Inhalt
Der Bomberpilot Deakins (John Travolta) läßt absichtlich einen Jet mit Nuklearwaffen abstürzen, um mit den Bomben die Regierung erpressen zu können. Sein Co-Pilot Hale (Christian Slater) durchschaut sein Vorhaben, wird jedoch aus der Maschine abgesprengt. In einem unzugänglichen Wüstengebiet bemüht sich Hale von nun an, hinter Deakins Pläne zu kommen bzw. sie zu vereiteln. Doch Deakins ist inzwischen zu allem fähig. Ein gefährliches Spiel...
Kritik
Mit Filmen wie A Better Tomorrow, The Killer oder Hard Boiled wurde John Woo auch jenseits seiner chinesischen Heimat weltberühmt und prägte den Begriff des Heroic Bloodsheed-Actionkinos. Keiner ließ derart elegant und über-stilisiert die Kugeln in rauen Mengen durch die Luft fliegen, zelebrierte blutgetränkte Actionszenen in Super-Slow-Motion, ließ weiße Tauben symbolgeschwängert in die Lüfte steigen und erzählte übertrieben theatralisch von fragilen Männerfreundschaften. Etwas, was so nur im Hongkong-Kino der 80er und frühen 90er auf seine ganz eigene Weise funktionieren konnte. Mit dem Sprung in die USA musste er seinen Stil zwangsläufig etwas an westliche und vor allem Hollywood-Sehgewohnheiten anpassen, der Auftakt Harte Ziele mit Jean-Claude Van Damme gelang 1993 diesbezüglich jedoch schon ganz gut. Sicherlich eher ein overpowertes B+-Movie, aber für den Anfang schon mal nicht schlecht. Operation – Broken Arrow war 1996 sein Einstand im ganz großen Blockbuster-Geschäft und auch wenn der Film seiner Zeit ein beachtlicher Erfolg war (und den Weg ebnete für seinen einzigen sehr guten US-Film Im Körper des Feindes), machte er bereits deutlich, dass das Hongkong-Phänomen John Woo in der neuen Filmwelt nicht so recht funktionieren will.
In Ansätzen erinnert das oft an einen klassischen John Woo: ein angenehm schlichter und schnörkellos vorgetragener Plot ohne pseudo-wichtigen Ballast; das Duell zweier Männer, die von Freunden zu Feinden werden und natürlich die ein oder andere krachend-ästhetische Actionsequenz, doch allein an dem Punkt müssen schon sichtliche Abstriche gemacht werden. Zwar hatte er hier mehr Budget als jemals zuvor zur Verfügung und darf ein entsprechendes Spektakel auffahren, bluttriefende Schusswechsel und ein kreatives Choreographie-Ballett gibt es aber nicht zu sehen. Das ist für seine Zeit sehr gehobener Blockbuster-Standard, der aber nur rudimentär die ursprünglichen Qualitäten seines Regisseurs erkennen lässt. Es wirkt wie in gedrosselter John Woo, wie das eigene US-Remake eines seiner älteren Filme, das sich nun eben an ein breiteres und weniger Genre-affines Publikum richtet.
Ein wirklich ganz großes Plus ist die Besetzung von dem nach seinem Pulp Fiction-Comeback noch super heißen John Travolta in der eindeutig besten Phase seiner gesamten Karriere, der hier erstmals im kompletten Vollschurken-Modus agieren darf und daran offenkundig mächtig Freude entwickelt. Seine Performance ist glänzend und das perfekte Bewerbungsschreiben für den nächsten John Woo, den bereits erwähnten Im Körper des Feindes. Dagegen stinkt sein Kontrahent Christian Slater (True Romance) trotz eines bemühten Auftritts sichtlich ab, wobei das noch absolut solide ist. Eine einzige Vollkatastrophe hingegen ist die in ihrem Part auch lediglich aufs Gerettet-Werden angelegte Samantha Mathis (The Exorcism), aber für ausgefeilte Frauenrollen ist wohl kein John Woo-Film berühmt geworden. Unabhängig davon, mit so einer Leistung hat man in keiner großen Produktion etwas zu suchen.
Insgesamt wirkt der Film schlicht unvorteilhaft gealtert. Mitten der 90er konnte man mit so einem recht kurzweiligen und (in der Relation) übertrieben aufwändig produzierten Streifen noch richtig Eindruck schinden, heutzutage fallen die zahlreichen Belanglosigkeiten umso deutlicher auf. Das Setting – überwiegend in einer Wüste in Utah angesiedelt – ist nach kurzer Zeit schon furchtbar öde, der gesamte Ablauf ist arm an Überraschungen, Wendungen oder Raffinesse und selbst die Actionszenen sind trotz guter Handwerkskunst einfach nicht (mehr) imposant genug. Da bleibt nicht viel hängen und wenn in so einem Film die erinnerungswürdigsten Dinge das Auftreten des Antagonisten und der (wirklich gute, da mal angenehm unaufdringliche und trotzdem markante) Score von Hans Zimmer sind, dann stimmt da die Verhältnismäßigkeit einfach nicht. Das ist natürlich noch deutlich besser als praktisch alles, was John Woo bereits kurze Zeit später abgeliefert hat und sich damit in ein noch aktives Relikt, ein verhallendes Echo seiner eigenen Legacy verwandelt hat, aber man muss sich schon eingestehen, dass man hier schon die Zeichen dafür vermuten konnte. Vielleicht nicht damals, aber hinterher ist man bekanntlich immer schlauer.
Fazit
Trotz eines grandiosen John Travolta und sichtlich viel Aufwand ist „Operation – Broken Arrow“ (heute) nicht mehr als leicht überdurchschnittliche Berieselung, die Abseits der guten, alten 90er-Nostalgie und den grundsätzlichen, aber nie zu voller Ekstase erlangenden Fähigkeiten seines Regisseurs einfach nicht mehr großartig Eindruck schinden kann. Geht insgesamt natürlich immer noch vollkommen in Ordnung, mehr als ein ganz simpler Zeitvertreib ist das aber beim besten Willen nicht.
Autor: Jacko Kunze