Inhalt
2029: Astronaut Leo Davidson befindet sich auf einer Routine-Mission durchs Weltall. Plötzlich gerät er in ein Wurmloch und fliegt durch Zeit und Raum. Er landet auf einem Planeten, auf dem sprechende Affen über die Menschen herrschen! Mit Hilfe der sympathischen Schimpansin Ari und einer kleinen Gruppe menschlicher Rebellen widersetzt sich Leo der Gorilla-Armee, welche von General Thade und seinem besten besten Krieger Attar angeführt wird. Nun versuchen sie, einen heiligen Tempel in der Verbotenen Zone zu erreichen, der die schockierenden Geheimnisse der untergegangenen Menschheit enthält - und den Schlüssel für ihre Zukunft...
Kritik
Was könnte Tim Burton (Edward mit den Scherenhänden) daran gereizt haben, eine filmische Neuinterpretation von Pierre Boulles Roman Planet der Affen umzusetzen? Vor allem, da die erste Verfilmung von Franklin J. Schaffner (Papillon) aus dem Jahre 1968 auch heute noch als zeitloses Klassiker-Kino gewertet werden darf. Der Film selbst vermag diese berechtigte Frage zu keiner Zeit zufriedenstellend zu beantworten, in der Theorie aber ist der Stoff natürlich merklich von den klassischen Burton-Tropen durchwandert und flankiert: Das Aufbegehren eines Außenseiters, der sich einem feindlichen System ausgesetzt sieht. Planet der Affen aber war schon immer mehr als Protest- und Rebellionsgebärde – und Tim Burtons Output hat schon immer Werke umfasst, die nicht nur den Widerstand präsentierten, sondern kleinteilig und gefühlsbetont dessen Hintergründe und Konsequenzen voller Intimität erforschten.
Planet der Affen jedoch ist Blockbusterkino von der Stange, fernab der zivilisationskritischen Deutlichkeit des Originals und beinahe schon dahingehend verweigernd, wenn es um die Durchleuchtung packender Themen wie fehlgleitete Religiosität, kulturelle Differenzen und deren Ausgleich sowie die toxische Bedeutung hierarchischer Klassensysteme geht. Stattdessen setzt das Science-Fiction-Abenteuer auf Tempo und Aktion: Es vergehen kaum mehr als 15 Minuten, bis Astronaut Leo Davidson (Mark Wahlberg, Deepwater Horizon) aufgrund eines elektromagnetischen Sturms durch die Zeit geschleudert wird und unsaft auf einem fremden Planeten landet. Dabei wollte Davidson eigentlich nur seinen Schimpansen-Schützling Pericles retten, was die Ausgangslage im Vergleich zum Meilenstein mit Charlton Heston quasi ins Gegenteil verkehrt. Davidson, das muss man schnell lernen, ist eben ein risikofreudiger Draufgänger – wenn es die Situation benötigt.
Auf dem titelgebenden Planet der Affen angekommen, vergehen ebenfalls nur wenige Minuten, bis sich Davidson einer flüchtigen Masse von Menschen anschließt, die von berittenen Affen gejagt und im Anschluss versklavt werden sollen. Der weitere Verlauf der Geschichte ist nun altbekannt, Tim Burton – oder besser gesagt: Das Studio - aber dreht an den erzählerischen Stellschrauben so entschieden-unsinnig, dass sich Planet der Affen einzig und allein über seine extreme Auffassung von Gut und Böse artikuliert. Keiner von den hier anwesenden Charakteren, zu welcher Spezies auch immer sie gehören mögen, weist Ambivalenzen, Mehrdimensionalität, Zwiespältigkeiten auf: Wissenschaftlerin Ari (Helena Bonham Carter, Fight Club) setzt sich für ein friedliches Miteinander zwischen Menschen und Primaten ein, während Thade (Tim Roth, Pulp Fiction) den faschistoiden General mit Psycho-Blick gibt. Das sind die markantesten Affen-Figuren.
Davidson selbst agiert freilich in der Rolle des weißen Erlösers, den die Sterne gesandt haben, um die vorherrschenden Autoritätsmuster auf dem Planet der Affen zu zerschlagen und der Bevölkerung die Möglichkeit gleichberechtigter Gemeinschaftlichkeit beizubringen. Natürlich mit Pistolen, Explosionen und geballten Fäusten. In diesem Fall sind es nämlich die Waffen, die den Menschen dem Affen überlegen machen – und passenderweise darf ausgerechnet Charlton Heston als greiser Senator dem von Hass dominierten General Thade feierlich ein Schießeisen überreichen. Schwer zu glauben, dass ein so pazifistischer und humanistischer Regisseur wie Tim Burton wirklich mit voller Überzeugung hinter einer solchen Botschaft steht. Ohnehin ist es nahezu unmöglich festzustellen, dass Planet der Affen wirklich von dem Künstler gemacht worden ist, der uns zuvor Batmans Rückkehr, Ed Wood und Sleepy Hollow geschenkt hat.
Mag die Tim Burton-Handschrift auch von den Mühlen des hochbudgetierten Mainstream gnadenlos zermahlen und ausradiert worden sein, so besitzt auch diese inhaltliche Bankrotterklärung hinsichtlich spannender Gedankenseine seine eindeutigen Stärken. Der fünffach Oscar-prämierte Maskenbildner Rick Bakers leistet wahrlich brillante Arbeit, Danny Elfmans Score wabert wunderbar wuchtig über die Fotografien des actionorientierten Leinwand-Abenteuers und mögen ihre Charaktere auch noch so eindimensional gezeichnet sein, Tim Roth und Helena Bonham Carter tun alles dafür, diesen Kontur zu verschaffen. Was man von Mark Wahlberg in der heldenhaften Hauptrolle nicht behaupten kann. Das ehemalige Unterwäschemodel beweist auch hier von Anfang bis Ende, dass er ein gleichermaßen untalentierter wie uncharismatischer Darsteller ist. Da erscheint die Existenz von Planet der Affen fast schon notwendig, ist dieser doch genau der Film, den Wahlberg verdient hat.
Fazit
Auch nach der Sichtung von "Planet der Affen" ist man sich nicht im Klaren darüber, was Tim Burton nun eigentlich daran gereizt hat, eine Neuinterpretation des gleichnamigen Klassikers anzufertigen – sicherlich auch deswegen, weil ihm das Studio oftmals einen Strich durch die eigene Vision gemacht hat. Von dieser ist bis auf eine brillante Maskenarbeit und ein stimmungsvoller Score jedoch nicht viel übriggeblieben. Die spannenden Gedankengängen der Vorlage (und der ersten Adaption) weichen einem actionorientierten, durch und durch eindimensionalen Narrativ, angeführt von einem blassen Mark Wahlberg, der erneut beweist, dass er einfach kein guter Schauspieler ist.
Autor: Pascal Reis