Inhalt
Danny ist schwanger von Max, kommt aber auf einer Party nicht dazu, es ihm zu sagen. Max probiert mit seiner Freundin Avishag deren sexuelle Fantasien aus. Sie will beim Sex geschlagen werden. Avishag trägt ihre Blutergüsse zu Dror, dessen Hund sie sittet. Zwischen dem älteren Mann und der jungen Frau entsteht eine Vertrautheit, mit der beide nicht gerechnet haben.
Kritik
Noch verplanter als die Protagonisten ihres zweiten Spielfilms ist Hadas Ben Aroya selbst. Der filmische Dreiakter der israelischen Regisseurin und Drehbuchautorin über die wahl- und ziellosen Eskapaden ihrer jungen Landsleute findet weder zu einer überzeugenden Dramaturgie noch zu interessanten Charakteren. Die jeweiligen Figuren im Zentrum der Kurzgeschichten, die sich geradezu zwanghaft um Sex drehen, bleiben reine Oberfläche, definiert durch glitzerndes Make-up oder einen weißen Overall. Entsprechend belanglos sind ihre Dialoge über frustrierend langweilige Privilegierung.
In gewisser Weise wird der Überdruss, den die schwangere Danny (Hadar Katz) und ihr Ex-Lover Max (Leib Lev Levin) mit Max’ neuer Gelegenheitspartnerin Avishag (Elisheva Weil) teilen, verständlich. Als Zuschauer*in ist man ebenfalls bald genervt von den Klagen einer Generation, deren gelangweilten Missmut die Inszenierung auf desorientierten Hedonismus zurückführt. Lektion gelernt: Beliebig in der Gegend rumvögeln macht niemanden glücklich, sondern führt höchstens zu einer unangenehmen Sitzung vor der Familienberatung, die den Abtreibungstermin zuteilt.
Die reaktionäre Message wäre ausreichend, um das inhaltsarme Beziehungsdrama zu diskreditieren. Doch die Filmemacherin trumpft noch doppelt auf. Zum Einen verklärt sie ausgerechnet Avishags Liaison mit einem weit älteren, wohlhabenden Kerl romantisch als tiefgreifende Beziehung, zum Anderen verraten die freizügigen Bilder einen Drang zum Voyeurismus, der im Widerspruch zu gepredigten Moral steht. Die Kombination spekulativer Sexszenen, seichter Seifenoper und verklemmter Kritik an der eigenen Generation ergeben ein Kontrastbild der jungen Wilden als neo-konservative Spießer.
Fazit
Sex außerhalb der Ehe ode zumindest stabiler Beziehungen zu haben ist in Hadas Ben Aroyas oberflächlichem Abriss verwöhnter Mittzwanziger der Weg wenn nicht mehr zur religiösen Hölle, dann doch zumindest zu weltlicher Trübsal und emotionaler Unerfülltheit. Mit vorgeblicher Unbefangenheit die Kamera drauf halten, während ihre flachen Figuren eine Nummer nach der nächsten schieben, ohne dass nennenswerte Handlung oder charakterliche Entwicklung dazwischen kämen, ist hingegen der Weg ins Programm eines A-List-Festivals. Moralismus lohnt sich.
Autor: Lida Bach