Die Jagdsaison hat begonnen. Eine Familie von Wasserschweinen sucht Zuflucht in einem Hühnerstall, doch die Hennen misstrauen ihnen. Die Neugier der jüngsten Familienmitglieder führt zu einer Verbindung mit unerwarteten Folgen.
Rund zehn Minuten genügen Alfredo Soderguit für eine gleichsam humorvolle und hintersinnige Geschichte über Gemeinschaft, Fremdheit und Zusammenhalt, die sowohl die Jüngsten im Kinopublikum als auch Erwachsene mit ihrem visuellen Charme und soziologischen Subtext anspricht. In seiner gleichnamigen Graphic Novel verwendet der Uruguayische Autor, Zeichner und Regisseur noch ein paar Sätze Text, die noch klarer und kritischer die parabolischen Züge der humanistischen Fabel betonen. Ganz ohne verbale Sprache wirkt die Filmfassung dafür noch universeller und direkter zugänglich in ihrer animalischen Analogie von Toleranz, Hilfsbereitschaft und Freiheit.
Letzte ist der essenzielle Unterschied zwischen den Titeltieren, die von menschlichen Jägern bedrängt ihr heimatliches Revier verlassen müssen, und einer Schar Haushühner. Zweite führen ein scheinbar bequemes und behütetes Leben in einem abgezäunten Stall, dessen Besitzer nur als gesichtslose Gestalt erscheint. Jedes mal, wenn er Futter bringt, verschwinden Eier aus den Nestern und gelegentlich auch ein Huhn. Der Komfort hat einen hohen Preis, den die Wasserschweine wittern, als sie auf dem an ihren Fluss grenzenden Grundstück nach Nahrung und Unterschlupf suchen.
Doch die Hühner sind misstrauische gegenüber den großen pelzigen ungewohnten Kreaturen, die in ihren Augen nicht dorther gehören. Es braucht kindliches Vertrauen, Gefahr und kollektiven Kampfgeist, damit eine ungewöhnliche Freundschaft wachsen kann. Die bestechend werkgetreu umgesetzten Animationen zeigen die Flusslandschaft in naturalistischer Detailliertheit als ein bedrohtes Biotop. Dessen domestiziertes Pendant ist das trügerische Idyll des Hühnerhofs, wo die Bedrohung nicht das Fremde, sondern das Vertraute bringt. Kolonialismus, Xenophobie, Ausbeutung und Kolonialismus, Xenophobie, Ausbeutung und Vorurteile sind die prägnantesten der vielschichtigen Themen der idealistischen Film-Fabel.
Fazit
Mit spielerischer Leichtigkeit und einem Hauch Poesie verwandelt Alfredo Soderguit seine herzerwärmende Graphic Novel in einen ebenso zauberhaften Animationsfilm. Die an klassischen Zeichentrick erinnernden Bilder erzählen frei von Kitsch eine zugleich zeitgemäße und zeitlose Geschichte, die alle Emotionen, Motive und Wendungen werden über Bild, Bewegung, Mimik und Sound vermittelt. So wie die pastellige Farbpalette und die weichen, runden Formen harsche Motive bergen, dient die dramaturgische Reduktion als Gegengewicht des thematischen Tiefgangs. Die menschliche Brutalität gegenüber einer nur als Ressource wahrgenommen Natur kontrastiert mit der stummen Solidarität der tierischen Titelhelden.
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