{{ tweet.login }}

{{{ tweet.body | format }}}

Wird geladen...

×
×

Erwähnungen

×

Benachrichtigungen

Quelle: themoviedb.org

Inhalt

Die Show Le prix du danger ist der absolute Quotenhit im französischen Fernsehen. Dem Kandidaten winkt eine Menge Geld, der Einsatz ist jedoch hoch: Fünf Stunden lang wird er von Killern gejagt, die sich ebenfalls freiwillig für diese Aufgabe beworben haben. Überlebt er die Hetzjagd, sackt er das Preisgeld ein, seine Verfolger kassieren ihren Anteil nur bei seinem Tod. Bisher hat noch keiner der Gejagten überlebt, dafür sorgt der Sender hinter den Kulissen schon. Doch der aktuelle Teilnehmer Gérard kommt beim Publikum so gut an, dass man über die gewohnte Strategie ins Grübeln gerät.

Kritik

Kopfjagd – Preis der Angst basiert auf der Kurzgeschichte Prize of Peril des US-amerikanischen Schriftstellers Robert Sheckley. Diese diente auch als Vorlage für einen deutschen TV-Klassiker: 1970 flimmerte Das Millionenspiel über die Mattscheiben der Bundesrepublik und sorgte dabei für Aufsehen und Irritation gleichsam. Der von Wolfgang Menge (Ein Herz und eine Seele) produzierte Film verwendete die Idee um eine Menschenjagd Spielshow, in dem er sie tatsächlich wie eine gängige Samstagabendshow inszenierte. Der authentische Look gepaart mit dem menschenverachtenden Inhalt war in seiner radikalen Satire für das damals gut behütete deutsche Fernsehpublikum stellenweise überforderndes Neuland, was dazu führte, dass viele es für bare Münze nahmen. Neben Aufschreien der Empörung gab es tatsächlich auch ernstgemeinte Anfragen, bei der nächsten Show teilnehmen zu können.

Diese 13 Jahre später produzierte französische Adaption geht hingegen den ganz klassischen Weg und erzählt den Stoff aus „normaler“ Spielfilmperspektive. Der Sarkasmus und die pechschwarze Ironie von Das Millionenspiel ist somit nicht direkt vorhanden, die bitterböse Dystopie rund um die moralische Verwahrlosung der Gesellschaft durch die skrupellose Manipulation von Medien und Industrie bleibt natürlich nach wie vor Kern und Herz der Handlung. Statt einen sich eigentlich nur selbst spielenden und damit herrlich selbstironisch aufs Korn nehmenden Dieter Thomas Heck ist diesmal Weltstar Michel Piccoli (Die Verachtung) als grell überzeichneter Gameshow-Moderator zu sehen. Das Prinzip bleibt gleich: Arme Schlucker riskieren ihre Leben für ein Preisgeld, das sie als letzten Ausweg aus ihrer existenziellen Notlage betrachten. Auf der anderen Seite können ganz normale Bürger all ihre perversen Gelüste mal ungehemmt ausleben, wenn ihnen eine der Rollen als Scharfrichter zu Teil wird und sie für fünf Stunden die Lizenz zum Töten erhalten. Alles live und in Farbe verfolgte von einem Millionenpublikum, das keine Sekunde dieses medialen Spektakels verpassen möchte. Das Beste daran: Alles findet in der Öffentlichkeit statt, interaktives Agieren ist mit etwas Glück möglich. Man muss nur zur richtigen Zeit am richtigen Ort sein. Doch in Wahrheit ist der Wettkampf nur eine große Illusion, denn selbstverständlich geben die Produzenten zu keinem Zeitpunkt die Fäden aus der Hand.

Kopfjagd – Preis der Angst zieht im direkten Vergleich mit Das Millionenspiel aufgrund dessen grandiosen Konzepts und der mutigen Umsetzung natürlich den Kürzeren, isoliert davon betrachtet gelingt Regisseur Yves Boisset (Der Richter, den sie Sheriff nannten) jedoch eine überaus gelungene Mischung aus zynischer Medien-Satire und knackigem Genre-Reißer, den man getrost als den besseren Running Man betrachten kann. Rückwirkend betrachtet scheint das bekannte Arnold Schwarzenegger-Vehikel sich sogar deutlicher an Das Millionenspiel (dort gab es bereits den Tunnel mit den „Einschusslöchern“) und diesem Film zu bedienen als an der eigentlich Romanvorlage von Stephen King, mit der er ja kaum noch etwas gemein hatte. Da man aus Sicht von Hollywood-Produzenten in den USA keine nicht englischsprachigen Filme schaut (was leider nicht ganz falsch ist), konnten viele Elemente aus beiden Filmen ohne schlechtes Gewissen wiederverwendet werden. Die eigentliche Darstellung der Show (inklusive des hier von Michel Piccoli großartig verkörperten Host) sowie die Entwicklung des Plots haben schon unübersehbare Parallelen. Während Running Man dann aber nur ein Radau-Spektakel blieb, ist dies hier eher gallig-pessimistische Medienschelte mit einem ziemlich zackigen Genre-Part. Der Actionanteil hält sich lange Zeit sehr in Grenzen, dafür fliegt im Schlussdrittel dann ordentlich die Kuh und Hauptdarsteller François Jacquemard (Wahl der Waffen) schindet mit einer wuchtig-engagierten Perfomance mächtig Eindruck. Das gepaart mit dem äußerst nihilistischen Schlusspunkt runden das Gesamtbild erfreulich stimmig ab.

Fazit

Zwischen „Das Millionenspiel“ und „Running Man“ scheinbar völlig in Vergessenheit geratene B-Movie-Perle aus seligen VHS-Tagen, die viel zu gut ist für sein stiefmütterlich behandeltes Nischendasein. Eine dystopische, ätzende Mediensatire, die trotz begrenzter Mittel sogar in seinen rasanten und fiebrigen Actionszenen überraschend stark abliefert.

Kritik: Jacko Kunze

Wird geladen...

×