Inhalt
Rosie und Alex sind beste Freunde. Seit ihrer Kindheit. Schon allein deswegen können sie niemals ein Paar werden – oder doch? In Sachen Liebe stehen sich die beiden Mal selbst, mal gegenseitig im Weg. Ein gescheiterter Annäherungsversuch hier, eine verpasste Gelegenheit da, und schon sendet das Schicksal die beiden in völlig unterschiedliche Richtungen. Können verschiedene Kontinente, ungewollte Schwangerschaften, desaströse Liebesaffären, Ehen, Untreue und Scheidungen das Band dieser Freundschaft zerreißen? Können Männer und Frauen überhaupt beste Freunde sein? Und gibt es wirklich nur eine Chance für die große Liebe?
Kritik
Die Bücher von Cecelia Ahern werden von Literaturkritikern meist als Triviallektüre abgetan, verkaufen sich dafür aber wie geschnitten Brot. Kein Wunder also, dass ihre Romane gern genommenes Verfilmungsmaterial sind. Doch obwohl Ahern eine große Leserschaft besitzt, konnte bisher nur „P.S.: Ich liebe dich“ den Weg ins Kinos finden und blieb dort auch hinter den Erwartungen zurück (von den teils vernichtenden Kritiken einmal ganz zu schweigen). Andere Werke der jungen, irischen Autorin wurden daraufhin als TV-Spielfilm umgesetzt. Doch jetzt bringt Constantin Film mit „Love, Rosie – Für immer vielleicht“ einen weiteren Aherns-Roman in die Kinos. Diesmal jedoch keine reinrassige Hollywood-Produktion, sondern als eine internationale Kooperation bestehend aus vornehmlich deutschen Investoren.
„Love, Rosie – Für immer vielleicht“ basiert auf Aherns Roman „Where Rainbows End“ („dt. Titel: „Für immer vielleicht“), der 2005 den Weltbild Leserpreis gewann und nun als deutsch-britisch-amerikanische Produktion in unsere Kinos kommt. Unter der Regie von Christian Ditter, der zuvor große Erfolge mit seinen Kinderfilmen wie „Wickie auf großer Fahrt“ und seiner „Vorstadtkrokodile“-Trilogie feiern konnte, darf nach seiner Komödie „Französisch für Anfänger“ erneut mit einem internationalen Cast arbeiten. An erster Stelle stehen da natürlich die Hauptdarsteller Lily Collins („Spieglein, Spieglein – Die wirklich wahre Geschichte von Schneewittchen“) als Rosie und Sam Clafin („Pirates of the Caribbean: Fremde Gezeiten“) als Alex, die in „Love, Rosie – Für immer vielleicht“ als das perfekte Liebespaar mimen, welches sich durch diverse Irrungen, Wirrungen und Fehlentscheidungen aber einfach nicht bekommen können.
Regisseur Ditter versucht „Love, Rosie – Für immer vielleicht“ immer wieder eine gewisse Authentizität zu verpassen. Manchmal gelingt dies auch recht gut, nur leider reißt er durch die Inszenierung diverse Nebenfiguren diese erschaffende Illusion des Wahrhaftigen immer wieder ein. Zu oft glaubt der Film nicht an Subtext und Suggestion und vermittelt dem Zuschauer via Holzhammer-Mechanik, dass etwa der Vater von Rosies Tochter Katie, ein echter Unsympath ist, oder dass die einstige Klassenkameradin nun nicht nur als Supermodel, sondern auch als dessen reinrassiges Klischee in der Welt umher stolziert. Dem Film fehlt der Mut diese Ausreißer der eher pseudo-bodenständigen Inszenierung als comic relief zu nutzen. Dann hätten sie „Love, Rosie – Für immer vielleicht“ vermutlich wirklich gut getan, so allerdings, wirkt es eher wie eine Art Sicherheitsdenken: Hat der Zuschauer wirklich bemerkt, dass Katies Vater ein Arschloch ist? Hm, vielleicht sollten wir dies nochmal unterstreichen. Sicher ist sicher. Das gilt auch für die musikalische Untermalung. Die ist zwar alleine für sich genommen sehr stimmig, aber immer wieder versucht Ditter Emotionen zu erwecken, durch die ständige Nutzung von Szenen, die lautstark mit Popmusik unterlegt sind. Ein probates Mittel - wenn es differenziert und nicht wie hier andauernd genutzt wird.
„Love, Rosie – Für immer vielleicht“ wirkt dazu relativ artifiziell. Christian Ditter versucht zwar britischen Charme zu genieren und umschifft jegliche Klippen des Prätenziösen, aber dennoch liefert die Handlung, bzw. der Roman von Cecilia Ahern halt nur eine Welt, in der ein Stipendium in Harvard fast so alltäglich und einfach um zusetzen scheint wie eine Fahrt mit dem Stadtbus. „Love, Rosie – Für immer vielleicht“ stellt damit seinem eigenen Vorhaben authentisch zu sein, stets immer selbst ein Bein. Dabei beginnt der Film wirklich ansprechend. Es wirkt zwar befremdlich, wenn End-, bzw. Mittzwanziger Teenies spielen müssen, aber diese Unförmlichkeit soll gerne in Kauf genommen werden (vor allem weil keine wirklich adäquate Lösung dafür bereit liegt), wenn frecher Witz und dynamische Dialoge so im Zentrum stehen wie am Anfang von „Love, Rosie – Für immer vielleicht“. Wäre der Film diesem Stil treu geblieben, Ditter wäre eine sympathische, unaufgeregte Komödie mit sozialdramatischen Kern gelungen, die mit etwas Glück und Können vielleicht sogar an Stephen Frears „The Snapper“ erinnert hätte. Doch sobald Rosie schwanger wird (herbeigeführt durch ein benutztes Kondom, welches von ihrer Vagina „verschluckt“ wurde) und Alex sich aufmacht nach Amerika, stellt „Love, Rosie – Für immer vielleicht“ auf RomCom-Autopilot und führt den Zuschauer von einer verpassten Chance der großen Liebe zur nächsten. Das ermüdet recht bald, da es frei von jeglicher Art der Überraschung oder gar Kreativität ist.
Fazit
Vagina schluckt benutztes Kondom. Kaum zu glauben, dass dies bei „Love, Rosie – Für immer vielleicht“ alles ins Rollen bringt und der Film dennoch so ermattend gewöhnlich und anbiedernd ist. Die Authentizität auf Möchtegern-Niveau macht die filmische Schlappe dann (leider) komplett. Wer eine wirklich stimmige RomCom zum Thema beste Freunde werden ein Liebespaar sehen will, sollte lieber zum Klassiker "Harry & Sally" greifen.
Autor: Sebastian Groß