4.8

MB-Kritik

Please Murder Me! 1956

Drama, Crime, Film-Noir

4.8

Angela Lansbury
Raymond Burr
Dick Foran
John Dehner
Lamont Johnson
Robert Griffin
Denver Pyle
Alex Sharp
Lee Miller
Russell Thorson
Madge Blake
Steve Carruthers
Russell Custer
Michael Jeffers
Frank Mills
Cliff Taylor

Inhalt

Der Anwalt Craig rettet eine Witwe vor einer Mordanklage - und verfällt ihr und ihrem tödlichen Spiel.

Kritik

Wenn man die Zeit der Schwarzen Serie nicht live miterlebt hat, kann man nur schätzen, wie das Filmangebot in den Lichtspielhäusern damals gewesen sein muss. Teilweise wirkt es so, als wäre jede kleine Idee für eine Figur, einen Plot, eine Schandtat in einen abendfüllenden Film verwurstet worden. Das klingt wahrscheinlich negativer, als es tatsächlich ist; schließlich hat diese Einstellung und dieser Wille zur Finanzierung solcher Filme einige wunderbare Werke in Umlauf gebracht. Please Murder Me!, dessen sagenhafter Titel nicht übertrieben ist, sondern genau den Inhalt des Films beschreibt, ist ein solcher Streifen geworden, der scheinbar um eine kleine Idee konstruiert wurde. In diesem Falle ist das Rezept nicht ganz aufgegangen. Dass er trotzdem mehr als nur eine Fußnote für die Filmgeschichte geworden ist, liegt an dem Hauptdarsteller Raymond Burr.

Der hat nämlich kurz nach dem Auftreten als Anwalt in diesem Film quasi für die nächsten Jahrzehnte seine Karriere gesichert. Burr war ab dann als berühmter Anwalt Perry Mason für neun Staffeln im Fernsehen zu bestaunen, später spielte er die Rolle noch in vielen TV-Verfilmungen. Bis zu seinem Tode blieb er Perry Mason, ein Anwalt, der eigentlich nie einen Fall verlor - wobei drei, vier Ausnahmen auf über 200 Episoden natürlich die Regel bestätigen. Auch der Anwalt Craig in Please Murder Me! ist ein guter Mann seines Fachs. So rettet er die blonde Witwe, von Angela Lansbury dargestellt, vor einer Mordanklage. Es war nur Notwehr behauptet er nach seinem besten Gewissen, nur um kurz nach dem Fall die Wahrheit zu erkennen und Rache an der Femme fatale zu planen.

Jene femme fatale, die von Lansbury mit ihren riesigen Kulleraugen und den runden Gesichtszügen eine angenehme Mitte aus all American housewife und der einsamen Dame darstellt. Kein Wunder, dass Craig ihr verfällt, ihren Reizen, ihren Aussehen, ihrer Situation. Eine Dame, die Rettung braucht. Wer, wenn nicht Craig? „Wie kommt es, dass alle immer alle aus Notwehr erschießen?“ fragt ein Kollege den Anwalt mit einem mehr verschmitzten als zynischen Lachen. Gute Frage und es sind in Film Noirs neben den Bildern vor allem solche Sätze, die hängen bleiben und die Zeit überdauern. Doch kann sich Please Murder Me! auch dieser Ehre annehmen?

Leider nein, denn auch wenn der Film sich brav an all die Kennzeichen der Filmströmung hält, er weiß nicht, mit ihnen umzugehen. Zu Beginn, als des nachts in einer anonymen Großstadt eine anonyme Gestalt in ein anonymes Haus geht und einen Revolver holt und ihn mit Patronen lädt, kommt einem der Filmtitel ins Gesicht geschossen. Viel Effekt, wenig dahinter. Erst als die anonyme Gestalt in ihrem Büro ankommt, sich als Craig offenbart und beginnt, ins Aufnahmegerät zu sprechen, scheint Regisseur Peter Godfrey Herr seiner Mittel zu sein. Zumindest für kurze Zeit. Denn sobald die Geschichte sich über die Flashbacks und Rückgriffe hangelt, sobald der Anwalt, gezeichnet vom Krieg, zumindest in der Heimat irgendwie für Gerechtigkeit sorgen möchte, sobald der Film seine dramatische Prämisse nutzen könnte, überspitzt er sie und lässt sie leblos liegen.

Fazit

Mit „Please Murder Me!“ hat der Regisseur Peter Godfrey einen Film abgeliefert, der - böse Leute munkeln das - hauptsächlich ein Experiment für die beiden Hauptdarsteller gewesen war. Und tatsächlich ist einzig Raymond Burr in seiner bärenhaften Gestalt ein Aspekt des Films, der nicht austauschbar ist. Ansonsten vergisst Godfrey in kurzen aber nicht knackigen 76 Minuten alles über die Show-Dont-Tell-Regel. Zwar werden hier und da nette Bilder gefunden, diese müssen sich aber in einen Mantel der ideen- und lieblosen Klischee-Erzählung betten. Und dann, bevor es überhaupt angefangen hat, ist es auch schon wieder vorbei.

Autor: Levin Günther
Diese Seite verwendet Cookies. Akzeptieren.