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Inhalt

Der Handel mit Waffen ist ein dreckiges aber lukratives Geschäft. Und Yuri Orlov (Nicolas Cage) ist darin der Beste. Nach bescheidenen Anfängen in New Yorks Stadtteil Little Odessa steigt er gemeinsam mit seinem Bruder Vitali (Jared Leto) nach dem Fall des Eisernen Vorhangs zum mächtigsten Waffenschieber der Welt auf. Unmenschliche Diktatoren und legitime Staatsoberhäupter – Yuri versorgt sie alle. Partei ergreift er nicht, so lange die Kasse stimmt. Da heftet sich auf dem Höhepunkt seiner Karriere der Interpol-Agent Jack Valentine (Ethan Hawke) an seine Fersen und Ehefrau Ava (Bridget Moynahan) stellt ihn vor ein Ultimatum. Yuri will sich für die Familie entscheiden, doch seine Kunden sind ihm unangenehm treu…
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Quelle: themoviedb.org

Kritik

Irgendwo auf der Strecke zwischen den Glanzleistungen von Nicolas Cage (8MM) und seinen eher weniger beliebten Arbeiten, die von Rollenwahlen gezeichnet sind, die der Schauspieler hoch verschuldet rein des Geldes wegen annahm, lässt sich Lord of War – Händler des Todes einordnen. 

Regisseur Andrew Niccol (Gattaca), der unter anderem mit seinem Drehbuch zu Die Truman Show bereits satirischen Biss unter Beweis stellte, fährt hier im wahrsten Sinne des Wortes schwere Geschütze auf und zeigt den Lebensweg eines skrupellosen Waffenhändlers, der sich in einer Welt aus noch skrupelloseren Individuen prächtig zurechtfindet und so zu einem reichen Geschäftsmann aufsteigt. Niccol würzt sein gesellschaftskritisches Skript mit etlichen zynischen Voice-over-Monologen, die ein Nicolas Cage abfeuern darf, der seine verachtenswerte Hauptfigur mit viel Charisma und schmutzigem Witz verkörpert. 

Auch wenn der Film beispielsweise mit Jared Leto (Mr. Nobody) als Bruder des Waffenhändlers oder Ethan Hawke (Sinister) als Interpol-Agent ebenfalls bemerkenswert besetzt ist, kann man Lord of War – Händler des Todes guten Gewissens mal wieder als energiegeladene Cage-One-Man-Show bezeichnen. Der Schauspieler ist hier gewissermaßen unverzichtbar, denn sein Yuri Orlov ist ein Charakter, dem man eigentlich von Anfang bis Ende kaum etwas anderes als Abneigung entgegenbringen kann, würde ihm Cage nicht solch eine ungebremste, teilweise faszinierende Ausstrahlung verleihen. Durch diesen Umstand reiht sich der Streifen in die Liga von Werken wie Nightcrawler - Jede Nacht hat ihren Preis, The Wolf of Wall Street oder American Psycho ein, die ihre Zuschauerschaft grundsätzlich in zwei Lager spalten, wenn sie einfordern, dass man mit einer zutiefst polarisierenden sowie moralisch fragwürdigen Persönlichkeit sympathisiert. 

Niccols Werk ist dabei eine nicht immer leicht zu trennende Vermischung von Fakten und Fiktion, wobei der provokativ anklagende Ton direkt zu Beginn etabliert wird, wenn zu Buffalo Springfields "For What It´s Worth" der Herstellungsprozess einer Kugel gezeigt wird, die schließlich in den Kopf eines Kindersoldaten geschossen wird. Lord of War – Händler des Todes ist gespickt mit solchen Spitzen, bei denen nicht nur unmenschliche Diktatoren porträtiert werden, die ihren Widersachern Körperteile abtrennen oder das Herz verspeisen, um ihrer Überzeugung nach an übermenschliche Stärke zu gelangen, sondern auch vermeintlich saubere Staatsoberhäupter, die den Waffenhandel ganz zu ihren eigenen politischen Gunsten ausnutzen und Milliarden aus einem Geschäft schlagen, bei dem Millionen zu Tode kommen. 

Ähnlich eines gewöhnlichen Biopics zeigt Niccols den Werdegang von Yuri, lässt Privatleben und Berufsethos fließend ineinander übergehen, wobei sich auf der Zielgeraden zunehmend erzählerische Ausrutscher einschleichen. Gegen Ende gerät Lord of War – Händler des Todes entgegen des vorher verfolgten, rücksichtslos satirischen Tonfalls etwas arg moralisierend, wenn es schließlich auffällig menschelt und versucht wird, dem Waffenhändler doch noch so etwas wie tragische Facetten zu verleihen. Hier nimmt die dazugedichtete Fiktion teilweise überhand und es entsteht unweigerlich der Eindruck, dass man dem Publikum eine rein bösartige Figur ohne jegliche Skrupel nicht ganz zumuten wollte.

Fazit

Schaut man auch in unserem Land auf die Statistiken, so wird die aufrüttelnde Botschaft in Lord of War nur noch umso deutlicher. Andrew Niccol inszeniert mit seinem Film eine Kombination aus ungewöhnlicher Biographie, fiktiver Satire und ernstzunehmender Gesellschaftskritik. Dass diese drei zentralen Bausteine nicht immer ganz perfekt zusammenpassen und bestimmte Aussagen unter dem zynischen Tonfall sowie der alles überschattenden Performance von Hauptdarsteller Nicolas Cage etwas begraben werden, macht den Film nur geringfügig schwächer und nimmt ihm nichtsdestotrotz wenig von seiner ebenso mutigen wie wichtigen Aussagekraft. Ein zu gleichen Teilen fragwürdiger, erschreckender und unterhaltsamer Streifen.

Kritik: Patrick Reinbott

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