Wenn man ein Kind ist, scheint die ganze Welt ein Spielplatz zu sein und hinter jeder Ecke wartet ein neues Abenteuer. Man glaubt daran, dass einfach alles möglich ist und, dass man vor nichts und niemandem Angst zu haben braucht. Genauso ergeht es den Figuren aus Riddle of Fire, denn sie kennen keine Furcht und ihnen ist jedes Mittel recht, um den Blaubeerkuchen für Hazels (Charlie Stover, Kinderfanger) und Jodies (Skyler Peters) kranke Mutter (Danielle Hoetmer, A Fall from Grace) zu besorgen, denn nur dann erhalten sie das Passwort, um das neueste Videospiel zu spielen. Die „Three Immortal Reptiles“ beeindrucken sofort mit ihrer Coolness: sie ziehen mit ihren Motorbikes durch die Gegend, schießen mit ihren Paintball-Pistolen auf alles und jeden, der ihnen in die Quere kommt und haben keinen Respekt vor dem Gesetz. Deswegen könnte man denken, dass ihre Mission den Blaubeerkuchen zu besorgen ganz schnell beendet ist und sie schon bald ihr Videospiel spielen dürfen.
Glücklicherweise gestaltet sich die Suche nach dem Blaubeerkuchen schwieriger als gedacht, sonst wäre es zu langweilig, wenn sich der Film nur darum drehen würde, wie die Kids vor der Konsole hängen. Es beginnt daher eine aufregende Schnitzeljagd im echten Leben. Im Grunde bildet die Abenteuerkomödie eine Analogie zu einem Computerspiel, weil es um eine Suche und die Erfüllung einer großen Aufgabe geht, die dazuführt, dass man von einem Level zum nächsten aufsteigt und am Ende gewinnt man, wenn man die Aufgabe erfüllt hat. Der Regisseur Weston Razooli (Once Upon a Time... in Hollywood) bezeichnet sein Spielfilmdebüt liebevoll als „Neo-Märchen“ und sicherlich hat Riddle of Fire einige märchenhafte Elemente wie zum Beispiel die böse Hexe (Lio Tipton, Warm Bodies) mit ihren Anhängern, der Wald, in dem sich die Kinder zurechtfinden müssen und dann auch noch der Blaubeerkuchen, den sie für die kranke Mutter besorgen müssen. Das klingt alles nach Rotkäppchen meets Manson Family, weil die Hexe und ihre Jünger locker mit der Manson-Family mithalten können.
Selbstverständlich bleibt der Film immer im kinderfreundlichen Bereich und überschreitet nie die Grenze zu einem Horrorfilm. Riddle of Fire ist vielmehr ein mystisch angehauchtes Abenteuer, das mit seiner Unberechenbarkeit hervorsticht. Es gibt unzählige Filme, die alle gleich ablaufen, sodass man nach ihnen quasi die Uhr stellen kann. Man weiß im Vorfeld, was passieren wird und wie es passieren wird. Man kennt sogar vorher das Ende von diesen Filmen, weil sie so gewöhnlich sind. Doch Riddle of Fire ist alles andere als gewöhnlich, sondern großartig inszeniert. Wenn Tarantino (Django Unchained) jemals einen Kinderfilm gedreht hätte, dann würde er vermutlich stilistisch so ähnlich ablaufen wie Riddle of Fire. Weston Razooli liefert hier ein beeindruckendes Erstlingswerk ab, bei dem er nicht nur Regie führte, das Drehbuch verfasste und selbst schauspielerte, sondern auch noch Produzent und Editor war.
Wenn man das geringe Budget im Verhältnis zum entstandenen Werk setzt, dann kann man schon von einem Geniestreich reden, weil man an keiner Stelle des Films den Eindruck hat, dass hier irgendetwas fehlt. Es ist alles stimmig, genauso, wie es sein sollte. Die Handlung ist originell, die Umsetzung des Drehbuchs ist äußerst gelungen und die Darsteller, insbesondere die Kinder sind natürlich und spielen exzellent. Riddle of Fire ist ein schräger und bizarrer Trip durch wunderschönes Setting von Utah. Als Inspiration für den Film haben sicherlich die Abenteuer von Tom Sawyer gedient. Zumindest erinnern die Figuren stark an die Freiheit liebenden Figuren Tom Sawyer und Huckleberry Finn, die sich furchtlos auf ihre Reise in die Wildnis begeben haben. Wer sich für schräge, amüsante und actionreiche Abenteuerspielfilme begeistern kann, wird Riddle of Fire lieben.