Inhalt
Paul Turner (Rob Lowe) ist ein sogenannter spin doctor – ein Imageberater für Politiker. Gemeinsam mit seiner jungen Assistentin Kerstin (Jamie Chung) ist er für die Publicity eines kalifornischen Senators (David Harbour) sowie des Gouverneurs von Kentucky (Eric McCormack) zuständig. Überdies bittet eine engagierte Ärztin aus San Francisco (Carrie-Anne Moss) den versierten Strategen um Unterstützung, da sie als Gouverneurin kandidieren möchte.
Kritik
Bill Guttentags „Knife Fight – Die Gier nach Macht“ transportiert eine klare Botschaft: Politik ist ein schmutziges Geschäft; und auch diejenigen, die es gut meinen, müssen sich schmutzig machen, um ihre hehren Ziele zu erreichen – oder diesen „Schmutz“ doch zumindest von anderen erledigen lassen. Diese Message ist nicht neu oder sonderlich gewagt – aber sie kann (leider) nach wie vor absolute Gültigkeit beanspruchen. Zur Vermittlung der Botschaft wird hier allerdings kein eindeutiger Erzählton gewählt – denn der Film ist weder eine durchgängig böse Satire im Stile von „Wag the Dog“ noch ein konstant dramatisch-ernsthafter Polit-Thriller wie zum Beispiel „The Ides of March“. Als Mix aus schwarzer Komödie und spannungsvollem Moralstück wirkt das Werk über Macht und mediale Manipulation recht unentschlossen – und kann letztlich auf beiden Terrains nicht vollauf überzeugen.
Das Drehbuch von Guttentag und Chris Lehane arbeitet insbesondere in der Figurenzeichnung mit Klischees – und zwar bedauerlicherweise auf äußerst lustlose Art und Weise: Der Senator (und US-Army-Veteran) Stephen Green und der Gouverneur Larry Becker sind ambitionierte Politiker – die sich beide (ganz in der Bill-Clinton-Tradition) auf außereheliche Affären einlassen. Bei den Geliebten handelt es sich um ein berechnendes Biest mit dubioser Vergangenheit beziehungsweise um ein naiv-zerbrechliches Wesen aus gutem Hause. Keine dieser vier Personen gewinnt im Laufe des Geschehens an Tiefe (was im Falle eines Films, der auf Spannung setzt, erstrebenswert wäre) – und ebenso ist keine der vier allzu originell-komisch gestaltet (was wiederum eine dark comedy-Tugend wäre). Auch die Ärztin Penelope Nelson bleibt blass; ihr Idealismus dient in erster Linie dazu, den Entwicklungsprozess des „Helden“ voranzutreiben. In weiteren Rollen sind zahlreiche bekannte Gesichter (etwa Saffron Burrows aus „Deep Blue Sea“) zu sehen – wobei allein Jennifer Morrison („Dr. House“) in einem herrlich schrägen Seitenauftritt einen bleibenden Eindruck zu hinterlassen vermag.
Neben der von Jamie Chung („Sucker Punch“) gespielten Assistentin Kerstin, die sich noch unsicher ist, ob sie beruflich die richtige Richtung eingeschlagen hat, ist der Protagonist Paul hier ohne Frage die unterhaltsamste Figur. Der Achtzigerjahre-Teen-Star Rob Lowe („Bodycheck“) verkörpert einen Mann, der seinen PR-Job als Kunst begreift. Die erste Filmhälfte, in welcher Paul seiner zweifelhaften „Der Zweck heiligt die Mittel“-Maxime unbeirrt folgt, ist jedoch weitaus reizvoller als die vorhersehbare zweite Hälfte. Man könnte sich Paul und Kerstin gut als Seriencharaktere vorstellen – zumal sie sich in einem TV-Format in kleineren Schritten entfalten könnten.
Fazit
„Knife Fight“ vermittelt eine (ewig?) aktuelle Message, findet zwischen Polit-Satire und ernsthafter Auseinandersetzung aber keinen wirklich zufriedenstellenden Weg. Während die Nebenfiguren farblos geraten sind, ist die Hauptrolle durchaus interessant angelegt.
Autor: Andreas Köhnemann