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Quelle: themoviedb.org

Inhalt

Lolo, Cacá, Eli und Alain, vier junge Menschen aus Venezuelas Oberschicht, leben ein ungezügeltes Leben mit Sex und Drogen, bis eines Tages Eli brutal ermordet wird. Sechzehn Jahre später leidet Alain unter den Erinnerungen an den Mord und denkt in seiner sorglosen Gegenwart darüber nach, dass derjenige, der zum Mörder erklärt wurde, womöglich gar nicht der Mörder war…

Kritik

Venezuelas Hauptstadt Caracas wird im Jahr 2017 immer wieder erschüttert durch Unruhen, hervorgerufen durch die gewaltsam niedergeschlagenen Proteste von Studierenden und andere liberal eingestellten Demokratie-Befürwortern gegen die Militär-diktatorische Staatsmacht. All das beobachten Alain – der Hahn im Korb – und die Freundinnen Lola, Cacá und Eli ziemlich uninteressiert aus der Ferne, obwohl sie eigentlich doch mittendrin sein müssten. Schließlich ist es ihre Generation, die für mehr Freiheit auf die Straße geht. Doch die vier Schüler*innen leben in ihrer eigenen Welt. Sie gehören zu dem kleinen Kreis von wohlsituierten Rich-Kids und speziell dieses Quartett könnte sorgloser nicht sein. Ihre Freizeit verbringen sie im Drogenrausch und mit gemeinsamen Liebesspielen untereinander. Von den Zukunftsängsten da draußen bekommen sie nur am Rande etwas mit, tangieren sie nicht einmal peripher. Störfaktoren ihrer Blase aus Lust und Rausch werden mit heimtückischer Kaltschnäuzigkeit aus dem Weg geräumt.

So bezichtigen sie einen Lehrer, der sie in einer Klausur durchfallen lässt, der Pädophilie und platzieren entsprechend belastenden Indizien oder machen der Leiterin eines Jugendcamps – in dem sie als Betreuer*innen aktiv sind, jedoch den dort minderjährigen Jungen gegen Bezahlung zu ihren ersten Blow- und Handjobs verhelfen – unmissverständlich klar, dass diese ihnen gar nichts zu sagen hat, da es schließlich ihre Eltern sein, die alles hier finanzieren. Alles geht so seinen Lauf, bis Eli plötzlich tot und schwer misshandelt in einem Hotelzimmer aufgefunden wird. Der Täter – ein weiterer Lehrer der Schule – wird schnell gefasst und nur wenige Tage später im Gefängnis von Mitinhaftierten auf brutalste Weise gefoltert und gelyncht. Ein Schock, der die Gruppe sprengt und Alain bis heute nicht mehr losgelassen hat. Nun, 16 Jahre später im Jahr 2033, arbeitet er als Zeitungsjournalist und führt eine Beziehung zu seinem Kollegen Salvador. Als dieser von Alain’s Geschichte erfährt wittert er den Stoff für ein neues Buch und stellt Recherchen an, die bei Alain lange verdrängte Erinnerungen wieder an die Oberfläche befördern.

Für Regisseur Hernán Jabes ist die Verfilmung des Romans von Eduardo Sánchez Rugeles sein dritter Spielfilm nach Macuro (2008) und Piedra, papel o tijera (Stein, Papier oder Schere, 2012), der durchaus als eine Art soziale Metapher betrachtet werden kann. Der große Zeitsprung im Plot, der das Publikum zwischen dem Venezuela aus dem Jahr 2017 und 2033 hin und her pendeln lässt, scheint auf den ersten Blick keine große Bedeutung zu haben und spielt tatsächlich nur am Rande eine Rolle. Er deutet nur gelegentlich an, dass ein angeblich gemäßigtes Venezuela der Zukunft in Wahrheit auch nur eine etwas friedlichere, allgemein besser in ein nach sehr rechts gerücktem Weltbild passende Fake-Demokratie zu sein scheint. Bei der es nicht mehr zu gewaltsamen Aufständen kommt, aber hinter der ruhigen Fassade genauso alles totgeschwiegen und vertuscht wird. Dies lässt sich auf die Figuren übertragen, die mehr oder weniger ein Sinnbild der politischen Lage sind. Ein Quartett von hedonistischen Wohlstandskinder, deren Probleme nicht die der normalen Bevölkerung sind und ihre Konflikte mit erschütternder Skrupellosigkeit lösen. Eine kleine Elite, die ihre Macht gnadenlos ausnutzt. Und auch nach Jahren nicht bereit ist, irgendwelche Schuldeingeständnisse hinzunehmen. Nicht mal vor sich selbst, und stattdessen wieder in alte, gut gehütete Mechanismen verfällt.

Als gradliniger Spannungsfilm taugt Jezabel aufgrund seiner bewusst gewählten Struktur weniger und den (dezenten) Plot-Twist gen Ende hat man nicht nur so oder so ähnlich schon relativ oft gesehen, sondern er lässt sich ohnehin in gewisser Weise relativ früh erahnen. Das der Film trotzdem über weite Strecken funktioniert, liegt an seinen sehr überzeugenden Darstellern und einer nicht wirklich greifbaren, gerade dadurch aber irgendwie faszinierenden und interessanten Ambivalenz. Sowohl bei seinen Figuren, den subtilen Anspielungen und den nur angedeuteten Genre-Qualitäten, die in dieser Mixtur jedoch ein stimmungsvolles Ganzes ergeben, das einen auch nach dem Abspann noch eine Weile damit beschäftigen lässt. Allein das schafft nicht jeder Film.

Fazit

Faszinierende Mischung aus Thriller, Charakterstudie und Sozialparabel, deren Plot-Entwicklungen vielleicht nicht so überraschen wie erhofft, jedoch durch starke Darstellerleistungen punktet und einiges an interpretativen Spielraum anbietet. Abseits des Mainstreams auf alle Fälle ein Film, der sowohl Talent wie Experimentierfreude erkennen lässt.

Kritik: Jacko Kunze

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