Inhalt
Vor Tausenden von Jahren verwüstete eine gewaltige Katastrophe die Erde, doch die Menschheit hat sich ihrer neuen Umgebung längst angepasst. Gigantische Metropolen auf Rädern erhoben sich aus den Trümmern der untergegangenen Zivilisation. Auf der Suche nach den letzten Ressourcen fahren sie über die verdörrte Steppe und verschlingen gnadenlos die kleineren Städte. Zu den großen Metropolen gehört auch London als einer der gewaltigsten rollenden Kolosse. In diesem unerbittlichen Kampf trifft der unscheinbare Tom Natsworthy (Robert Sheehan) in einer schicksalshaften Begegnung auf die gefährliche Flüchtige Hester Shaw (Hera Hilmar) – zwei Gegensätze prallen aufeinander, zwei Menschen, deren Wege einander nie hätten kreuzen sollen. Sie schmieden eine überraschende Allianz, die über den Fortgang der Menschheitsgeschichte bestimmen könnte.
Kritik
Es ist etwas unglaubliches passiert. Ein großes Filmstudio hat sich vorgenommen eine erfolgreiche Romanreihe über junge Helden in einer dystopischen Welt zu verfilmen. Der Wahnsinn. Wie kommen die nur auf solche tolle Ideen? Okay, legen wir den Sarkasmus beiseite, denn Mortal Engines: Krieg der Städte hat das eigentlich nicht verdient. Genau so wenig wie die Romanreihe von Philip Reeve, die mehrere Bände umfasst. Sollte die erste Verfilmung also erfolgreich sein, was bei der Konkurrenz dieses Jahr durchaus schwer werden wird, könnten wir demnächst also noch weitere Abenteuer über die Mortal Enginges auf der großen Leinwand sehen. Dort gehören die Geschichten größentechnisch auch hin.
Die Welt von Mortal Engines: Krieg der Städte ist eine, in der ein großer Krieg die Kontinente zersplitterte und Städte auf gigantischen Ketten unterwegs sind. Das kann man sich vorstellen wie einen unvorstellbar großen Panzer, auf dessen Rücken eine ganze Stadt thront. Gleich zu Beginn des Films werden wir Zeuge, wie sich so eine Riesenstadt, London um genau zu sein, eine kleine Stadt einverleibt, um mit den erbeuteten Ressourcen, den eigenen Motor, passenderweise als Bestie bezeichnet, anzutreiben. Natürlich bleibt es aber nicht dabei. Mortal Engines: Krieg der Städte will mehr als nur Gigantomanie abbilden. Es geht hier auch um Figuren und eine Handlung, die dann in Gang kommt, als die rebellische Hester Shaw (Hera Hilmer, Der Eid) versucht den großen Ingenieur von London, Thaddeus Valentine (Hugo Weaving, Captain America - The First Avenger) zu töten.
Dieser Mordversuch setzt die Handlungsmaschinerie in Gang und genau wie die Bestie von London verlangt auch der Story-Motor von Mortal Engines: Krieg der Städte stetig Futter, um in Bewegung zu bleiben. Seine Ressourcen sind keine kleineren Städte, sondern scheinbar Charaktere. Hier wuseln Unzählige davon herum, wobei es im Grunde nur vier sind, die wichtig und interessant sind. Tatsächlich versucht sich der Film die meiste Zeit immer auf diese Charaktere zu fokussieren, springt aber dennoch immer mal wieder kurz zu anderen uninteressanten Personen, die meist uninteressante Dinge tun. Selbst wenn die Ausflüge nur kurz sind, so stören sie den erzählerischen Rhythmus doch ungemein.
Wo Mortal Engines: Krieg der Städte uneingeschränkt punkten kann ist hingegen seine präsentierte Welt. Hier merkt man deutlich, dass die Macher der Der Herr der Ringe-Trilogie an den Schalthebeln saßen. Zwar besitzt ihr neuer Film durchaus Momente, in denen man den Green Screen spürt, dafür huldigt der Blockbuster eine formvollendete Detailliebe und unterfüttert dies dazu mit einem horrenden Ideenreichtum. Wenn Hester und der unscheinbare Tom (Robert Sheehan, Bad Samaritan - Im Visier des Killers) etwa durch das Innere der Bestie rennen und Kettensägen mit der Größe von Blauwalen nur knapp an ihnen vorbei schneiden, dann sind das Szenen, die andere Produktionen wahrscheinlich ausgiebiger geschröpft hätten. Bei Mortal Engines: Krieg der Städte sind es nur kurze Momente, die durchaus Eindruck schinden und von denen gibt es einige.
Eindruck hinterlässt auch die Figur des Shrike (Stephen Lang, Avatar - Aufbruch nach Pandora), über die hier nicht viel verraten wird. So interessant diese Gestalt und ihre Mythologie auch ist, so stiefmütterlich und abrupt verabschiedet sich der Film von ihr und benutzt für den Abschied auch noch unnötigen Kitsch, der eine eigentlich gelungene Gesamtidee unschön beerdigt.Auch hier merkt man die kreative Kraft des Herr-der-Ringe-Autorentrios Fran Walsh, Philippa Boyens, und Peter Jackson. Sie legen den Helden und Schurken teils Sätze in den Mund, die in Mittelerde sicherlich gut funktioniert hätten. In der dystopischen Welt von Mortal Engines: Krieg der Städte erwecken sie aber oftmals eine gehörige Dosis Fremdscham.
Ohne Fremdscham dafür aber mit Ernüchterung geht das Finale vonstatten. Beim Showdown setzt Mortal Engines: Krieg der Städte nämlich zu sehr Krieg der Sterne und verleugnet damit leider seine eigene Identität. Es gäbe so viele einladende Orte und Möglichkeiten, die hätten genutzt werden können, aber stattdessen erhält man im Grunde die Schlacht auf dem Todesstern. Spannend ist das nicht, aufregend ebenfalls nie so richtig, und auch wenn beim Schluss die Superlativen sich die Klinke in die Hand geben, bleibt kein genuiner Eindruck zurück. Schade, dass der Film auf dieser Note endet. Aber hey, wenigstens bietet er ein Ende, dass sich auch wie eines anfühlt. Klar, es gibt noch weitere Bücher und sicherlich ist es ein leichtes die Geschichte filmisch fortzusetzen, aber wenn der Abspann einsetzt, hat man nicht das Gefühl, dass der Film noch absichtlich offen gehaltene Fragen mit sich schleppt.
Fazit
Die Welt, in die einen „Mortal Engines: Krieg der Städte“ entführt, ist atemberaubend. Ein Hort voller Details und Ideen. Was die Macher daraus machen, ist aber leider nicht mehr als ein solider Blockbuster, der trotz aller schillernder Eigenheiten nicht den Eindruck von Originalität aufrechterhalten kann. Ein nettes Spektakel, dessen ungenutztes Potenzial fast so gigantisch ist, wie die mobilen Immobilien.