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Quelle: themoviedb.org

Inhalt

Ein Psychiater aus dem Zweiten Weltkrieg begutachtet Naziführer vor den Nürnberger Prozessen und ist zunehmend davon besessen, das Böse zu verstehen, während er eine beunruhigende Bindung zu Hermann Göring aufbaut.

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Quelle: themoviedb.org

Kritik

Das Ganze wird zu reinsten Lachnummer werden, warnt ein Amtskollege den von Michal Shannon (The Endmit verbissener Bürokraten-Mine verkörperten Juristen Robert H. Jackson in einer frühen Szene James Vanderbilts (Scream 7) aalglatten Justizdramas. Das beachtet bezeichnend wenig die eigenen moralischen Mahnungen im Vorfeld der titelgebenden Prozesse. Die von November 1945 bis Oktober 1946 in Nürnberg abgehaltenen Verfahrenen gegen die Hauptangeklagten des Nazi-Regimes, die nicht ins Exil oder den Freitod entkommen waren. Allen voran der vormalige Reichsminister Hermann Göring.

Dass der von einem grotesk fehlbesetzten Russell Crowe (Sleeping Dogs – Manche Lügen sterben nie) verkörperte Kriegsverbrecher und selbsterklärte Renaissance-Mensch als einziger der in tragenden Rollen präsentierten Angeklagten, darunter Rudolf Heß (Andreas Pietschmann, Farah), Julius Streicher (Dieter Riesle, Code Ava - Trained to Kill) und Erich Raeder (Mesterházy Gyula), von einem internationalen Star dargestellt wird, unterstreicht seine zentrale Rolle in dem sensationalistischen Spektakel. Jenes sieht sich scheinbar als eine inoffizielle Interpretation Hannah Arendts Aufsatzes über „Die Banalität des Bösen“. Allerdings ersetzt den kühl analytischen Blick der Philosophin hier die spekulative Schaulust eines opportunistischen US-Psychologen.

Basierend auf Jack El-Hais 2013 erschienenem Bestseller „The Nazi and the Psychiatrist“ interpretiert der Regisseur und Drehbuchautor die Beziehung zwischen Göring und dem US-Amerikanischen Armee Psychiater Douglas Kelley. Rami Malek (The Amateur) gibt den abgeklärten Seelenklempner, der die psychische Verfassung der Angeklagten überwachen soll, als taktischen Taschenspieler. Er glaubt Göring zu manipulieren, verfällt jedoch selbst dessen jovialem Charme, den Vanderbilt auch auf das Kinopublikum loslässt. Paradoxerweise ist Crowe gleich seines Filmcharakters zu sehr Selbstdarsteller, um dessen abgründige Persona anzunehmen. 

Nicht nur Crowes dicker amerikanisch Akzent - ein durchgehendes Problem des kaum mit deutschen Muttersprachler*innen besetzten Szenarios - und geringe Ähnlichkeit zu Göring untergraben jede Glaubwürdigkeit. Der plakative Plot scheut die ethischen Abgründe eines historischen Horror-Charakters, dessen verstörendste Facette seine Menschlichkeit war. Der kunsthandwerkliche Konformismus der Inszenierung, deren düstere Studio-Kulissen und entsättigte Farbskala den rechtsgeschichtlichen Schlüsselmoment ernüchternd austauschbar gestalten, wird zum visuellen Pendant der paternalistischen Pseudo-Psychologie. Das Böse ist hier nicht banal, sondern belanglos und boring

Fazit

Wenn James Vanderbilts hölzernes Historientheater nach einem überlangen dramatischen Aufbau endlich im Gerichtssaal ankommt, hat es nichts vorzuzeigen außer den bekannten Bildern der Nazi-Verbrechen. Dieser Rückgriff auf Archivmaterial unterstreicht die Unfähigkeit des histrionischen Hochglanz-Thrillers, dem Diskurs um ethische Abgründe und menschliche Monstrosität etwas Neues hinzuzufügen. Das eindimensionale Spiel des Hauptdarsteller-Duos unterminiert mit der psychologischen Dynamik auch jegliche strategische Spannung. Stylisches Szenenbild und opulente Optik kaschieren eine filmische Farce, irgendwo zwischen sensationalistischem Spektakel und skurriler Selbstsatire. 

Kritik: Lida Bach

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