Inhalt
Durch ein missglücktes Experiment breitet sich eine außerirdische Lebensform im Grenzgebiet zwischen Mexico und den USA aus. Der Fotograf Andrew bekommt nun den Auftrag Sam, die Tochter seines Verlegers, aus dem Gefahrengebiet zurück in die USA zu bringen, bevor alle Wege geschlossen werden. Doch bevor sie mit der letzten Fähre fliehen können, werden sie ausgeraubt. Somit bleibt ihnen nur noch der Weg durch die infizierte Zone...
Kritik
„Sehr gefährlich“, nennt ein Grenzbeamter die Reise. Aber gegen Aufpreis will er Samantha (Whitney Able) und Andrew (Scoot McNairy) die Grenzüberquerung ermöglichen. Drei Tage bleiben dem abgehalfterten Fotografen und der jungen Abenteurerin, um in die USA zu gelangen, dann wird die Grenze permanent gesperrt. Entlang der Spuren jener, die vor ihnen auf diesem Weg umkamen, bricht das ungleiche Paar auf. Im Dickicht lauern nicht etwa die Wachen der Grenzpolizei, sondern Wesen, die ein obskures fehlgeschlagenes Militärexperiment in den mexikanischen Wäldern entfesselt hat. „Wer sind die 'Monster'?“, fragt ein Graffito in dem originellen Kinodebüt von Regisseur Gareth Edwards. Als sein eigener Kameramann, Produktionsdesigner und Drehbuchautor schuf Edwards mit Monsters einen komplexen Independentfilm, der Drama, Abenteuer und Science-Fiction vermischt. Der Plot klingt konventionell: Aliens, heißt es, bedrohen die USA. Um zurück auf den geschützten Boden ihrer Heimatnation zu gelangen, muss ein ungleiches Paar ein lebensgefährliches Gebiet durchqueren. Doch gängige Genre-Stereotypen werden von Edwards gekonnt variiert und unterminiert.
Die titelgebenden Kreaturen erscheinen nicht mittels spektakulärer Effekte, sondern sind meist nur vage zu erkennen. Verwackelte Nachrichtenbilder, gespenstische Rufe und Zerstörungsspuren an Gebäuden zeugen von den Wesen. Jenseits der Wildnis liegt der Zielort USA, Synonym für einen Lebensstil und Ethos, der den Protagonisten im Grunde zuwider ist. Dass sie dennoch ihr Leben riskieren, um dort hinzugelangen, ist fast ebenso beklemmend wie die unmittelbare physische Bedrohung. Äußerlich erinnern die Monster an die Tentakel-Wesen aus H. G. Wells Klassiker „War of the Worlds“. Wie in Wells apokalyptischer Dystopie ist das fantastische Element in Edwards Si-Fi-Thriller nur der Aufhänger für eine vielschichtigere Betrachtung menschlicher und ideologischer Befindlichkeiten. Die Aliens stehen symbolisch auch für die sogenannten „illegal aliens“. So bezeichnet die amerikanische Einwanderungsbehörde illegale Immigranten, die meist von Mexiko in die USA kommen. Die Kreaturen, die in ihrem zurückgezogenen Verhalten eher an gefährliche, jedoch nicht bösartige wilde Tiere erinnern, sind nicht das Unheimlichste in der Szenerie. Beklemmender wirkt das kaltblütig-opportunistische Verhalten der menschlichen Charaktere. Die Monster sind tatsächlich Amerikaner, im doppelten Sinne.
Die Aliens wurden aus den USA vom Militär nach Mexiko eingeschleppt. Nachdem sie sich dort ausgebreitet haben, planen die Verantwortlichen, sich mit einer Mauer von der selbst geschaffenen Katastrophenzone abzuschotten. Our country is our castle. Doch der Schutzwall ist ambivalenter Natur. Einer der mexikanischen Führer von Samantha und Andrew vergleicht ihn mit einem Käfig. Angeblich zu ihrem eigenen Schutz werden die Einwohner der USA einem Höchstmaß staatlicher Kontrolle ausgesetzt. Im Vergleich dazu erscheinen die Anwohner jenseits der Grenzlinie freier trotz der außerirdischen Präsenz. Wo sonst sollten die Menschen hingehen, fragt ein Taxifahrer rhetorisch. Cartoon-Aliens im Kinderfernsehen, Murals von Tentakeln, Warnschilder mit Monsterpiktogrammen. Die ständige Bedrohung ist Alltag, wie AIDS, Umweltzerstörung und Kriminalität. Die Australier etwa sahen sich real mit eingeschleppten Kreaturen, denen ihr Ökosystem nicht gewachsen war, konfrontiert. Sie reagierten ähnlich wie die amerikanischen Behörden in Edwards Film und bauten einen Grenzzaun. Kilometerlang reicht der rabbit fence durch das Land. Aber wird er den flauschigen Feind auf Dauer fernhalten können?
Fazit
Edwards spannender Sci-Fi-Horror ist zugleich eine eigenwillige Parabel, die das Erschreckende der Abschottung gegen ein selbst erzeugtes und zu politischen Zwecken instrumentalisiertes Problem hintersinnig beleuchtet. Wie Andrew einmal in „Monsters“ sagt: „It´s different if You look from the outside in.“
Autor: Lida Bach