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Quelle: themoviedb.org

Verfügbar auf

Netflix

Inhalt

Berlin ist im Jahre 2052 ein düsterer Ort, in dem westliche und östliche Kulturen aufeinander treffen. Mittendrin: Der stumme Barkeeper Leo Beiler (Alexander Skarsgård), den es nur noch wegen seiner großen Liebe an diesem wenig beschaulichen Ort hält. Doch seine Freundin verschwindet eines Tages plötzlich ohne jede Spur. Leo begibt sich auf die Suche nach ihr in die dunkelsten und gefährlichsten Ecken der pulsierenden Großstadt. Im Berliner Untergrund stößt er auch auf die US-Militär-Chirurgen Cactus Bill (Paul Rudd) und Duck Teddington (Justin Theroux). Können die beiden Fremden Leo helfen, seine große Liebe wiederzufinden oder haben sie ganz eigene Pläne im Sinn? In einer von Kriminalität geprägten Stadt, in der man niemandem trauen kann, sollte Leo die Antwort darauf eigentlich wissen, doch alleine wird es für ihn nahezu unmöglich, sein Ziel zu erreichen.

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Quelle: themoviedb.org

Kritik

Kann man den Protagonisten eines Filmes eindrucksvoller einführen, als vorzuführen, wie er einen halben Liter Wasser mit einem großherzigen Schluck wegzieht? Wahrscheinlich schon, in Duncan Jones' Mute jedoch muss sich Alexander Skarsgard (Straw Dogs – Wer Gewalt sät) als stummer Leo damit zufrieden geben, seine Trinkqualitäten unter Beweis zu stellen – und es sind wahrlich die einzigen Qualitäten, die Jones seinem adonisgleichen Hauptdarsteller abzuringen vermag. Dabei besitzt die Figur des Mannes, der in Kindertagen durch einen Motorbootunfall seine Stimme verlor und aufgrund seiner Herkunft aus einer Glaubensgemeinschaft der Amischen nicht operiert werden durfte, durchaus mehrwertiges Potenzial: Sie nämlich ist der stille Anker in einer Welt, die immer lauter zu werden scheint. Einer Welt, in der immer mehr Worte verloren werden, ohne etwas auszudrücken.

Sicherlich ist es nun der falsche Ansatz zu sagen, Leo funktioniert nicht, weil Alexander Skarsgard unter der Ägide des eigentlich nicht untalentierten Regisseurs nicht funktioniert. Allerdings ist es schon bezeichnend, wie limitiert die schauspielerischen Mittel des gebürtigen Schweden scheinen, um der Stummheit seines Charakters Kommunikationskanäle einzuräumen. Lange Zeit jedenfalls hat meinen keinen Film mehr gesehen, dessen Hauptakteur dermaßen unfähig ist, sich in Szene zu setzen – und zweifelsohne ist dies kein stilistischer Kniff seitens Duncan Jones. Deutlich wird das, wenn man sich das Gesamtergebnis der Netflix-Eigenproduktion zu Gemüte führt. Jones, der zuvor bereits mit Source Code und Warcraft: The Beginning nicht nur der erzählerischen wie inszenatorischen Konzentration seines meisterhaften Debüts, Moon, wenig erfolgreich hinterherhechelte, verzeichnet hier einen neuen Karrieretiefpunkt.

Alles, wahrlich alles, was Mute anfasst, geht in die Brüche. Leitfaden der Narration ist die Suche Leos nach seiner spurlos verschwundenen Freundin Naadirah (Seyneb Saleh, Die Lügen der Sieger). Im Berlin des Jahres 2052 stehen die Zeichen derweil auf Dystopie. Die deutsche Hauptstadt hat sich in einen urbanen Maloch verwandelt; ein Schmelztiegel der Kulturen, in dem alles in Dreck, Neolicht und Nebel verschwimmt. Dass Duncan Jones rein gar nichts einfällt, um Berlin eine eigene Persönlichkeit einzuverleiben, vermittelt das kanonisierte Bildrepertoire idiotensicher, aus dem der Regisseur hier schöpft. Beinahe 1 zu 1 gleichen die großstädtische Aufnahmen hier denen des stilbildenden Ridley-Scott-Klassikers Blade Runner. Und Duncan Jones, der auch in Interviews zu diesem übergroßen Vorbild steht, scheint sich in aller Bequemlichkeit auf die ikonischen Strahlkraft von eben diesem zu verlassen.

In das verlotterten Chaos des zukünftigen Berlins eigene Impulse einfließen lassen? Von wegen. Blade Runner hat schließlich schon alles gesagt. Deswegen muss es reichen, ein Lichtermeer aufzuzeigen, in dessen zweifelhaften Glanz jede Menge noch zweifelhafterer Gestalten herumkriechen. Diese künstlerische Mentalität, die Respekt mit Faulheit verwechselt, überträgt sich auch auf die inhaltliche Ebene. Bis auf Ermittlungen Leos, fehlt dem Zuschauer jedweder Bezugspunkt. Zu Anfang möchte man sich noch einreden, des Rätsels Lösung offenbart sich am Ende mit einem immensen Knall, allerdings gibt es keine Lösung und erst recht keinen Knall. Mute hingegen ist eine Paradebeispiel für katastrophales Storytelling. Ein derart unsortiertes, zielloses, ja, hilfloses Drehbuch, welches sich irgendwo auch als Hommage an den klassischen Film noir verdient machen möchte, kann im Zuschauer nur eine Reaktion hervorrufen: Ratlosigkeit. Und auf Ratlosigkeit folgt bekanntlich Frustration.

In einem Interview verriet Duncan Jones, dass Mute sein bisher persönlichstes Projekt ist und über 13 Jahre Arbeit in sich trägt. Als Zuschauer stellt man sich dort unweigerlich die Frage, welcher Prozess eine derart umfangreiche Zeitspanne in Anspruch genommen hat? Besonders persönlich soll Mute aus dem Grund sein, weil Jones selbst eine innige Bindung zu Berlin pflegt – über eine Dekade seines Lebens hat er hier mit seinem Vater David Bowie (Der Mann, der vom Himmel fiel) zugebracht. Dass Mute letztlich umso beliebiger und planloser wirkt, an all seinen Motiven, Charakteren und Schauplätzen gnadenlos vorbei erzählt, ist angesichts des angeblichen Aufwands seitens Jones umso tragischer. Was hätte Mute doch für ein elegisches Zukunftsportrait werden können, eine Studie über die Kraft, die es kostet, Eltern zu sein; über kulturelle Identitäten und deren Verblassung. Übriggeblieben ist nur eine Idee, für deren Umsetzung Jones indes kein Gespür hatte.

Fazit

Das ging ganz gewaltig in die Hose. Irgendwie hofft man immer wieder inständig, Ducan Jones würde zurück in die Spur finden, doch mit "Mute" hat er einen neuen Tiefpunkt erreicht. Derart orientierungslos hat man den David-Bowie-Spross noch nie agieren gesehen. "Mute" klaut sich seine visuellen Einfüllen von "Blade Runner" und erzählt dennoch konsequent an seinem Schauplatz vorbei. Charaktere erhalten keine Grundierung, der Plot verläuft ins Nichts und hinterlässt für den Zuschauer nur Ratlosigkeit. Ein Film, dem auf jeder Ebene das Gespür fehlt.

Kritik: Pascal Reis

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