MB-Kritik

Liebende Frauen 2011

Drama

Inhalt

England, zur Zeit des Ersten Weltkriegs. Ursula (Rachael Stirling) ist Lehrerin und lebt auf dem Land bei ihren Eltern. Ihre Schwester Gudrun (Rosamund Pike) führt als Künstlerin ein unkonventionelles Leben in London. Die beiden sind grundverschieden und stehen doch vor denselben Problemen. Ihre Unbeschwertheit wird früh durch Schicksalsschläge und Enttäuschungen getrübt. Die größte Herausforderung beginnt mit ihrer Liebe zu zwei miteinander befreundeten Männern ...

Kritik

"Loving Wifes" von DH Lawrence schockierte seinerzeit gemeinsam mit dem Vorgängerroman "The Rainbow" die Gesellschaft. Damals wurde "The Rainbow" nach einer Gerichtsverhandlung gar verboten, alle im Umlauf befindlichen Kopien wurden verbrannt. Erst elf Jahre später kehrte es zurück in den Buchhandel. Was vor rund 100 Jahren als skandalös galt, hat natürlich zur heutigen Zeit viel von seiner Verruchtheit verloren. Dennoch präsentiert sich auch diese BBC Verfilmung aus dem Jahre 2011, die als zweiteilige Serie gezeigt wurde und ein Amalgam aus beiden Romanen darstellt, recht zeigefreudig. 

Darin liegt allerdings nicht der Hauptaugenmerk in dieser Adaption von Miranda Bowen. Liebende Frauen schafft es, die Figuren aus der Vorlage heraus zu lösen, sie eigenständig agieren zu lassen. Den übergeordneten Themen, der Erforschung des eigenen Liebeslebens und der eigenen Sexualität, erweist die Verknüpfung mit den Darstellern einen recht guten Dienst. Wo sonst Themen wie Freiheit, Liebe, aber auch Schuld und Familienbande schwer wiegen, schaffen es die Schauspieler, dem ganzen ein Gefühl von Leichtigkeit zu verpassen. Auch die teilweise etwas sperrigen Dialoge stehen da nicht wirklich im Weg.

Rosamund Pike (Gone Girl, The World's End) überzeugt als oft sturköpfige Künstlerin Gudrun Brangwen. Rachael Stirling (Lachsfischen im Jemen) hat als ihre Schwester Ursula sowohl ordentlich Biss als auch ziemlich was auf dem Kasten. Dass diese beiden Frauen sich schnell langweilen bringen beide Darstellerinnen jedenfalls glaubhaft herüber. Ihnen gegenüber stehen Joseph Mawle (Ripper Street, Kill your Friends) als Industrieller Gerald Crich sowie Rory Kinnear (Penny Dreadful, The Imitation Game) als Schulinspektor. Während man klar sagen muss, dass alle Darsteller einen überzeugenden Job machen, trägt Kinnear die Verfilmung zu großen Teilen auf seinen Schultern. Zu Beginn erweckt er den Eindruck, sich seiner selbst so sicher zu sein, doch im Verlauf der 180 Minuten zerbrechen sein Weltbild und sein Selbstbild wie ein Kartenhaus. Mit ihm fühlt man nahezu automatisch mit.

In ruhigen, unaufgeregten Bildern entfalten sich allerhand liebestechnische Irrungen und Wirrungen um diese vier Figuren. Da fallen auch gerne mal die Hüllen, dies wirkt aber zu keiner Zeit billig oder nach Aufmerksamkeit heischend. Der ruhige Soundtrack ergänzt das Geschehen stimmig. Eine besondere Erwähnung verdient auch die Geräuschkulisse an sich, alles klingt hier wunderbar betont und lebendig und macht Liebende Frauen nicht zur zu einem optischen Hingucker, sondern auch zu einem wohlklingenden Genuss.

Fazit

"Liebende Frauen" leidet zwischenzeitlich an geschwollen klingenden, dennoch nichtssagenden Dialogen. Die Geschichte um die beiden titelgebenden Frauen ist dennoch ansprechend verfilmt und überzeugt vor allem durch die Leistung der Darsteller, angeführt vom stets brillanten Rory Kinnear, der hier erneut sein Talent unter Beweis stellen darf.

Autor: Sandra Scholz
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