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Quelle: themoviedb.org

Inhalt

1965 kehrte Wendell Berry in seine Heimat in Henry County, Georgia, USA zurück, wo er ein kleines Bauernhaus erwarb und ein Leben als Landwirt, Autor und Lehrer begann. Seine anhaltende Verbundenheit mit dem Landleben und der Gemeinde bildeten auch die Grundlage seiner fruchtbaren schriftstellerischen Arbeit. Ein halbes Jahrhundert später ist Henry Country wie viele ländliche Gemeinden überall in Amerika zum Schauplatz eines stillen ideologischen Kampfes geworden: Innerhalb einer Generation sind die Tugenden wie Einfachheit, Verantwortung für das Land, eine nachhaltige und regionale Landwirtschaft und Ortsverbundenheit ersetzt worden durch ein kapitalintensives Modell industrieller Landwirtschaft mit maschineller Arbeit, dem Einsatz von Kunstdünger, Bodenerosion und Schulden. Berry, der diese Entwicklungen verfolgt hat, wurde zu einem der leidenschaftlichsten und sprachgewaltigsten Verteidiger des ländlichen Lebens. Look & See: A Portrait of Wendell Berry verbindet Beobachtungen des landwirtschaftlichen Alltags, Interviews mit Landwirten und Gemeindemitgliedern und atmosphärische, sorgsam komponierte Bilder der umliegenden Landschaft. Auf diese Weise wird Henry County selbst zum Protagonisten, ganz im Sinne der Philosophie Berrys – ein Ort und eine Landschaft, die zutiefst verbunden sind mit den Menschen, die sie bewohnen.

Kritik

Durch das Werk hindurch habe er auf den Mann geschaut, rezitiert der Titelprotagonist seine eigenen Worte über einen Wegbegleiter und legt damit den vermeintlichen Leitfaden für Laura Dunn. Der ursprüngliche Filmtitel „The Seer“ passt hingegen weit besser auf die subtile Indoktrinierung der texanischen Filmerin, die Wendell Berry nicht nur fälschlich zum Begründer der Ökobewegung stilisiert, sondern zum wegweisenden Propheten. Der 82-jährige Autor und Agraraktivist ziert sich vor Kameras, aber ist als Sprecher in seinem Element. Ihn als sonore Stimme ohne greisen Körper wahrzunehmen, unterstreicht seinen gottgleichen Nimbus.

Differenziertheit schließt dieser Ansatz aus, stattdessen dominiert weicht einer manipulativen Mischung aus bewusster Auslassung und Irreführung. In seiner Jugendzeit seien die US-Farmer unabhängig gewesen und hätten in Einklang mit Natur und Gemeinschaft von ihrer Hände ertrag gelebt. Dann fällt im TV das Schlagwort „Profit“ und „Wir wurden Zeugen der Veränderung, als es von einer Kunst zur Industrie wurde“. Dass die US-Landwirtschaft schon lange zuvor eine Großindustrie war, deren Profit auf Sklavenarbeit beruhte, wird nie erwähnt. Dass der Bedarf an leicht auszubeutenden Arbeitskräfte mit Gastarbeitern gedeckt wurde, ebenso wenig. 

Dafür warnt Berry vor der moralischen Bedrohung durch Fremde: „Wenn die traditionellen Menschen verschwinden, verschwinden die traditionellen Werte.“ Sie stünden Profit entgegen und seien „Familie, Heirat, Elternschaft“. Weibliche Familienmitglieder bleiben getreu des reaktionären Ideals namenlos, reduziert auf ihre Beziehung zum Patriarch „Gattin“ und „Tochter“. Statt durch solche vielsagenden Facetten des Oevres den kritischen Blick zu öffnen, vermauert der Film den realen Wendell Berry mit seinen teils übernommenen, teils erschreckend überholten Konzepten hinter schwülstiger Prosa, vorgetragen von der einlullenden Johnny-Cash-Stimme des zweifelhaften Idols.

Fazit

Holzschnitte, verklärende Schwarz-Weiß-Fotos und ausgesuchte Zeitdokumente werden zu Kapiteln einer einseitigen Heldensaga arrangiert. Wendell Berry erscheint darin als Urvater der tatsächlich von Rachel Carson initiierten Umweltbewegung. Sie, „The Silent Spring“ und zahllose elementare historische Aspekte werden ausgeblendet oder verleugnet, um unter dem Deckmantel der Ökologie Berrys politische Werte zu preisen: „Wenn ich von Werten spreche, weiß jeder, was ich meine: die hebräisch-christliche Tradition.

Kritik: Lida Bach

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