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Inhalt

Durch einen Türspalt beobachten die zwei blutverschmierten Kinder, wie der Mann mit der Waffe an ihrem Versteck vorbeigeht. Als er langsam um eine Ecke verschwindet, versuchen die beiden zu fliehen und stürzen verzweifelt in Richtung Ausgang. Doch vor der verschlossenen Tür sehen sie sich einem Grauen gegenüber, dem sie nicht mehr entkommen können. Elf Jahre ist es jetzt her, dass Tims Familie an ihren Wahnvorstellungen auseinandergebrochen und er als Kind zum Mörder wurde. Seitdem hat er in einer psychiatrischen Einrichtung wieder und wieder gelernt, dass er selbst und nicht die übernatürlichen Kräfte eines antiken Spiegels für seine Taten verantwortlich ist. Leider ist seine Schwester Kaylee immer noch vom Gegenteil überzeugt und schleppt den gerade aus der Therapie entlassenen Tim sofort zurück an den Ort des Geschehens. Mit Kameras und Zimmerpflanzen versucht sie im Haus ihrer Eltern die dämonische Macht im Spiegel nachzuweisen, und während sich Tim erst noch bemüht, sie zur Vernunft zu bringen, werden die zwei schon bald von lebhaften Erinnerungen an ihre Vergangenheit heimgesucht und die Grenze zwischen Realität und Irrsinn verwischt von Neuem.
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Quelle: themoviedb.org

Kritik

Ein alter Spiegel unbekannter Herkunft, der über die Jahrzehnte seine Besitzer in den Wahnsinn getrieben hat und dessen finsterem Schaffen nun ein Ende gemacht werden soll. So ungefähr kann man die Story von "Oculus", dem neuen Film von Mike Flanagan ("Absentia"), zusammenfassen. Hört sich das zunächst vielleicht  noch relativ typisch für einen Horror/Gruselfilm an und könnte eventuell sogar die Möglichkeit zu einem lustigen und abgefahrenen B-Movie-Ritt bieten, ist "Oculus" doch weit ruhiger und weit mehr auf seine Charaktere fixiert, als man zunächst annehmen könnte. Und das Beste dabei: Der Film vereint seinen Mix aus düsterer Gruselatmosphäre, Familiendrama, sowie Psychothriller auf erstaunlich gelungene Art und Weise.

"Oculus" spielt dabei auf zwei Zeitebenen gleichzeitig. Zum Einen zu dem Zeitpunkt an dem Kaylee und Tim noch eine funktionierende Familie haben und sich das erste Mal mit den Auswirkungen des mysteriösen, alten Spiegels herumschlagen müssen, sowie elf Jahre später, in der Bruder und Schwester versuchen dem Spiegel ein für alle Mal den Garaus zu machen. Kaylee (Karen Gillian - "Guardians of the Galaxy") und Tim (Brenton Thwaites - "The Signal") funktionieren dabei erstaunlich schnell sehr überzeugend als Geschwisterpaar und bringen ihren Konflikt, bei dem es sich um die Diskussion "Kampf vs. Flucht" handelt, emotional und glaubhaft herüber. "Oculus" hat zu Anfang ein paar Probleme den Zuschauer großartig zu unterhalten, weil die Geschichte eher langsam ins Rollen kommt und den Zuschauer einige Zeit auf Distanz hält. Betroffen ist hier vor allem die Gegenwart-Zeitlinie, die zwar ein sehr interessantes Set-Up besitzt, aber vorerst erzählerisch noch recht nebulös und langatmig voranschreitet.

Doch auch die Vergangenheits-Zeitlinie kämpft zu Anfang noch mit einigen Klischees. Und da der Zuschauer, aufgrund des Foreshadowings der Gegenwart, sowieso weiß was passieren wird, will sich die Spannung auch erst später einstellen. Insgesamt kann man der ersten Hälfte des Films so das Prädikat „Meh“ aufdrücken: Gute Unterhaltung, aber zum Einen sehr vorhersehbar, wie auch etwas langsam. Wenn der Spiegel in "Oculus" aber letztlich anfängt seine Macht zu entfalten, nimmt der Film ordentlich an Fahrt und Absurditäten auf. Denn der Spiegel tut die bösen Dinge nie selbst, vernebelt die Wahrnehmmungen aller Personen im näheren Umkreis aber auf so starke Art, dass irgendwann nicht mehr klar sein kann, was Realität und was Illusion ist.

Der Grusel hält sich zwar auch in der zweiten Hälfte des Films in Grenzen, dennoch erschafft "Oculus" eine sehr bedrückende und verschleierte Atmosphäre, die den Zuschauer gekonnt in seinen Bann zieht. Nie kann man sich (in der Gegenwart) sicher sein, was als nächstes passiert, nie ist man sich klar, ob die Dinge, die gerade in Angriff genommen werden, real sind oder nicht. So wird zum Beispiel die Polizei gerufen, oder eine Flucht ins Freie gewagt, nur um kurz darauf festzustellen, das sowohl das Eine, wie auch das Andere, nicht, oder in anderer Form, passiert ist. Wenn dann letztlich auch noch die Zeitebenen zu verschwimmen anfangen, wird der Zuschauer entweder endgültig vom Film abgestoßen oder nur noch weiter in den Bann des (hinzu auch sehr kreativ inszenierten) Albtraumritts gezogen. Das alles endet dann zwar fast so schnell, wie es begonnen hat, lässt den Zuschauer aber mit einem erstaunlich passenden und befriedigenden Ende zurück. "Oculus" gruselt oder schockt also nicht im großen Maße, ist aber so interessant, bedrückend und gut inszeniert, dass der Zuschauer dennoch mit einem guten und zugleich (emotional) unguten Gefühl den Kinosaal verlassen kann.

Fazit

Mit "Oculus" gelingt Mike Flanagen ein erstaunlich ruhiger und bedrückender Film, der zwar weniger gruselt, aber dafür mit einer erstaunlich interessanten und emotionalen Geschichte daherkommt, die den Zuschauer vor Allem in seiner zweiten Hälfte in seinen Bann ziehen kann. "Oculus" ist somit eine Kurzfilmadaption, die den Langfilmaspekt endlich mal gelungen ausnutzt.

Kritik: Thomas Söcker

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