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Quelle: themoviedb.org

Inhalt

Noch bevor wir Sofia und Louise auf der Entbindungsstation begegnen: Sirenen. Die Situation ist laut, hektisch, am Limit, nicht nur die Fruchtblase scheint bald zu platzen. Die beiden Freundinnen und Mitbewohnerinnen starten gemeinsam in ihren ersten Tag als Hebammen. Für die Einarbeitung ist kaum Zeit. Hineingeworfen in den Stationsalltag zwischen überfüllten Fluren, Kreißsälen und Monitoren, haben Sofia und Louise einen sehr unterschiedlichen Start. Schon bald fordert die angespannte Situation zwischen Fürsorge und permanentem Stress auch ihre Freundschaft heraus.

Kritik

Schon wieder Babys. Nachdem die Berlinale im letzten Jahr mit der Serien-Produktion The Shift die Geburtsstation von der kitschigsten Seite zeigte, legt nun die Sektion Panorama mit einem Spielfilm nach. Dabei verspricht Léa Fehners (Qu'un seul tien et le autres suivront) Drama mit seiner unsteten Handkamera-Optik zuerst einen realitätsnahen Blick auf die Profession. Den „wichtigsten Job der Welt“ nennen ihn in einer späten Szene für faire Bezahlung und bessere Arbeitsbedingungen demonstrierende Geburtshelferinnen Protest-Plakate die titelgebende Profession, in der die beiden Hauptfiguren beginnen.

Die toughe Sofia (Khadija Kouyaté) und sensible Louise (Héloïse Janjaud, Gefährliche Liebschaften) sind nicht nur Freundinnen, sondern teilen eine geräumige Altbauwohnung, in die bald der idealistische Auszubildende Valentin (Quentin Vernede) einzieht. Das unwahrscheinliche WG-Setting, in das ungeachtet aller rechtlichen und berufsethischen Risiken vorübergehend sogar eine obdachlose Geflohene samt ihrem Neugeborenen aufgenommen wird, ist beispielhaft für die dramaturgische Tendenz zu Überkonstruktion und melodramatischem Messaging. Mit beständigem Benennen systemischer Missstände sollen der Stations-Soap das Prestige sozialpolitischen Engagements sichern.

Geredet über Unterbesetzung, Überarbeitung und Unterbezahlung wird viel, gezeigt wird davon indes wenig. Tatsächlich steht der hektische, doch harmonische Klinikalltag oft im Widerspruch zur beklagten prekären Lage. Selbige bleibt überwiegend Behauptung auf dieser allzu perfekten Geburtsstation, wo alle ausnahmslos hochmotiviert, kompetent und engagiert sind. Wie im Falle der resoluten Stationsleiterin Bénédicte (Myriem Akheddiou, Titane) fast zu engagiert. Die Charaktere sind statt ausgereifter Persönlichkeiten vor allem verkörperte Konzepte, die Leben in die Welt holen, aber keines besitzen.

Fazit

Obwohl die dokumentaristisch angelegte Kamera etwas anderes suggeriert, liegt Léa Fehners Hebammen-Drama näher an Krankenhaus-Klischees als an einer authentischen Darstellung des herausfordernden Berufsalltags rund um den Kreissaal. Statt realistischer Figuren mit Fehlern und Schwächen bevölkern den räumlich und menschlich gleichermaßen beschränkten Schauplatz ausschließlich Alltagsheld:innen. In die Obhut der trotz guter Cast kaum über Stereotypen hinausreichenden Figuren bringt die serielle strukturierte Handlung weder queere oder gehandicapte Menschen noch Konfrontationen mit sexueller Gewalt, Substanzabhängigkeit oder Trauma.

Kritik: Lida Bach

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