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Quelle: themoviedb.org

Inhalt

Uberto will mit seinen acht engsten Familienmitgliedern zwei Wochen Urlaub auf seiner Privatinsel verbringen. Das ganze Vorhaben steht unter keinem guten Stern, untereinander herrscht eine miese Stimmung. Die beiden Söhne sind zerstritten, die Tochter eine verstörte Säuferin, die Ehepartner können sich gegenseitig schon lange nicht mehr ertragen und Ubertos junge Gattin ist offensichtlich nur auf sein Erbe aus. Zunächst wird sich wild untereinander vergnügt, Betrug und Ehebruch scheint die einzige Unterhaltung im falschen Paradies. Bis das Morden losgeht und das gegenseitige Misstrauen zur handfesten Paranoia wird.

Kritik

Ein traumhafter, einsamer Strand. Ein sich liebendes Paar im heißen Sand. Plötzlich vier Gestalten, die das erotische Zusammensein mit ihren Gewehren ein abruptes Ende bereiten. Noch lebendig wird der niedergeschossene Lover verscharrt. Was für ein räudiger Auftakt, der tonangebend für den weiteren Verlauf des leicht exotischen Giallo-Verschnitts „Neun Gäste für den Tod“ von Ferdinando Baldi („Django – Der Rächer“) sein wird. Sex und Gewalt, auch exakt in dieser Reihenfolge, dominieren den Plot. Dem liebestollen Akt der Verführung und Fleischeslust folgt erbarmungslose Brutalität. Zugleich soll sich die Eröffnungsszene – wie so oft im Giallo – noch als Schlüsselmoment der Handlung herausstellen, ohne dem Zuschauer bereits jetzt die Karten offen auf den Tisch zu legen.

Ein vom patriarchischen Familienoberhaupt angeordnetes Zwangsbeisammensein im Kreise der Liebsten mausert sich vom atmosphärisch bereits früh vergifteten, verbalen und psychischen Selbstzerfleischen zum großen, nun auch physischen Erben-Dezimieren. Bevor das Giallo-typische, wenn auch hier etwas weniger klassisch interpretierte Zehn-kleine-Negerlein-Prinzip im zweiten Akt mit hoher Schlagzahl vorangetrieben wird, verkauft sich „Neun Gäste für den Tod“ als höchst sleaziger, intriganter Familien-Exploitator vor trügerischer Postkartenidylle. Bei der Sippschaft ist von Anfang an der Wurm drin, die Konstellation trieft nur so von explosiven Konfliktpotenzial, das eher früher als später zum großen Knall führen muss. So richtig auf den Pelz gucken kann sich hier niemand…und wenn, dann nur im moralisch verwerflichen Sinne. Der greise Clan-Chef Uberto hält sich die knackige Blondine Julia als Gattin, deren Interesse an ihm nur materieller Natur sein kann. Treu der Familientradition umgeben sich auch die beiden Söhne Michele und Lorenzo sowie Schwiegersohn Walter – gut gebräunte Mitvierziger kurz vorm Playboy-Ablaufdatum- mit wesentlich jüngeren Damen, die allesamt nicht besonders gut zu sprechen auf ihre Göttergatten sind. Das Ehegelübde nimmt keiner wirklich ernst. Die offen zur Schau gestellte, sexuelle Frustration wird durch Kreuz-und-Quer-Vögeln innerhalb der kleinen Runde abgebaut.

Da vergnügt sich Michele lieber mit (der immer noch deutlich jüngeren) Stiefmutter Julia, anstatt mit seiner psychisch labilen, unscheinbaren Frau Carla („Sie ist nicht nur frigide, sie ist auch dämlich“). Gleichzeitig treibt es die unersättliche Greta – die Frau von Lorenzo – ganz ungeniert mit dem charmanten Schwager Walter („Du bist nicht nur schön, meine Liebe, du bist auch noch schlau…und das überrascht mich.“), der mit der stets halbnackten, hysterischen, hackedichten und nur von angeblichen Visionen voller Tod und Leid faselnden Patrizia nicht mehr viel anfangen kann. Es rappelt ganz gewaltig im Karton, nur eine Frage der Zeit, wann sich hier alle gegenseitig an die Gurgel gehen. Mit ausgiebiger, lüsterner Fleischbeschau und ganz schmierigen Figuren baut Baldi ein Netz aus Intrigen und Misstrauen, kreiert praktisch für jeden der Anwesenden ein Motiv, um später als möglicher Killer zur Verfügung stehen zu können. Dazu pimmelt ein sicher nicht meisterhafter, aber situationsbedingt passender Score von Carlo Savina im Hintergrund rum, der mit dem Bruch in der Handlung, wenn die Wut eines natürlich erst zum Finale gelüfteten Familienmitglieds sein Ventil sucht, entsprechend die Tonlage ändert. Gefangen auf dem einsamen Eiland springt nun einer nach dem anderen über die Klinge, von der Klippe, vor die Harpune oder wird abgefackelt, kreatives Töten liegt dem unbekannten Tunichtgut offenbar am Herzen.

„Neun Gäste für den Tod“ scheint wie das uneheliche Kind von Agatha Christie („Das Böse unter der Sonne“) und Sergio Martino („Die Säge des Teufels“). Der klassische Whodunit-Krimi auf begrenztem Raum, bei dem jeder als potenzieller Übeltäter in Frage kommen würde, das böse Wort Erbschleicher klar im Raum steht. Dazu mit dem prallen Sack voll Sleaze, wenig Sinn für Emanzipation und einem recht skrupellosen Härtegrad versehen, der im Schlussspurt erheblich anzieht. Die offenherzig vorgetragene Freizügigkeit dient jedoch nicht nur zur Fantasiebefriedigung sabbernder Junggesellen. Die damit einhergehende, unmoralische Verrohung, die nicht vorhandene Ethik innerhalb der Gruppe ist das essentielle Element der gesamten Geschichte. Eine Familie, bestehend aus Lügnern, Betrügern, Sadisten und Egoisten. Die sich einen Dreck um ihre angeblich Liebsten scheren, in der normale, soziale Werte schon längt keine Rolle mehr spielen. Erst so kann die Story entsprechend ihre Wirkung entfalten. Baldi geht damit natürlich nicht subtil oder sonderlich elegant um, das will in diesem Kontext wahrscheinlich auch niemand sehen. Lieber exploitativ auf die Fresse und in die Weichteile, was den ruppigen, ungeschliffenen Charme dieses künstlerisch nicht unbedingt wertvollen, aber dafür enorm unterhaltsamen Genre-Schmierlappens ausmacht, bei dem man vergeblich nach echten Identifikationsfiguren suchen kann. Hoffentlich, denn sonst läuft daheim bestimmt einiges schief…

Fazit

Wer so eine Verwandtschaft hat, braucht keine Feinde mehr. Intrigen, Sex und blutige Morde im Urlaubsparadies, da lacht das Giallo-Herz. Sehr zynisch, sowohl in seiner Darstellung von Familie wie dem sozialen Klassendenken, bewusst schlüpfrig und ohne Scheu vor handfesten, expliziten Gewaltakten. Ein feines Ferkel von Film.

Kritik: Jacko Kunze

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