Inhalt
Durch ihre Freundin Lucy lernt Katia den Tätowierer Bob kennen. Dieser ist ganz fasziniert von Katia’s makelloser Haut. So sehr, dass er die junge Frau nach einer durchzechten Nacht betäubt, in sein geheimes Verlies sperrt und beginnt, ihren Körper nach seinen Vorstellungen neu zu kreieren.
Kritik
Bei seinem Debüt als Regisseur wie Drehbuchautor versucht sich der Brite Kevin Chicken an einem düsteren Psychothriller, der mit der zweckdienlichen Annährung von Entführer und Opfer sowie Elementen des Body-Horrors hantiert, schlussendlich jedoch nichts davon ausreichend genug bedient.
Katia (Natalia Kostrzewa, The Cured – Infiziert. Geheilt. Verstoßen.) kam ursprünglich als Au Pair aus Polen nach London, nun lebt sie praktisch wie eine Nomadin von der Hand in den Mund. Kein Job und immer auf das Obdach einer flüchtigen Bekanntschaft angewiesen. Diesmal kommt sie bei Party-Kumpanin Lucy (Jo Woodcock, Das Bildnis des Dorian Gray) unter. Diese stellt ihr den Tattoo-Artist Bob (Richard Brake, 3 From Hell) vor. Eine schicksalhafte Begegnung, denn kurz danach findet sich Katia in einem Kerker wieder. Bob hat sich ihren noch reinen, unbefleckten Körper als kreative Spielwiese auserkoren. Während Lucy glaubt, Katia hätte sich mit ihrer Miete aus dem Staub gemacht, leidet die junge Frau wochenlang Höllenqualen. Denn Bob will sie nicht nur nach seiner Inspiration verzieren, er möchte ihr zu einer völlig neuen Bewusstseinsebene verhelfen. Körperlicher Schmerz bis an die Grenze des Erträglichen, um eine bald transzendentale Stufe zu erreichen.
Das klingt sicherlich nicht ganz zufällig eine wenig nach Martyrs und Kevin Chicken kann wohl kaum verleugnen, dass Pascal Laugier’s kontroverser Beinah-Skandalfilm ihm gedanklich Pate stand. Allerdings erreicht er niemals auch nur die Nähe dieses Vorbildes, in keinerlei Hinsicht. Zumindest handwerklich ist sein Debütwerk gar nicht mal so schlecht. Trotz bescheidener Möglichkeiten zieht man sich ästhetisch noch ganz annehmbar aus der Affäre. Es sind sogar die größten Pluspunkte von Perfect Skin – Ihr Körper ist seine Leinwand. Immer wieder werden ganz hübsche, optische Kontrastpunkte gesucht, in denen grelle Farbtupfer mit einem bewusst düsteren Look gekreuzt werden; quasi daraus hervorbrechen. Unterlegt von einem partiell brauchbaren Elektro-Score, der sich jedoch schnell in einer monotonen Dauerschleife verläuft und dadurch genauso belanglos wird wie der gesamte Film, dem es nie gelingt, das Szenario wirklich mit Leben und ganz besonders Spannung zu erfüllen.
Der Beziehung von Täter und Opfer wird die meiste Zeit gewidmet, ohne dass sich dort jemals sowas wie ein glaubhafter oder mindestens aufregender Prozess entwickelt. Oder überhaupt ein Prozess. Stattdessen erlebt man ein banales Geisel- und Folterszenario mit einem dürftigen Ermittlungsplot nebenbei, der auf ein vorhersehbares und eintöniges Finale hinausläuft. Hauptdarsteller Richard Brake wirkt bemüht, hängt aber mit seiner eindimensionalen und platten Psychopathen-Rolle meist in der Luft, während wenigstens die äußerliche Transformation von seinem Gegenpart Natalia Kostrzewa ganz interessant ist. Als reiner Hingucker. Alles, was einen gelungenen Thriller sonst ausmachen sollte, sucht man hier überwiegend vergebens. Am Ende bietet Perfect Skin – Ihr Körper ist seine Leinwand bis auf ein paar markante Nadelstiche in der Präsentation nichts, was ihn wirklich auszeichnet und vom Untergehen in der Maße abhebt. Inhaltlich ist das praktisch eine Nullnummer, die lediglich als Bewerbungsvideo auf handwerklicher Ebene vielleicht noch einen Nutzen besitzt. Betonung liegt auf „vielleicht“.
Fazit
Eine dürftige Mixtur aus Psychothriller und asketischem Body-Horror, die wenigstens in der reinen Darbietung relativ angestrengt wirkt. Aufregend, provokant oder erinnerungswürdig dabei ins keiner Weise. Eine typische DTV-Produktion, die irgendwas ernsthaft will, aber wohl kaum jemanden länger im Gedächtnis bleiben wird.
Autor: Jacko Kunze