Inhalt
Will Rodman (James Franco), ein junger engagierter Gen-Wissenschaftler, steht kurz davor die Antwort auf Alzheimer zu finden: Sein entwickeltes Mittel namens ALZ-112, ist in der Lage, zerstörtes Gehirngewebe wiederherzustellen und sogar die Leistung des Gehirns maßgeblich zu steigern. Jedoch scheint das Serum starke Nebenwirkungen zu haben, wodurch die Experimente eingestellt sowie alle Versuchsschimpansen eingeschläfert werden sollen. Einzig ein kleines Affenbaby, konterminiert durch ALZ-112, kann von Will gerettet werden. Fortan wächst der als Caesar getaufte Schimpanse (Andy Serkis) bei Will zuhause wie ein eigener Sohn auf. Schnell stellt sich hierbei aber heraus, dass Caesar keineswegs ein normaler Affe ist. Zeichensprache erlernt er in Windeseile und sogar Zeichnen sowie menschliche Gesten sind kein Problem für den Menschenaffen. Über die Jahre entwickelt sich Caesar so zu einem sehr intelligenten Lebewesen, in dessen Herz der Wunsch nach Freiheit immer stärker wird. Als eines Tages dann Wills Alzheimer kranker Vater (John Lithgow) vom Nachbarn (David Hewlett) angegriffen wird, kommt es zur Katastrophe und der hochbegabte Affe wird per richterlichen Beschluss in ein Tierheim gesperrt. Hier lernt er die wahren Grausamkeiten der Menschen kennen, was zu einer Revolution der Affen führt…
Kritik
Basierend auf dem Roman La Planète des singes von Pierre Boulle, erschuf 1968 Regisseur Franklin J. Schaffner mit Planet der Affen ein Meisterwerk des Sci-Fi-Genres, welches von seiner Brisanz bis heute nichts verloren hat. Im Gegenteil, die bissige wie zynische Satire über eine Welt die von Affen beherrscht wird, ist heute noch so aktuell wie zu damaliger Zeit. Zwar wirkt die Geschichte durch moderne CGI-Technik etwas antiquiert, doch die Botschaft, besonders in Form der berühmten Schlussszene mit Charlton Heston, hat nichts von seiner Magie verloren. Überraschend, sozialkritisch, spannend und vor allem zeitlos, bleibt so die Verfilmung des Planeten der Affen ein Meilenstein des Kinos. Was folgte waren vier Fortsetzungen, die jedoch in Sachen Gesellschaftskritik sowie Tiefe einen stetigen Abwärtstrend offenbarten, der schließlich mit reichlich Trash 1973 in Form von Die Schlacht um den Planet der Affen endete. Erst 2001 sollte das Thema von Regisseur Tim Burton durch ein Remake erneut angegangen werden. Trotz des hohen Budgets (100 Millionen US-Dollar), ist der neue Planet der Affen jedoch seelenloses Actionkino geworden, das von Kritikern wie Zuschauern gleichermaßen abgestraft wurde. Die Herrschaft der Affen schien somit beendet. Als 20th Century Fox dann doch erneut einen weiteren Ableger ankündigte, waren die Zweifel an einem gelingen besonders groß. Zu viele Enttäuschungen gab es im Franchise, zu sehr wirkte die Produktion wie ein actionreicher Sommerblockbuster ohne Tiefe. Was jedoch Hollywood-Neuling Rupert Wyatt schließlich auf die Leinwand bringt, ist die perfekte Mischung aus Mainstream-Unterhaltung und starker Story, die besonders durch den hervorragenden Einsatz der Performance-Capture-Technik überzeugen kann.
Während Sommerblockbuster wie Transformers 3″, Fluch der Karibik 4″ oder Green Lantern eher auf bombastische Effekte, CGI-Schlachten oder viel Kawumm setzen, anstatt auf Charaktertiefe, Logik oder einem durchdachten Drehbuch, geht hier Planet der Affen: Prevolution erfreulicher Weise einen komplett anderen Weg. Hier steht keineswegs die Action im Vordergrund (auch wenn das Finale durchaus überrascht), sondern die Figuren, die präsentierte Welt sowie in klassischer Tradition der Reihe, die Kritik an der heutigen Gesellschaft. So offenbaren die Drehbuchautoren Rick Jaffa und Amanda Silver eine Geschichte, die mit dem Fokus auf den Schimpansen Caesar, für eine fantastische Sogwirkung garantiert, die den Zuschauer bis zur letzten Minute fesselt. Die Entwicklung von Caesar geschieht hierbei in kleinen Schritten und über viele Jahre hinweg. So ist man nicht nur bei der Geburt dabei, sondern auch bei Caesars ersten Interaktionen, seiner Jugend und erlebt schließlich seine Entdeckung der menschlichen Welt hautnah mit. Alle anderen Protagonisten werden so zu Nebendarstellern, denn Prevolution ist eindeutig die Bühne von Caesar.
