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Quelle: themoviedb.org

Inhalt

Reife Kirschen, Schwarz-Weiß-Fotografien und ein Sommerhaus voller Erinnerungen an scheinbar unbeschwerte Kindheiten mehrerer Generationen. Die Verwandtschaft erzählt von früher und auch Onkel Tudor beantwortet die Fragen der Filmemacherin. Nach und nach konfrontiert sie ihn mit Taten, die für ihn nur banale Sünden sind.

Kritik

Das Sommerhäuschen ist erfüllt von den Gesprächen der Tanten und Großtanten, die für das Wiedersehen reich den Tisch gedeckt haben. Die alten Frauen plaudern und scherzen im Hintergrund, während die Kamera die Einrichtung erkundet. Altmodische Holzmöbel, Schachteln voller Fotografien und durchscheinende Vorhänge gegen die Insekten. In den Ecken des heimeligen Ortes, an dem Olga Lucovnicova als kleines Mädchen ihre Sommer verbrachte, während die Eltern in der Stadt arbeiteten, lauern Spinnen. Und Erinnerungen an Onkel Tudor.

Der Titelprotagonist antwortet bereitwillig auf die Fragen der Regisseurin danach, was er noch von diesen Sommern weiß. Seine Worte begleiten aus dem Off die harmonischen Aufnahmen, deren Stimmung langsam ins Abgründige kippt. Mit jeder Frage und Antwort kristallisiert sich das Trauma der Filmemacherin deutlicher heraus. Der Kontrast zwischen äußerem Idyll und pädophilen Verbrechen forciert die verstörende Wirkung des Berlinale Kurzfilms, der zutiefst persönlich ist und dennoch von bedrückender Allgemeingültigkeit, wie die Statistiken im Abspann darlegen.

Mit der Enthüllung der abstoßenden Taten wandelt sich auch die Szenerie unmerklich von der nostalgischen Verkörperung generationsübergreifender Gemeinschaft zum Synonym systematischen Wegsehens. Zugleich transportiert der malerische Schauplatz der schmerzlichen Rekapitulation die manipulative Macht familiärer Fassaden und demontiert die vermeintliche Eintracht. Ungeziefer wird zum Sinnbild moralischer Verkommenheit, die sich bis in die Gegenwart fortsetzt. Lucovnicova kann das Schweigen durchbrechen; eine Katharsis gibt es nicht. Onkel Tudor sitzt ohne Anflug von Reue weiterhin mit am Tisch.

Fazit

Das Grauen verbirgt sich in einer bestechend idyllischen Inszenierung. Olga Lucovnicovas mit dem Kurzfilmpreis gekürte Doku kehrt zurück an einen Kindheitsort, dessen pittoreske Harmlosigkeit vertuschte Traumata birgt. Mit beeindruckender Feinfühligkeit nutzt die Regisseurin das filmische Medium zur direkten Täterkonfrontation und psychologischen Aufarbeitung. Das Resultat ist umso verstörender aufgrund der bukolischen Ästhetik und kompromisslosen Wahrhaftigkeit. Statt Sühne oder auch nur Schulderkenntnis bleibt die Maskerade braver Beschaulichkeit. Wie es die Regisseurin sagt: Das Schlimmste ist die Gleichgültigkeit.

Kritik: Lida Bach

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