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Quelle: themoviedb.org

Inhalt

Nach einem Terroranschlag im französischen Clermont-Ferrand treibt ein ungewöhnlicher Figurenreigen um einen sympathischen Mittdreißiger, eine ältere, verheiratete Sexarbeiterin und einen jungen, arabischstämmigen Obdachlosen die Ereignisse voran.

Kritik

Jedes Jahr gibt es auf der Berlinale Werke, die jedes ästhetische oder dramaturgische Ambition vermissen lassen. Alain Guiraudies (Der Ausreißer) vulgäre Posse, ausgewählt als Eröffnungsfilm des Panoramas, ist eines. Dessen Bigotterie und Borniertheit versteckt sich unter dem Mantel der Satire, ist davon jedoch so weit entfernt wie von einer Kritik bürgerlicher Vorurteile. Solche bilden vielmehr die Basis der burlesken Handlung. Die ist in erster Linie Vorwand für Misogynie, Chauvinismus und sich beständig wiederholender islamophober und xenophober Gags.

Charaktere tauchen auf, um für den ein oder anderen tumben Witz herzuhalten oder mit obszönem Verhalten ein bisschen zu provozieren (statt den beabsichtigten Skandälchen allerdings eher Übelkeit). Dann verschwinden sie für immer oder eine Weile, nach der sie ohne logischen Bezug zu früheren Aussagen und Handlungen agieren. Zweites gilt besonders für Frauen, die „Ja“ meinen, wenn sie „Nein“ sagen und sowieso nur Sex wollen. Die Dauergeilheit sämtlicher weiblichen Figuren scheint dabei tatsächlich die des Regisseurs. 

Seine mit Laurent Lunetta verfasstes Drehbuch fixiert sich auf Sex, den alle mit dem schmierigen Hauptcharakter (Jean-Charles Clichet) wollen. Voyeuristisch vorgeführt wird jedoch stets Sexarbeiterin Isadora (Noémie Lvovsky, Camille), eine wandelnde Folie für alle erdenklichen Negativklischees, Vorurteile und Gewaltphantasien gegen ihr Berufsfeld. Die hämische Frauenverachtung der Inszenierung begleitet eine groteske Dämonisierung arabischer Menschen als potenzielle Islamisten, wobei sich begehrliche Sexualisierung und irrationale Panik mischen. Ein blutiger bürgerlicher Racheakt verkörpert exemplarisch das krude Konzept von Komik.

Fazit

Alain Guiraudies verworrener Sexklamauk ist wie geschaffen, um moralistische Heuchelei, chauvinistischen Hass und rassistische Ressentiments in einem Publikum, das sich über die filmische Kulmination spießbürgerlicher Paranoia amüsiert, zu enthüllen. Häusliche Gewalt, Obdachlosigkeit, Terroranschläge und systemische Diskriminierung dienen als Vorlage für pietätlose Witze, die einerseits die Opfer verhöhnen, andererseits fanatischen Fremdenhass, chauvinistische Aggression und nationalistisch motivierten Vigilantismus rechtfertigen. Der kunstlose Affront gegen „political correctness“ verdeutlicht bedrückend, wie selbstverständlich Rechtskonservativismus eine Bühne bekommt - und dort sogar Applaus.

Kritik: Lida Bach

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