Für die nötige Tiefe des Schimpansen, sorgt hier Andy Serkis (Gollum aus Peter Jacksons Der Herr der Ringe-Trilogie), der durch die Performance-Capture-Technik (James Camerons Avatar – Aufbruch nach Pandora) seine Mimik 1:1 auf den Menschenaffen übertragen kann. Die CGI-Effekte wirken dabei so täuschend echt, dass die Affen ohne Mühen in die realen Schauplätze integriert werden können, ohne dass dieses jemals aufgesetzt wirkt. Durch den Einsatz der neuen Technik, ist Caesar viel mehr als nur eine digitale Figur. Er ist ein Wesen, in dessen Gefühle, Gedanken sowie Handlungen, sich der Zuschauer ohne Mühen hineinversetzen kann. Wie ein menschlicher Charakterschauspieler, bildet er so den Mittelpunkt einer Geschichte, die nicht nur äußerst real wirkt, sondern auch eine Spannungskurve bietet, die einen so schnell nicht mehr loslässt. Interessant ist zudem, dass Caesar keineswegs spricht. Seine Interaktion mit der Umwelt geschieht durch Zeichensprache sowie fantastischer Mimik, durch die auch die anderen Affen wie eine Gemeinschaft wirken, mit der man gerne mit fiebert. Können sich die Menschenaffen aus der Gefangenschaft befreien? Werden sie die Grausamkeiten der Menschen überwinden? Planet der Affen: Prevolution schafft es so, eine äußerst starke Charakterbindung zu einer CGI-Figur aufzubauen, wie es zuvor wohl undenkbar war.
Doch auch Abseits von Caesar gibt es eine Menge zu entdecken. So agiert die Firma von Will wie ein skrupelloser Konzern, der nur den Blick auf den Profit kennt und sogar vor Leichen (in dem Fall Affen) nicht zurückschreckt. Auch bleibt die Frage nach der Kritik an der Wissenschaft bestehen, die wie schon in den früheren Teilen, besonders zum Finale hin für ein paar nachdenkliche Bilder sorgt. Kern der Handlung ist allerdings der Umgang des Menschen mit dem Tier. Das gezeigte Tierheim ist ebenfalls nach Profit ausgerichtet, korrupt und misshandelt regelmäßig die Affen, wodurch die Sympathien verstärkt auf selbige übergehen. Die Menschen sind böse und bilden nur mit zwei Personen eine Ausnahme. Zwar kann dies durchaus kritisch betrachtet werden, steht aber ebenfalls in klassischer Tradition mit der Original-Reihe aus den 60ern und 70ern. Besonders interessant ist aber die Übertragung der früheren differenzierten Betrachtungsweise der Welt auf die heutige. Anstatt Atomkrieg, Rassentrennung sowie Gewaltkritik, steht nun die Kritik am Kapitalismus im Vordergrund, an der ungezügelten Wissenschaft und der Verrohrung des Menschen. Trotz der Tiefe der Handlung, der in sich schlüssigen Welt und der deutlichen Spannung, schleichen sich jedoch besonders zum Finale hin ein paar Fehler ein. Dies betrifft zum einen den doch sehr pompös wirkende Schlussakt, was wie ein plötzlicher Stilbruch im Gegensatz zum vorher ruhigen Erzählstil wirkt, außerdem rücken die menschlichen Darsteller soweit in den Hintergrund, dass sie zu nicht nachvollziehbaren blassen Figuren verkommen. So ist Will nur noch derjenige der stetig seiner eigenen Schöpfung hinterherrennt, der Chef von Will verkörpert plötzlich die Gewalt die vom Menschen ausgeht und Wills Freundin wird nur noch als Ablenkungsmanöver benutzt. Hier wäre es deutlich besser gewesen, wenn sich Regisseur Rupert Wyatt weiterhin auf seine Stärken konzentriert hätte und seine Geschichte ebenso ruhig ausklingen lässt, wie sie angefangen hat. Gelungen sind indes allerdings die vielen Anspielungen auf die Original-Reihe. Zwar braucht es hier deutlich Vorerfahrungen, doch bei genauerem hinsehen, gibt es viele Kleinigkeiten zu entdecken, die stets zwischendurch für ein Lächeln sorgen.
Während Andy Serkis eindeutig den menschlichen Darstellern die Show stiehlt, können sich diese dennoch von ihrer guten Seite präsentieren. Allen voran James Franco beweist, dass er durchaus in der Lage ist, durch sein tiefes Schauspiel so mit CGI zu interagieren, dass es zu jeder Zeit äußerst natürlich wirkt. Die verschiedenen Gespräche zwischen Will und Caesar wirken stets harmonisch, was für eine deutliche authentische Welt sorgt. Franco agiert so als Ruhepunkt zwischen CGI und Realwelt, wodurch der Film zu keiner Zeit zu stark ins Sci-Fi-Genre abrutscht. Auch Freida Pinto, als spätere Freundin von Will, kann durch ihr natürliches Schauspiel überzeugen, wenn auch ihre Rolle zum Finale hin mehr und mehr ins Abseits gedrängt wird. Doch auch die vielen hervorragend besetzten Nebenrollen, fügen sich passend in die Geschichte ein. So kann John Lithgow, als Alzheimer kranker Vater von Will besonders für tragische Momente sorgen, Brian Cox spielt perfekt den aalglatten Profitgierigen Leiter der Forschungsanlage und auch Harry-Potter-Bösewicht Tom Felton, kann einmal mehr in seine Paraderolle als fieser Sadist schlüpfen.
Fazit
Regisseur Rupert Wyatt ist es gelungen, die Idee des Planeten der Affen gekonnt in unsere Zeit zu übertragen und gleichzeitig das Franchise um ein fantastisches Prequel zu erweitern. Die Ideen bleiben zwar dieselben, doch durch den Einsatz der Performance-Capture-Technik sowie einer tiefgreifenden Handlung rund um den Schimpansen Caesar, ist "Planet der Affen: Prevolution" spannendes wie intelligentes Blockbuster-Kino, das sich vor dem 1968er-Klassiker trotz einiger kleiner Fehler keinesfalls zu verstecken braucht.
Autor: Thomas Repenning