Inhalt
Die beiden Freunde und Metzger Svend (Mads Mikkelsen) und Bjarne (Nikolaj Lie Kaas) machen sich selbstständig und eröffnen eine eigene Metzgerei, haben aber gegen ihren Ex-Chef und Fleischgroßhändler Holger (Ole Thestrup) keine wirklichen Chancen auf dem Markt. Als ein Elektriker bei einem Unfall in einem ihrer Kühlräume stirbt, kommt Svend die zündende Idee, die zum Erfolg führen soll. Am Tag darauf überrascht er Bjarne mit einer neuen Wurstspezialität, die so gut ankommt, dass die beiden wenig später vor einem ernsten Nachschubproblem stehen...
Kritik
Die Filme von Anders Thomas Jensen (Adams Äpfel, Men & Chicken) als Komödien zu bezeichnen ist eigentlich etwas irreführend. Sie sind nicht "Haha-Witzig", sondern in ihrem Humor sehr schwarz und sehr trocken. Entsprechend wird es Anhängern der leicht verdaulichen Feel-Good-Komödie etwas schwer fallen, die Geschichte von Dänische Delikatessen um Verlust, Ablehnung und Wurst aus Menschen besonders genießbar zu finden. Für diejenigen, die nichts dagegen haben, wenn einem das Lachen auch mal ein bisschen im Hals stecken bleibt, bietet der Film jedoch einen Reiz, der nicht zuletzt von der Eigenheit und Originalität des Films ausgemacht wird. Zumindest, sofern man den Film nicht mit anderen von Jensens Projekten vergleicht...
Tatsächlich finden sich in Dänische Delikatessen nämlich eine Menge Elemente, die auch die späteren Filmprojekte Jensens aufweisen: Eine prominente Rolle von Hühnern, eigenartige Familienbande, krankhaft sture Menschen und zu Beginn ist sogar ein Apfelbaum in Svends Garten zu sehen. Jenseits dieser Äußerlichkeiten zeichnet sich aber auch schon eine gewisse stilistische Handschrift Jensens ab, die den Film auf einer bloßen technischen Ebene sehr sehenswert machen. Währen der Film beispielsweise in einem sehr begrenzten Repertoire von Örtlichkeiten spielt, schafft der Film es, diese Orte durch unterschiedliche Kamerawinkel immer wieder neu einzufangen und interessant zu machen.
Wie auch in Jensens anderen Filmen spielt Mads Mikkelsen (Hannibal, Casino Royale) eine der Hauptrollen und verkörpert dabei den "schwitzenden Svend" mit so einer Hingabe, dass man ihn abwechselnd bemitleidet, sich vor ihm ekelt oder ihn einfach nur verprügeln will. Es ist schon sehr bezeichnend, dass man dessen Gegenstück, den von Nikolaj Lie Kaas (Illuminati, Old Men in New Cars) gespielten Bjarne, trotz Dauerkiffen, Gewaltausbrüchen und leidenschaftlicher Tierpräparation als einen der "normalsten" Charaktere empfindet. In diesem Zusammenhang sollte auch unbedingt die vorzügliche Maske erwähnt werden. Egal, ob es Svends absurd hohe Stirn und verschwitzte Haut, Holgers (Ole Thestrup) Hasenzähne oder Eigils (ebenfalls Nikolaj Lie Kaas) beknackte Haare sind: Es ist diese verzerrte Optik der Charaktere, die ihre Absurdität unterstreicht und den sonst sehr geerdeten und realistischen Look des Films aussetzt. Dieser Look ist es auch, der sehr bezeichnend für den grotesken Ton von Jensens Filmen ist.
Dieser Ton spiegelt sich aber auch in vielen weiteren Aspekten des Films wieder. So werden beispielsweise viele tragende Szenen, mit eigentlich tragischem Inhalt, wie die Aufklärung vom Schicksal von Bjarnes Familie, mit schwerer klassischer Musik unterspielt und wirken dabei so überspitzt, dass man sich eines Lachens oftmals nicht erwehren kann. Wenn man also kein Problem damit hat, die Protagonisten seines Films auch mal ein bisschen zu hassen und ihnen unverzeihliche Fehltritte zugesteht, für die sie ein Happy End gar nicht verdient hätten, dann kann man Dänische Delikatessen eine Menge Spaß haben. Kunst muss nunmal nicht zwangsweise moralisch sein, besonders wenn es sich um eine Groteske handelt.
Fazit
Mit seinem trockenen und schwarzen Humor, der oft ins Bizarre und Groteske umschlägt, ist "Dänische Delikatessen" nicht nur ein interessantes Frühwerk von Regisseur und Drehbuchautor Anders Thomas Jensen, sondern auch sonst ein starker Eintrag in der dänischen Filmlandschaft, auch wenn sich dabei über guten Geschmack streiten kann.