{{ tweet.login }}

{{{ tweet.body | format }}}

Wird geladen...

×
×

Erwähnungen

×

Benachrichtigungen

Quelle: themoviedb.org

Inhalt

Agnès Varda nimmt den Zuschauer mit auf eine Reise durch das künstlerische Los Angeles. Hunderte Wandmalereien offenbaren dabei die Geschichte, die Träume und die Identität einer Stadt, die aufgrund ihrer Diversität unmöglich auf einen Nenner zu bringen ist.

Kritik

Das Medium Film musste über die Dekaden viel mit sich machen lassen. Einiges verfolgt man dabei mit stechendem Schmerz in der Brust, manches hat man als Status Quo so akzeptiert und wieder anderes lässt einen freudig in die Hände klatschen. Agnès Varda (Menschengesichter) ist eine Regisseurin, die, obgleich sie keinen Bekanntheitsgrad genießt, wie ihre Nouvelle Vague-Kollegen Jean-Luc Godard (Histoire(s) Du Cinéma) oder Alain Resnais (Loin du Vietnam), immer wieder neue Wege gefunden hat, wie sie dem Film etwas Neues abgewinnt. Dieser Dokumentarfilm entstand Anfang der Achtziger in Los Angeles (Lousy Angels?) und führt den Zuschauer in eine weite Tiefe der Identität einer Stadt, die unzählige Identitäten in sich vereint. Oder zu vereinen versucht, sei es über Kunst, Gewalt oder beides.

Varda führt über das Off ein, dass man in Los Angeles viele schöne Sachen machen könne. Die Filmstudios besuchen, zum Beispiel. Sie für ihren Teil hätte jedoch am häufigsten Mauern gesehen. Mauern mit Malereien und Graffiti. Mauern, die eigentlich trennen, gesäumt von Kunst, die verbindet. Die Schmierereien, Bilder, Schriftzüge und Porträts vieler unbekannter Künstler. Lebendige, atmende, sprechende Mauern, manche laut, andere leise, ein paar haben ihre Bedeutung fast vergessen. Oft sind es Bilder von Gesichtern, die allesamt mit betroffenem Ernst den Betrachter anstarren. Manche sind vom Tod gezeichnet, die meisten sind Bilder des Zerfalls. In ganz Los Angeles wird die Kunst der Wandmalerei als Ausdrucksform praktiziert. Dabei ist egal, ob die Aussagen gesellschaftlicher, persönlicher oder politischer Natur sind; I sign what’s mine.

Das sonnige Wetter lade zum Tagträumen ein, zum Ausmalen der eigenen Zukunft, des perfekten Lebens. Die Folge davon findet sich auf hunderten Mauern im ganzen Stadtgebiet. Die Mauern werden für die unbekannten Künstler das, was eine Leinwand für die Filmemacher ist. Der Ort des Ausdrucks, der Rezeption, der Teilhabe, dem Kernpunkt der Kunst. Mauern sind das Kino der Straßenkünstler. Auf den Mauern findet sich die Identität der Stadt. Varda zeigt dabei nicht nur die Bilder, sie findet auch jene Menschen, die für die Bilder Modell standen und integriert sie in den Film. Imitiert das Leben die Kunst oder die Kunst das Leben? Die Leitfrage von Vardas künstlerischem Schaffen findet auch hier ihren wortwörtlichen Einklang.

Mehrmals beschäftigt Varda sich damit, wie sie diese Form der Kunst auf ihre eigene ummünzt. Dies gelingt ihr dabei auf einzigartige Weise. So oft der Schöpfer einer Wandmalerei bekannt ist, flüstert die Stimme eines Erzählers dessen Namen, sobald sein Werk im Film zu sehen ist. Varda macht aus dem Film dadurch ein Museum für die Kunst selbst. Sie dokumentiert und präserviert die Kunst und weist sie ihrem Schöpfer zu. Die Künstler müssen nicht anonym bleiben, Varda ist es wichtig, sie zu offenbaren. Sie möchte das Werk den Menschen zuordnen können, die ihren eigenen Geist in die Werke geschüttet haben. Auch hier offenbart sich Vardas neugieriger Charakter und ihre liebevolle Seite klar und deutlich: Es zeigt sich an all den Schnipseln, die sie im Film lässt. An den Geräuschen, die sie in den Mix schneidet, an ihrem Humor, der Liebe für ihre Mitmenschen und der Faszination an der Kunst anderer Kulturen.

Fazit

Mit „Mauerbilder“ hat Agnès Varda nicht nur eine wunderbare Liebeserklärung an die Kunst an sich inszeniert, sie erzählt über die Darstellung dieser Kunst auch die „vergessene Geschichte Kaliforniens“. Mit präzisen Bildern, einem unstillbaren Interesse an ihren Mitmenschen und dem, was diese an Kunst geschöpft haben, ist Varda - ganz nebenbei - ein herrliches Zeitdokument gelungen. Alle fahren Inliner in Venice, Funk-Bands schwitzen aus den Boxen, die Italiener sind geschmeidige Linksträger und Kinder laufen über unendlich bunt bemalte Bürgersteige. Mauern trennen in der Horizontale, in der Vertikale schaffen sie jedoch Platz für Einigkeit und Verständnis.

Kritik: Levin Günther

Wird geladen...

×