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Die TV-Show Scare Campaign läuft schon seit fünf Jahren erfolgreich im Fernsehen und erschreckt ahnungslose Menschen, die dabei mit versteckter Kamera gefilmt werden. Doch die Konkurrenz in Form einer neuartigen Web-Serie schläft nicht und wird immer populärer. Der Showrunner von Scare Campaign, Marcus, geht immer größere Risiken ein, um die Zuschauer nicht zu verlieren. Nur diesmal hat er sich das falsche Opfer ausgesucht - mit fatalen Folgen.
Kritik
Wer vor geraumer Zeit zu denjenigen gehörte, die regelmäßig MTV schauten, könnte eventuell auf eine kleine Show namens Room 401 gestoßen sein. In dem von Ashton Kutcher (Butterfly Effect) und Jason Goldberg (Punk´d) produzierten Format ging es darum, dass ahnungslose Personen mit versteckter Kamera gefilmt und reingelegt wurden. Das Besondere an der Sendung war dabei die Art der Scherze, denn diese wurden als kleine Horror-Stücke inszeniert, die meistens gleichermaßen unterhaltsam wie gruselig ausfielen.
Nachdem die beiden mit ihrem ersten Film 100 Bloody Acres bereits Aufmerksamkeit erregten und vielen Horrorfans eine Freude bereiteten, hat sich das Regie-Duo Cameron und Colin Cairnes für ihren neuen Film Scare Campaign ein Konzept ausgedacht, das der MTV-Show durchaus ähnelt. Auch hier geht es um ein Fernsehteam, welches für die Sendung Scare Campaign unbedarfte Opfer gnadenlos reinlegt und in der Regel einen Riesenschrecken einjagt, um hohe Quoten einzufahren. Nach mittlerweile fünf Jahren sehen sich die Verantwortlichen hinter der Show allerdings zunehmend hoher Konkurrenz ausgesetzt. Eine unheimliche, maskierte Crew dreht makabre Snuff-Clips und stellt diese ins Netz. Die Abonnentenzahl in Millionenhöhe spricht eine klare Sprache, die den Erfolg der erschreckend real wirkenden Tötungsszenarien untermauert.
Für einen abschließenden Streich will die Crew von Scare Campaign im Staffelfinale daher noch einmal alle Register ziehen und ihr bisheriges Vorgehen auf eine neue Ebene befördern. Wer hier allerdings wirklich so einige Register zieht, sind schließlich wenig überraschend die Cairnes-Brüder selbst, die sich neben der Regie auch wieder gemeinsam um das Drehbuch kümmerten. Zu ausführlich soll hierbei auf die weitere Handlung eigentlich auch gar nicht eingegangen werden, denn Scare Campaign hat ein paar Überraschungen auf Lager, die der erfahrene Genre-Fan, welcher in seinem Leben bereits viele Horrorfilme gesehen hat, unter Umständen bereits eine Weile im Voraus erahnen könnte.
Doch selbst wenn dies der Fall sein sollte, wird der schwarzhumorige Spaßfaktor dadurch kaum ausgebremst. Mit 80 Minuten Laufzeit rauscht der Film geradezu am Zuschauer vorbei, wobei die mal hinterlistigen, mal makaberen Wendungen überaus treffsicher in den Handlungsverlauf integriert werden und genau zum richtigen Zeitpunkt einschlagen. Scare Campaign lässt sich ohne Weiteres als überraschend blutige Achterbahnfahrt genießen, der man die Liebe zum lustvollen Genre-Schabernack in praktisch jeder Einstellung ansieht. Schaurige Spannung, derbe Schockeffekte und augenzwinkernde Einlagen, die jedoch mit fortschreitender Dauer deutlich in den Hintergrund rücken, werden von den zwei Regisseuren mit verspielter Leichtigkeit jongliert. Daneben ist der Streifen thematisch aber auch an Filme wie Videodrome von David Cronenberg (Die Fliege) angelehnt und nimmt den natürlichen Voyeurismus sowie gesteigerten, weiterentwickelten Medienkonsum der Menschheit präzise vor die Flinte.
Fazit
Die beiden Brüder Cameron und Colin Cairnes zeigen nun schon zum zweiten Mal, dass sie große Talente sind, was das Abliefern unterhaltsamer und trotzdem derber Horrorfilme betrifft. "Scare Campaign" ist eine gut durchdachte, effektiv inszenierte Achterbahnfahrt, die Horrorfans an einigen Stellen durchaus zum Gröhlen bringen könnte, während selbst anspruchsvollere Aspekte, wie die Anklage einer immer stärker verrohenden Zielgruppe im Medienbereich, nicht untergehen. Eine wirklich kurzweilige, sehr unterhaltsame kleine Perle.
Autor: Patrick Reinbott