Inhalt
Der junge FBI-Agent Johnny Utah infiltriert ein Team von Extremsportlern unter der Führung von Bodhi, das unter Verdacht steht, eine Reihe von beispiellosen und sehr ausgeklügelten Angriffen auf Unternehmen begangen zu haben. Auf seiner gefährlichen Undercover-Mission kämpft Utah nicht nur um sein Leben, sondern versucht auch, das Extremsportler-Team als die Architekten der wahnwitzigen Verbrechen zu überführen, die das Bestehen der weltweiten Finanzmärkte bedrohen.
Kritik
„Gefährliche Brandung“, das stand Anfang der 90er für gelungene Action mit einem jungen Keanu Reeves. Es ging um einen FBI-Frischling, charismatische Surfer und Gewissenskonflikte. Seinerzeit war der Actioner äußerst erfolgreich und spielte deutlich über das Dreifache des Budgets ein, eine treue Fangemeinde inklusive. Nun knapp 25 Jahre und eine durchwachsene Karriere von Keanu später, schickt sich Ericson Core („Unbesiegbar – Der Traum seines Lebens“) an, erneut die Kassen klingeln zu lassen. Unter dem Originaltitel von damals erscheint ein Remake des Stoffes, der mit beiden Beinen auf dem Surfbrett steht. Nur unter dem Surfbrett tobt der Sturm des Jahrhunderts. Eine wacklige Angelegenheit.
Großspurig ließen die Macher im Vorfeld verlauten, allein der Name des Films sei ein Garant für einen absoluten Hit an den Kassen. Bei einem Budget von über 100 Millionen nicht gerade ein Leichtgewicht, stecken hier natürlicherweise Hoffnungen und Träume der Macher drin. Doch der geneigte Zuschauer frisst nicht unbedingt alles und schon jetzt sieht es danach aus, dass der Film wohl nur seine Produktionskosten wieder einspielen wird, mit Glück leidlich Gewinn erspielen kann. Woran hat es also gemangelt, wenn zwischen Wunsch und Realität das Gesamtvermögen eines Inselstaates liegt? Regisseur Core war auch gleichzeitig als Kameramann tätig, was möglicherweise so einiges erklären mag. Vorweg muss aber die Prämisse des Films er-und geklärt werden. Wie schon im Original wird der blutjunge FBI-Agent Johnny Utah (Luke Bracey), ehemaliger Extremsportler, auf eine Gang angesetzt, die im großen Stil „Firmen mit amerikanischen Investoren“ auf der ganzen Welt überfallen und das erbeutete Geld und Gut an die Armen dieser Welt verteilen. Sein einziger Kontaktmann im ansonsten scheinbar nur aus seelenlosen Drohnen bestehenden FBI ist sein Chief Pappas (Ray Winston), der zu Beginn des Films mit den Worten „er ist schwierig“ vorgestellt wird, im Film selbst aber durch eine inhaltliche Leere es noch nicht einmal auf das Level von „schwierig“ schafft. Schwierig ist hier auch das Schlagwort. Die Bande aus Extremsportlern um Charisma-Kanone Bodhi (Édgar Ramìrez) versucht das Unmögliche, sie wollen die äußerst gefährlichen „Osaki 8“ bezwingen, eine von einem Vordenker aufgestellte Reihe an Prüfungen, die den Eintritt ins Nirwana ermöglichen sollen. Jeder der Prüfung steht dabei eine „Wiedergutmachung“ gegenüber, die im Anschluss als eine Art Rückgabe an die Natur, zu erledigen ist.
Klingt etwas hanebüchen und weit hergeholt? Ist es auch, daran besteht kein Zweifel. Woran allerdings ernsthafte Zweifel bestehen, ist die Intelligenz des von den Machern ins Auge gefassten Zielpublikums. „Point Break“ ist ein Film für die Generation YouTube, das Videoportal wird in einem äußerst sinnentleerten Spruch („Denk an die ganzen Clicks auf YouTube!“) erwähnt. In abertausenden Videos beweisen sich hier schon seit vielen Jahren Extremsportler in aufwendig produzierten Kurzfilmen, die die Aktivitäten der Sportler als pures Adrenalin (und nebenbei Energy Drinks) bewerben. In seinen stärksten Momenten erreicht er diese Videokunst in Perfektion, in seinen schwächsten Momenten ist „Point Break“ eine nahezu unerträgliche Aneinanderreihung von Plotholes und Klischees. Keine Frage, die eingefangen Bilder von surfenden, kletternden, fallenden und fliegenden Menschen sind hochwertig, hierfür wurden diverse Extremsportler bei der Ausübung ihrer Tätigkeit in Szene gesetzt, das hohe Budget spricht Bände. Doch abseits der ganzen Action versagt der Film schon beim Kletterschuhe Zubinden. Die Story will es, keine Überraschung, dass einige von Bodhis Kumpanen bei ihren sportlichen Aktivitäten ins Gras beißen. Doch bereits beim ersten Toten schweben große Fragezeichen im Raum. Wer ist denn nun gestorben? War es Abziehbild A, B oder C? Schon Bodhi und Utah glänzen nicht gerade mit einer makellosen, ins Detail durchexerzierten Hintergrundgeschichte, die Nebencharaktere verkommen allerdings samt und sonder zu seelenlosen Six-Pack Trägern, die im passenden Momente buchstäblich über die Klippe gehen. Hinzu kommt der Plastiklook seiner Partyszenen und geografisch unerklärliche Locationwechsel, um den faden Geschmack einer Mogelpackung von vor-vor-vorgestern auferlegen zu sein. Der Teufel steckt hier zwar nicht nur, definitiv aber auch im Detail. Autos wechseln ohne ersichtlichen Grund während der Fahrt die Nummernschilder, Banken werden an die Spitze von Bergen verlegt und fünf schwerbeladene Trucks werden scheinbar nur von einem Fahrer, den der Heroe natürlich vor den bösen Terroristen rettet, gefahren. Die Prämisse vom Anfang, jeder ablegten Prüfung eine gute Tat (Bankraub etc.) gegenüberzustellen, wird recht schnell zum Sterben in den Bergen zurückgelassen und kommt im späteren Verlauf praktisch nicht mehr vor. So kommt man sicher nicht ins Nirwana.
Fazit
Ohne typischen "Jackass"-Warnhinweis ausgestattet, könnten eine Menge Klagen wegen gebrochener Knochen Minderjähriger auf die Macher zusteuern. Die schönen Bilder täuschen nur kurz darüber hinweg, dass es sich bei „Point Break“ um einen sinn- wie seelenlosen Actioner von der Stange handelt. Eine bierernste Angelegenheit, die hier praktiziert wird. Ernste Männer blicken ernst in die Gegend. Letztendlich bleibt der Film weit hinter Erwartungen, die das Original und der Trailer vielleicht geweckt haben könnten, zurück. Patrick Swayzie würde ich sich im Grab umdrehen.
Autor: Magnus Knoll