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Quelle: themoviedb.org
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Inhalt

Die Revolution von Haiti war ein Testfall für die Ideale der Französischen Revolution: Was taugt das Versprechen, dass alle Menschen Brüder sind und dieselben unverbrüchlichen Rechte genießen, solange es Kolonien und Sklaverei gibt? Nichts, fanden die versklavten Bewohner*innen von Haiti und rebellierten 1791 gegen die Besitzer der Zuckerrohrplantagen. Ihrem Anführer Toussaint Louverture widmete der antillanische Schriftsteller Édouard Glissant 1961 „Monsieur Toussaint“, ein Theaterstück, das als Dreh- und Angelpunkt dient.

Kritik

Mit seiner komplexen Thematik der post-kolonialen Landesgeschichte, facettenreichen Motiven von mündlicher Überlieferung contra historische Schriften, Mythologisieren und Heroisieren sowie dem improvisatorischen Impetus des handlungsbildenden The Living and The Dead Ensemble ist Louis Hendersons filmische Wegsuche zwischen Aufarbeitung einer repressiven Vergangenheit und Blick in eine ungewisse Zukunft eines jener Festival-Werke, die in der Theorie enorm sympathisch erscheinen. Dergleichen auf der Leinwand zu sehen - noch dazu in erschöpfenden 132 Minuten - ist hingegen eine andere Sache.

Die ist nicht lehrreich und kurzweilig wie beabsichtigt, sondern vor allem ungeheuer erschöpfend. Die Symbolik ist platt, die Dramaturgie naiv, die Darstellerriege leiert ihre gekünstelten Zeilen wie in einem Schulstück herunter. Alles ist enorm bemüht und gerade deshalb enorm banal. Dabei möchte die fragmentarische Story eines der bedeutsamsten Kapitel haitianischer Geschichte aus der vernachlässigten Perspektive der versklavten Einwohner kritisch revidieren. Doch der wiedererweckte Geist des Revolutionärs Toussaint Louverture wird während der interpretativen Geschichtslektion nie lebendig.

Das vom Regisseur als stilbildend und kulturimmanent evozierte Konzept einer Spiralstruktur transzendiert nie den vorgegebenen Rahmen der Performance. Eine Zuordnung des abstrahierten Geschehens ist ohne umfassende Kenntnis der Landesgeschichte kaum möglich. Theatertexte, Gedichte und Lieder kommunizieren eine non-lineare Auffassung von Geschichte, in der Vergangenes im Gegenwärtigen existiert, nicht starr festgeschrieben ist, sondern beständig veränderlich. Diese dem westlichen Konzept diametral entgegengesetzte Ansatz ist der einzig bleibende Eindruck eines Projekts mit mehr wohlmeinenden Ambitionen als Fähigkeit.

Fazit

In einer Anordnung von Impro-Theater, Rezitativ und interpretativer Historik versuchen sich Louis Henderson und Olivier Marboeuf, unterstütz von einem Co-Autoren- und Künstlerensemble an einer Neuauslegung Haitis von Ausbeutung und Unterdrückung geprägten Landesgeschichte. Aus der Biografie des Unabhängigkeitskämpfers Toussaint Louverture erwächst die einer Nation, deren junge Generation von der kollektiven Erinnerung an Versklavung geprägt ist. Für die unmittelbar Beteiligten mag die konstruktive Vergangenheitsbewältigung ein wichtiges Emanzipationsmittel sein - für außenstehende Betrachter bleibt es ermüdendes Laienspiel.

Kritik: Lida Bach

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