Inhalt
"Die Vampire sind verschwunden, zusammen mit den Vampir-Jägern." Der alte Yau muss es wissen, denn er ist der letzte seiner Zunft. Die Werkzeuge des Jägers hat er schon lange abgelegt, das wilde Treiben der Geister in dem alten Wohnblock interessiert ihn wenig. Da stirbt Onkel Tung und seine trauernde Frau versucht, ihn mit schwarzer Magie von den Toten zurück zu holen. Mit Erfolg, aber um welchen Preis! Tung steht als Vampir wieder auf, blutgierig und gefräßig. Und die Geister werden durch die Präsenz der finsteren Kreatur zu besonderer Angriffslust angestachelt. Das Haus versinkt in Blut und Chaos! Yau muss handeln. Gemeinsam mit seinem todessehnsüchtigen Nachbarn Siu-ho greift der letzte Jäger noch einmal zu den Waffen …
Kritik
Ein Kunstwerk des Todes: Mit diesen recht simplen aber dennoch fesselnden Worten, lässt sich wohl am besten der neue Hongkong-Film "Rigor Mortis" (lateinisch für Totenstarre) beschreiben, der bei uns im April voraussichtlich im Handel erscheinen wird. Als visuell melancholisches Gedicht über Abschied, eine Verbindung mit dem Jenseits, ein Festhalten an geliebte Menschen sowie dem Wahnsinn des unsterblichen. Ein Fluch und Schrecken zugleich. Und so ist es daher kein Wunder, dass das Regie-Debüt von Hongkong-Sänger und Schauspieler Juno Mak ("Revenge: A Love Story") aktuell international eine große Aufmerksamkeit genießt. Nicht nur aufgrund der großen J-Horror Ikone Takashi Shimizu, welcher den Film mit einer ordentlichen Finanzierung ausstattete, sondern vor allem aufgrund seiner schauerhaft grotesken sowie wunderschönen Atmosphäre. Somit ist "Rigor Mortis" weniger durchgehende Unterhaltung, als ästhetische Todes-Mär. Doch reicht dies auch für Kenner abseits chinesischer Mythologie, grotesker Filmpoesie oder subversiver Trauerballaden? Die Antwort lautet: Zum Teil. Denn wer sich auf die Reise in den riesigen grauen Betonblock begibt, wird zumindest eine Weile darüber nachdenken können.
Den meisten wird es dabei aber vor allem um die Geschichte gehen: Diese basiert unterdessen auf der schnell in Hongkong zum Kult avancierten 80er Jahre Horror-Komödie-Reihe "Mr. Vampire" (die es bis zum Jahre 1990 auf insgesamt fünf Werke schaffte). Eine Story voller Vampire, Geister, wunderlicher rituale sowie alter chinesischer Mythologie, die bereits in Klassikern wie "A Chinese Ghost Story" zu gefallen wusste. Jedoch ist "Rigor Mortis", trotzt merklich verschrobener Charaktere, weniger Komödie als noch das effektvolle wie geisterhafte Original. Viel eher setzen die beiden Autoren Lai-yin Leung und Philip Yung auf Motive, Rätsel, das Geheimnisvolle und gar im Finale auf das komplett Entgegengesetzte. Klingt verwirrend? Letztlich ist es das auch und daher bleibt vielen das Memento Mori auf Dauer verschlossen. Dies liegt zum Teil aber auch an den vielen recht belanglosen Dialogen, die zumeist gar nichts mit den Handlungen zu tun haben. Selbst wenn Siu-hou Chin (Chin, Siu-Ho) eine Erfahrung des übernatürlichen gemacht hat, ist es wichtiger über Reis und leicht beschädigte Schauspieler-Requisiten zu sprechen, als über eine nebeneinander real existierende lebendige und tote Welt. Regisseur Juno Mak gefällt es aber seinen Zuschauer auf die falsche Fährte zu locken, somit zu faszinieren und letztlich gar mit einer Menge Blut seinen Standpunkt zu untermauern.
Und da wären wir dann auch bei der wahren Faszination hinter "Rigor Mortis": Dem visuellen einmaligen Stil. Denn wenn helle karge Betonkulissen auf farbige schreckliche Akzente treffen, gibt es einen optischen Reigen, der zu begeistern weiß. Egal ob Slo-Mo-Effekte, CGI-Einsätze, mystisch angehauchte Kämpfe oder das Spiel aus Licht und Schatten. Alles wirkt wie ein stimmiges melancholisches Kunstwerk, welches gemischt mit Mythologie, Schattenwesen sowie dem Tod eine schauerhafte Horrorvision hervorbringt. Dies zusammen mit wahren Veteranen des Hongkong Kinos wie Richard Ng (der in den 80ern zusammen mit Jackie Chan seine größten Erfolge feierte), Siu-hou Chin ("Fist of Legend") oder vielen Stars der "Mr. Vampire"-Reihe, ergibt gerade für Fans eine bombastische Show, derer man sich nicht entziehen kann. Die Schwächen der recht beiläufigen Story (gerade in Hinblick auf die Geister), bremsen hier aber merklich das Gesamtbild. Schade, denn ohne dies wäre "Rigor Mortis" ohne Zweifel ein Meisterwerk seines Faches geworden.
Fazit
Rigor Mortis wird ohne Zweifel sein Publikum spalten. Doch wer auf eine optische wie prachtvolle Inszenierung wartet sowie eine Geschichte voller Tod, mystischer Prophezeiungen, Vampire sowie Mythologie, ist hier genau an der richtigen Adresse. Die oftmals recht beiläufige Geschichte und deren schwerer Einstieg, trüben aber den Gesamtblick. Was bleibt ist aber ein Todesgedicht, welches einen nicht so schnell loslässt.
Autor: Thomas Repenning