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Quelle: themoviedb.org

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In verschiedenen Episoden wird ein postapokalyptisches Los Angeles gezeigt, in dem die Einwohner seelisch und körperlich unter den schweren Folgen eines Erdbebens zu leiden haben. 

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Quelle: themoviedb.org

Kritik

In der Öffentlichkeit war Steven Ellison (Wrong Cops: Chapter 1) bislang vor allem als Musiker bekannt. Unter seinem Künstlernamen Flying Lotus kreiert er Songs, die zwischen wildem Free-Jazz, Hip-Hop-Beats und elektronischen Einflüssen variieren und in ihrer experimentierfreudigen Art voller unangepasster Energie stecken. Da sich Ellison aber in erster Linie als Künstler definiert, der von unterschiedlichsten Einflüssen inspiriert wird, strömt sein Talent in zahlreiche Richtungen verschiedener Kunstformen, was schließlich dazu führte, dass er mit Kuso nun sein Debüt als Filmemacher abgeliefert hat. 

Es ist ein Werk, das sich bereits nach der Weltpremiere auf dem Sundance Film Festival im Januar 2017 in jene Riege skandalumwitterter Streifen einreihen durfte, die nach ihrer Uraufführung ein Lauffeuer an bestürzten Reaktionen entfachten. Während darüber berichtet wurde, dass zahlreiche Zuschauer den Saal vor dem Ende der Vorstellung verließen, zeigten sich einige Kritiker regelrecht entrüstet. Mitunter war sogar von einem der ekelerregendsten, abstoßendsten Filme aller Zeiten die Rede. 

Der Film lässt sich gegen diese Beschreibungen und Reaktionen kaum verteidigen, denn Kuso labt sich derart ausschweifend und explizit an anstößigen Grenzüberschreitungen, dass sich Durchschnittszuschauer schon nach kürzester Zeit überfordert abwenden dürften. Mit nur zwei Millionen Dollar Budget, die der Regisseur komplett aus eigener Tasche bezahlt hat, erschafft Ellison seine persönliche, eigenwillige Vision eines postapokalyptischen Los Angeles, in dem die Bewohner von einem Erdbeben erschüttert und schwer gezeichnet wurden. 

In mehreren Episoden, zwischen denen der Regisseur auf einem Fernsehgerät abwechselnd hin und her schaltet, zeigt Ellison Menschen, welche jegliche Form von Normalität vermissen lassen. Die Figuren in Kuso weisen sonderbare Deformationen auf, Gesichter sind von wuchernden Ausschlägen übersät und aus sämtlichen Körperöffnungen spritzen oder fließen Flüssigkeiten in den unterschiedlichsten Farben. Als radikaler Gegenentwurf zum gleichförmigen, konventionellen Kino, das Ellison scheinbar im Mainstream- und Independent-Format anprangert, erweist sich der Film alleine durch das entstellte, verzerrte Figurenensemble als Liebeserklärung an das Abseitige, Ungewollte und Ausgegrenzte. 

Mit den jeweiligen Geschichten und der dazugehörigen Verwirklichung um die Figuren herum tobt sich der Regisseur allerdings erst so richtig aus und präsentiert seinem Publikum einen kaum in Worte zu fassenden Albtraum aus Abgründen, Perversionen, Halluzinationen, Symbolen und popkulturellen Verweisen. Die surrealen, düsteren Bilderwelten eines David Lynch (Eraserhead), der pulsierende, wuchernde Körperhorror aus dem Frühschaffen von David Cronenberg (Naked Lunch) und ein Sinn für abstrakte Impressionen, die auf eine kompromisslose, rein audiovisuelle Schockwirkung setzen und sich bis zu Luis Buñuels Ein andalusischer Hund zurückverfolgen lassen, sind allesamt in Ellisons Debüt zu erkennen. 

Am stärksten erinnert Kuso mit seinem schamlosen Humor, der schwärzer kaum sein könnte und immer wieder in wahnsinnigen Nonsense kippt, jedoch an die Ren & Stimpy Show. Mit einer deutlich ausgelebten Vorliebe für Close-ups auf mutierte Insekten, eitrige Verformungen sowie ausgesonderte Körpersäfte und gelegentlichen Verweisen auf die eigene Herkunft zwischen Trash und Kunst wirkt der Streifen zeitweise wie eine reale Adaption der anarchischen Cartoon-Serie aus den 90ern, bei der die Verantwortlichen damals irgendwann selbst dazu gezwungen waren, der außer Kontrolle geratenen Anarchie einen Riegel vorzuschieben. 

Ellisons Vorstellungen waren hingegen über die gesamte Laufzeit keinerlei Grenzen gesetzt. Zwischen bizarr gestalteten Werbespots, in denen sich beispielsweise freizügige Damen einer Sex-Hotline von Aliens penetrieren lassen, Kleiderbügel-Abtreibungskliniken, Föten, die aus Körpern gerissen und als Joint geraucht werden oder schräg animierten Sequenzen, die das Gefühl eines LSD-Trips körperlich spürbar werden lassen, erweist sich Kuso als polarisierendes Meisterwerk voller widersprüchlicher Gefühle, transgressiver Bilder, tonaler Extreme und lustvoller Abgründe, das viele als selbstzweckhafte, aufdringliche Provokation hassen werden, während diejenigen, an die der Film gerichtet ist, mit nervösem Zittern, aufgerissenen Augen oder runterklappender Kinnlade regelrecht in eine andere Welt transportiert werden.

Fazit

Fans von David Lynch, David Cronenberg, Luis Buñuel, Takashi Miike und vor allem anarchischem Cartoon-Wahnsinn wie die Ren & Stimpy Show dürften mit Steven Ellisons Regiedebüt „Kuso“ einen der besten Filme des Jahres erleben. Alle anderen sollten lieber weiten Abstand halten. Ein Film, der das Kino im Jahr 2017 grenzüberschreitend, pervers, unterhaltsam und trotzdem irgendwo anrührend regelrecht zersprengt.

Kritik: Patrick Reinbott

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