Inhalt
Als in der Nähe einer kalifornischen Kleinstadt ein glühender Himmelskörper niedergeht, glaubt die Bevölkerung zunächst an einen Meteor. Doch der Physiker Clayton Forrester und die weitere Entwicklung belehren sie rasch eines Schlechteren. Tatsächlich befinden sich Wesen vom Mars in den Ufos, die nun in schneller Folge auf allen Kontinenten landen. Ihr Ziel: die Vernichtung der Menschheit und die Übernahme der Erde. Mit ihren metallenen Kampfmaschinen, die tödliche Strahlen aussenden, legen sie ganze Städte in Schutt und Asche …
Kritik
Wahrhaft beeindruckend ist an dem seinerzeit erfolgreichsten Science-Fiction-Hit des Jahres, das Klassiker wie It came from Outer Space, The Beast from 20,000 Fathoms und Kult-Trash Robot Monster hervorbrachte, seine Vereinigung jedes Aspektes eines Hollywood-Genre-Blockbusters. Byron Haskins bekanntestes Werk ist die Quintessenz des 50er-Mainstream-Sci-Fi-Kinos, die unter dem Label „Lehrfilm“ ins Regal einer Schule einsortiert werden könnte, um kompakt die gängigen Klischees einer filmhistorischen Ära vorzuführen. Womöglich wurde die vorgebliche Adaption von H. G. Wells Meisterwerk insgeheim mit diesem Hintergedanken gedreht. Der predigende Duktus von Inszenierung, Cedric Hardwickes Hintergrundkommentar und Dialogen überdauert von der Eröffnungsszene während der kompletten Handlung bis zum Schlussbild.
In einer Sequenz predigt sogar ein Prediger (Lewis Martin), was schon ziemlich zum Lachen anregt. Durchsetzen kann sich die unfreiwillige Komik jedoch nicht in der apokalyptischen Alien-Action, deren Spielzeug-Spezialeffekte einst spektakuläre Technikinnovation waren und sogar einen Oscar einheimsten. Konkurrenzfilme waren keine nominiert („Nicht mal Robot Monster?“, ruft ihr jetzt - Nichtmal der), aber Oscar bleibt Oscar. Der ist das i-Tüpfelchen. Ein echter Mainstream-Blockbuster hat mindestens einen der Goldmänner vorzuweisen, als Beweis, dass Hollywood sich am Liebsten selbst auf die Schulter klopft. Im Fall der mit knapp 80 Minuten Laufzeit perfekt in zwei Unterrichtseinheiten passenden Schau darf es das auch. Prestigeträchtige Romanvorlage, die kaum einer aus dem Zielpublikum je gelesen hat? Check.
Fast kein Ereignis und Charakter aus der genialen Vorlage findet tatsächlich seinen Weg auf die Leinwand? Check. Der Held ist ein smarter Wissenschaftler (Gene Barry)? Check. Ein trotz Weltuntergang adrett frisiertes dummes Frauchen (Ann Robinson) an seiner Seite, um gerettet zu werden, seine Männlichkeit zu bestätigen und ihm im Chaos aus Laserstrahlen Spiegelei zu braten? Check. Albernes Aussehen ersetzt Wells innovatives Alien-Design? Check. Sonnenbrille als Strahlenschutz reicht bei einer Atombombenzündung? Check. Miniaturstädte werden 'puttemacht? Check. Nachrichtenbilder werden als Kinomaterial recycelt? Check. Die gemalten Hintergründe sehen aus wie schlechte Kaufhauskunst? Na gut, zumindest die Planetenzeichnungen sind ganz hübsch, wird anerkannt. Dafür kommt jetzt das Schlimmste (am allerschlimmsten ist der Chauvinismus): Christliche Botschaft? Check. Check. Check!
Fazit
Matt. Ausführlicher formuliert: Das brachiale Übertrumpfen aller Kriterien der Sparte all-american-patriotic-paranoid-manly-man-heroic-jesus-saves Hollywood ist über die gegenüber heutigen Science-Fiction-Epen verträgliche Länge amüsant genug, besonders wenn es wie auf der Berlinale Retrospektive im Großformat in „Technicolor!“ daherkommt. Der gelungene War of the Worlds kommt von dem anderen Welles, Orson.
Autor: Lida Bach