen kurz reinschneit. Mehr ihr Zuhause als seins, ein Jugendtreff für Ehemänner in den mittleren Jahren – beneidenswert. Der Beruf hat hier und da halt seine unbequemen Einflüsse auf diese Oase der Ruhe (die er zumindest für andere bereitstellt), z.B. wenn ein wahrscheinlich unzufriedener Ex-Klient ihm mit Drohanrufen nach dem Leben trachtet und, als man es aufgrund dieser ganzen Hektik schon beinah vergessen hätte, es doch tatsächlich sehr handfest versucht in die Tat umzusetzen. Tja, als Kopfgeldjäger ist Feierabend mehr ein dehnbarer Begriff, besonders bei so eloquenten Auftraggebern wie Ritchie (Eli Wallach, Zwei glorreiche Halunken), die einem die undankbarsten Jobs versuchen als Kaffeefahrt mit potenziell neuen Busenfreunden unterzujubeln.

Jeder Kopf hat seinen Preis wirkt inhaltlich besonders zu Beginn ziemlich zerfahren und praktisch ziellos, was sich im weiteren Verlauf angenehm relativiert. Es geht hier nicht um DEN Fall oder DEN preisträchtigen Kopf. Eigentlich schildert der Film auf eine launige Weise nur den oft kuriosen 24/7-Irrsinn eines selbstständigen Menschenjägers. Einem aus der Zeit gefallenen und aufgrund der stolzen, als teilweise absurd entlarvten, denkmalgeschützten Verfassung der USA legitimierten Berufes; einem Relikt des Wilden Westens. Einem Job für echte Kerle. Die sich wüste Verfolgungsjagden mit verrückten Pyro-Gebrüdern durchs Maisfeld liefern (auf dem Mähdrescher, da werden Erinnerungen an Prime Cut wach); bewaffnete, geiselnehmenden Junkies nach halsbrecherischen Zirkusnummern auf dem U-Bahn-Dach stellen und praktisch nach Feierabend noch die eigene Familie vor kriegsbemalten Psychopathen retten müssen, indem man eine Schule in die Luft jagt. Und trotzdem klappt man am Ende zusammen, wenn es sich nicht mehr vermeiden lässt, endlich mal echte Verantwortung für jemanden zu übernehmen, den man nicht mehr einfach so abgeben kann/sollte.

Obwohl der Film absolut Stringenz irgendwo vermissen lässt, sich nicht immer passend zwischen flapsigen Späßchen und plötzlich doch straffen Actionszenen stimmig einordnen kann, mit einer gewissen Warmlaufzeit und dem Verständnis dafür, was hier eigentlich erzählt werden soll, macht Jeder Kopf hat seinen Preis immer mehr Spaß. Angereichert mit flotten Running-Gags - insbesondere das brachiale Unvermögen des im wahren Leben passionierten Motorsportverrückten Steve McQueen, sobald er ein Fahrzeug unfallfrei bewegen soll - und dem bis dato praktisch unbekannten Talent seines Hauptdarstellers, sich von einer selbstironischen, humorvollen Seite zu zeigen, die ihm ausgezeichnet steht. So bedauerlich es selbstverständlich ohnehin ist, dass dies SteveMcQueen’s letzter Film sein sollte: Dass er sich ausgerechnet erst jetzt aus diesem ungenutzten Blickwinkel präsentieren durfte, setzt dem Ganzen noch die bittere Krone auf. Die zweite, altersgerechte Karriere, sie wäre sehr vielversprechend gewesen.

Fazit

Auf den leider letzten Metern einer viel zu kurzen Karriere präsentiert sich der wilde Haudegen Steve McQueen mit viel Gespür für Witz, Selbstironie und gleichzeitig trotzdem einem gesunden Beibehalten des eigenes Images. Diese geschickte Mischung geht dem Drehbuch und somit dem Gesamtprodukt gelegentlich ab. Praktisch ist McQueen in seiner Mission besser als der Rahmen, den er ausfüllen muss. Egal, denn aus der Kombination ergibt sich ein flotter, oftmals wohl viel zu kritisch gewichteter Film, der niemals diese Bürde tragen wollte, die ihm nun auf den Schultern lastet.

Kritik: Jacko Kunze

Wird geladen...

×