Inhalt
Der ausgebrannte Ex-CIA-Agent Creasy bekommt von seinem alten Partner David den Job eines Bodyguards für ein 12jähriges Mädchen in Italien zugeschanzt. Creasy versucht sich nicht zu sehr an „seine Arbeit“ zu binden, doch die liebenswerte Samantha erobert schließlich sein Herz. Als sie entführt und er dabei schwer verwundet wird, sinnt er auf Rache.
Kritik
Man on Fire aus dem Jahr 1987 findet heute kaum noch großartig Erwähnung, es sei denn als Fußnote, dass es da ja eine erste Verfilmung zu Tony Scott’s Mann unter Feuer von 2004 gab. Kurioser Fakt am Rande: Scott sollte bereits damals die Regie übernehmen, den Produzenten war er aber trotz Erfolgen wie Begierde oder Top Gun – Sie fürchten weder Tod noch Teufel zu unerfahren, woraufhin der Job an den Franzosen Élie Chouraqui (Harrison’s Flowers) ging. Eine aus der Warte absurde Entscheidung, da dieser sechs Jahre jünger war und zudem nicht über mehr Erfahrung als Regisseur verfügte, auf dem englischsprachigen Markt schon mal gar nicht. Sein Name ist wie der seiner ersten von zwei US-Produktion mit den Jahren bald in Vergessenheit geraten, während Scott zu einer Marke im Business wurde. Zwar stetig umstritten, aber auf jeden Fall erfolgreich.
Beruhend auf dem gleichnamigen Roman von A.J. Quinnell (in Deutschland: Der Söldner) grummelt sich ein aus Verbitterung zum wortkargen Friseur- und Rasurverweigerer gewordener Scott Glenn (Silverado) als Ex-CIA-Agent durch ein schlichte, garstige Vergeltungsstory, stilistisch mit Nähe zum Hard-Boiled-Krimi. Durch selbsteingesprochene, rückwirkend erzählende Off-Kommentare begleitet der tragische Anti-Held gelegentlich seine Geschichte, die sich ähnlich wie das in vielen Details selbstständigere Remake relativ viel Zeit nimmt für die Beziehungsentwicklung zwischen dem unschuldigen, lebensfrohen Lämmchen und ihrem geprügelten und deshalb bissigen Hirtenhund. Erst als dieser Akt abgeschlossen ist, wird es Zeit für die rohe Kunst der wütenden Selbstjustiz. Obgleich dieser Film mit etwas über 90 Minuten deutlich kürzer ausfällt als die fast 2 ½ -stündige Neuauflage, fühlt sich die Exposition aufgrund der vergleichbaren Verhältnismäßigkeit kaum so an, was bei dieser an sich als knackiger erwägten Laufzeit nicht unbedingt von Vorteil ist.
Namentlich interessant besetzt huschen guter Darsteller wie Brooke Adams (Dead Zone), Jonathan Pryce (Brazil) oder Danny Ailello (Léon – Der Profi) kaum genutzt durchs Bild, lediglich Joe Pesci (Casino) bekommt neben dem stoischen, für die Rolle aber passend agierenden Scott Glenn etwas mehr Screentime und Bedeutung für den Plot spendiert. Dieser fällt trotz seinem Minimalismus ohne größere oder kleinere Schnörkel nach links oder rechts wenigstens weniger fragwürdig in seiner Intention aus als beim Remake. Dort wurde die Gewalt natürlich klar ästhetisiert und aus dem Motiv von Auge-um-Auge gehandelt, während hier der ebenfalls nicht zimperliche Härtegrad noch dem Ziel dient Schlimmeres zu verhindern und nicht nur die eigene Wut an den Schuldigen möglichst radikal auszulassen. Moralisch somit nicht ganz auf einer so grenzwertigen Ebene, mehr 96 Hours als Death Wish (der Worst Case lässt sich noch vermeiden, dafür darf gerade aus persönlicher Perspektive dann auch mal jedes Mittel recht sein), ist dieser Man on Fire weniger angreifbar, bezieht seine Schauwerte und seinen im Kern vorhandenen Reiz natürlich trotzdem aus seinem grimmigen, bald exploitativen Amok-Lauf. Nicht so perfektioniert und optisch gepimpt, wie in seiner Narration eher grobschlächtig, aber kaum geringer in seiner Skrupellosigkeit. Das macht den Film nicht gut, im Gegenteil, eigentlich spricht vieles für einen tendenziell nach unten gerichteten Daumen, aber…
Fazit
...betrachtet man „Man on Fire“ als das, was er ohne falsches Wenn und Aber sein will, nämlich einen straighten B-Reißer, der trotz seiner schroffen Gewaltdarstellung Vergeltung eben nicht direkt legitimiert (obwohl er gleichzeitig auch nicht so wahnsinnig viel dafür tut, diese These zu wiederlegen), dann ist er wenigstens halbwegs okay. Seine ungeschliffen Weise gibt ihm einen gewisses Flair, sein Hang zum Hardboiled- und Noir-Nihilismus wirkt stimmig, seine griffigen Eruptionen zeigen Wirkung, ohne dass hier irgendwas insgesamt einen bleibenden Eindruck hinterlassen würde. Grobschnittig und oftmals auch ungelenk, trotzdem nicht gänzlich gescheitert.
Autor: Jacko Kunze