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Quelle: themoviedb.org

Inhalt

Aus ihrem Stadtleben vertrieben, beginnen eine verwitwete Frau und ihre Tochter, ihre Zukunft neu aufzubauen, indem sie längst vergessene Bindungen zum ländlichen Raum wieder aufnehmen.

Kritik

Mehr als eine halbe Stunde begleitet Belén Funes (La hija de un ladrón) bereits die gegensätzlichen Protagonistinnen ihres harschen Sozialdramas als sie schließlich den Titel zeigt. Der Begriff, der im Spanischen eine herablassende Spottbezeichnung für Wanderarbeitende ist, markiert den Bruch im Leben der jungen Anabel (Elvira Lara) und ihrer aus Chile emigrierten Mutter Delia (Antonia Zegers, El Conde), die sich in Barcelona als Taxifahrerin durchschlägt. Die Trauer über den Tod Anabels Vater und Delias Ehemann Julian schafft nicht nur eine Kluft zwischen ihrer vergleichsweise stabilen Existenz und einem beständigen ökonomischen Kampf, sondern auch einen emotionalen Graben zwischen Mutter und Tochter. 

Jede verarbeitet auf eigene Weise den Verlust und sehen im Verhalten der jeweils anderen einen unausgesprochenen Affront gegen Juliáns Gedenken und sich. Während Delia in der Routine ihrer nächtlichen Taxitouren Ablenkung und Halt sucht, vergräbt sich Anabel in Erinnerungen und schwelgt in ihrem Schmerz. Als das Mietshaus, in dem sie wohnen, verkauft werden soll und eine Räumungsklage droht, suchen sie Zuflucht am Ort von Anabels dort, wo Anabel einst aufwuchs: in den Olivenhainen des ländlichen Jaén, wo Julians Familie herstammt. Der Wechsel zwischen Stadt und Land ist auch einer in Tempo und narrativer Struktur.

Beides wechselt zwischen Stagnation und Sprüngen, die immer größere kontextuelle Leerstellen lassen. Diese dramaturgischen Unebenheiten untergraben einerseits das zu Beginn so dicht gewebte Beziehungsgeflecht der Frauen. Andererseits liefern diese schroffen Wechsel einen paradoxes inszenatorisches Pendant des widersprüchlichen Verhältnisses Delias und Anabels. Während ihre Mutter emotional immer instabiler wird, muss Anabel immer mehr von der familiären Verantwortung tragen. Die trotz aller Konflikte fortbestehende enge Bindung beider ist im Grunde eine toxische Abhängigkeit. Doch diese düsteren Aspekte ihrer rauen Milieuskizze will die Regisseurin und Drehbuchautorin ebenso wenig konfrontieren wie die harte Realität sozialstrukturellen Abstiegs.

Fazit

Die trotzige Kraft Belén Funes’ kantige Dramas einer kaputten Kernfamilie, die ihre materiellen und menschlichen Bruchstellen kitten muss, liegt in den überzeugenden Hauptdarstellungen. Antonia Hegers und Elvira Lara entwickeln eine lebensnahe Dynamik als ein von familiären und finanziellen Verlusten gebeuteltes Mutter-Tochter-Gespann. Der charakterliche Kontrast spiegelt sich im optischen und atmosphärischen Gegensatz des urbanen Schauplatzes zum ländlichen Raum. Die Sehnsucht nach Zugehörigkeit und das Ringen um Würde in materiell und kulturell marginalisierten Gesellschaftsschichten manifestieren sich als tragende Themen, die im letzten Akt der zwischen Sentiment und Nüchternheit schwankenden Handlung indes aus dem Fokus geraten. 

Kritik: Lida Bach

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