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Quelle: themoviedb.org
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Inhalt

Vier Großmütter beschließen, „Hamlet“ aufzuführen. Selbstermächtigung, Spaß und magischer Realismus – das Viertel steht Kopf.

Kritik

Vor gut 15 Jahren landete Nabil Ben Yadir (Animals: Wie wilde Tiere) mit seiner in Brüssel angesiedelten Kiez-Komödie Les Barons einen Überraschungserfolg. Den dürften zwar selbst damalige Fans längst vergessen haben, aber dessen Handlung ist ohnehin nahezu irrelevant für das selbstbegeisterte Sequel. Jenes ist weniger eine Weitererzählung als eine Fortsetzung im Geiste, angesiedelt im gleichen filmischen Universum und beschwingt von der gleichen knallig-bunten Idealisierung. Jene gilt vor allem der lebenslustigen Protagonistin, scheinbar inspiriert von der Mutter und Co-Regisseurin des belgischen Filmemachers, Mokhtaria Badaouis.

Fatima (Saadia Bentaïeb), die im in der belgischen Hauptstadt im Molenbeek lebt, sieht mit 65 Jahren plötzlich die Träume, auf deren Erfüllung sie geduldig gewartet hat, zusammenbrechen. Anstatt in Marokko wie versprochen beider Ruhesitz für das Alter vorzubereiten, führt ihr Ehemann dort ein Doppelleben mit einer jüngeren Frau. Die rüstige Seniorin entschließt sich, ihren jugendlichen Wunsch nach der Schauspielerei endlich zu erfüllen. Unterstützt von ihren Freundinnen will sie „Hamlet“ auf die Bühne bringen - in einer emanzipierten Neuinterpretation aus ihrer Perspektive. 

Bunt, beschwingt und ohne viel Beachtung für Realität, Glaubhaftigkeit und logistische Hürden entwirft das Mutter-Sohn-Regie-Gespann ein verklärtes urbanes Märchen. Dass dies ältere Frauen mit migrantischem Hintergrund feiert, kaschiert den formalen und soziologischen Konformismus. Die optimistische Message von Neubeginn und Selbstverwirklichung übertüncht die Biederkeit und Bourgeoisie des glatt gebügelten Szenarios. Darin wurde alles, was an Unterschicht, unästhetisch und unangepasst ist, entfernt. Die adrett ausstaffierte Wohngegend ist zugleich Laufsteg und Bühne der Golden Girls Clique, die weder finanzielle, strukturelle oder gesundheitliche Einschränkungen kennt. 

Fazit

Aus einem banalen Familienzwist machen Nabil Ben Yadi und Mokhtaria Badaoui im doppelten Sinn viel Theater. Das bewährte Handlungsschema einer Truppe Seniorinnen, die sich von alten Zwängen befreien, verbindet die routinierte Inszenierung mit dem lokalen Kolorit und Klischeetypen der Kiez-Komödie. Statt satirischer Schärfe steckt die simple Handlung voller Zuneigung - vor allem an sich selbst. Emotionale Nuancen verlieren sich zwischen den üblichen Szenen von Kostümgeplänkel, Organisation und Proben. Die Shakespeare-Verbindung bleibt ebenso bemüht wie die tragischen Anklänge. Immerhin die Darstellerinnen sind sympathisch. Der Rest ist zuckerige Seichtheit. 

Kritik: Lida Bach

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