Inhalt
Als sich an einer amerikanischen High-School einige unerklärlich brutale Selbstmorde ereignen und die Gründe dafür im Dunkeln liegen, wird Detective Lampkin (Orlando Jones aus „Evolution“) zum Ort des Geschehens entsandt, um in den besagten Fällen zu ermitteln. Der Police Officer, der seit einem tragischen Brand in seinem Haus von Narben übersät ist, stößt im Zuge seiner Recherchen bereits nach kürzester Zeit auf ein eigentümliches Zwillingsbrüderpaar. Die Brüder Seth und Jonah verhalten sich eigenartig, treten immer nur gemeinsam auf und scheinen an allen Tatorten gewesen zu sein, ohne dass sich jedoch jemand konkret an ihre Anwesenheit erinnern kann. Abgesehen davon, dass die einheimischen Behörden den Selbstmorden wenig Beachtung schenken, erschwert die besondere Fähigkeit von Seth und Jonah, anderen Menschen ihren Willen aufzuzwingen und diese in eine Art Traumwelt zu versetzen, Lampkins Ermittlungen erheblich – vor allem da sich um ihn herum merkwürdige Freitode von eventuellen Informanten zu häufen beginnen.
Kritik
Doppelt hält besser
Die unbewusste Beunruhigung bzw. unerklärliche Verunsicherung, die der Durchschnittsbürger beim Anblick von zwei nahezu identisch aussehenden, scheinbar instinktiv miteinander verbundenen Personen empfindet, die sich eventuell auch noch gleich kleiden und gleich verhalten, wird im Horrorgenre bereits seit Jahren äußerst effektiv genutzt. Sowohl im Horrorklassiker „Shining“, als auch im Untergrundhit „Basket Case“ und im Cronenberg Psychohorrorstreifen „Die Unzertrennlichen“ – um nur einige Beispiele zu nennen – durften (böse) Zwillingspärchen bereits ihr Unwesen treiben. Erstlingsregisseur Antonio Negret (dessen zweite größere Produktion „Transit“ mit Jim Caviezel Mitte dieses Jahres abgedreht wurde) wagt sich mit „Seconds Apart“ ebenfalls an diese Grundthematik, wobei er seine beiden (Eineiigen-)Zwillinge zusätzlich mit quasi-übernatürlichen Fähigkeiten ausstattet, um das Potential des Themas „einzigartige Zwillings-Verbindung“ bis zum Äußersten auszureizen. Die DVD/BluRay unter der Schirmherrschaft der After Dark Originals Reihe ist nach „Husk“, „Prowl“ und „Fertile Ground“ bereits der vierte Film der gleichnamigen amerikanischen Produktionsschmiede und erschien am 14.Oktober bei Senator Home Entertainment in Deutschland.
„Seconds Apart“ lebt hauptsächlich von seiner wirklich gut gewählten und bis zum Exzess ausgeschöpften Grundidee, des telepathisch veranlagten, aber moralisch komplett verkrüppelten Brüderpaars und dessen übernatürlicher Fähigkeit Menschen zu manipulieren. Die Traumsequenzen die die Beiden ihren Opfern einpflanzen sind fantasievoll, gut durchdacht und äußerst blutig umgesetzt und überraschen durch eine punktgenaue Inszenierung. Besonders hervorzuheben ist hierbei sicherlich der unglaublich packende Filmstart, mit einer Runde russisches Roulette, der in einem mittleren Blutbad endet. In dieser und einigen folgenden Szenen wächst der Streifen über sich selbst hinaus und bietet eine perfekt aufeinander abgestimmte Kombination aus Musikwahl, Farbgebung, Kameraführung und überbordender Kreativität. Auch einige Rückblenden und Tagträume des ermittelnden, von einem Schicksalsschlag schwer gebeutelten, Officers bestechen durch eine schön anzuschauende Bildsprache – Stichwort: Schneekugelszene. In den besten Momenten kommen dabei sogar Erinnerungen an die Alptraumsequenzen aus der „Nightmare on Elm Street“-Reihe oder diverse Sequenzen aus „Butterfly Effect“ auf. Aber wirklich nur in den besten Momenten.
Auch die Darsteller liefern, besonders im Hinblick auf den Low-Budget Hintergrund der Produktion, eine tadellose Performance ab. Sowohl Orlando Jones als Detective Lampkin und Samantha Droke als Love Object als auch Edmund und Gary Entin als Brüderpaar, füllen ihre Rollen und hauchen dem amerikanischen B-Picture Leben ein.
Woran es „Seconds Apart“ leider merklich mangelt, ist ein wirklich packendes Drehbuch. Die beiden Brüder und alle anderen Nebenfiguren bewegen sich wie auf Schienen vom explosiven Start bis zum unvermeidlich (vorhersehbaren) Ende. Von aussagekräftigen Dialogszenen ist „Seconds Apart“ dabei ebenso weit entfernt, wie von wirklich überraschenden Wendungen. Außerdem kommt man als aufmerksamer Zuschauer nicht umhin bei einigen Sequenzen nach dem dahinter liegenden Sinn – abseits einer gut gewählten optischen Umsetzung – zu fragen. Das abrupte und wenig durchdachte Finale sorgt schlussendlich dafür, dass der Horrorfilm leider, trotz einiger überraschend brutaler Szenen, doch recht deutlich hinter seinen Möglichkeiten bleibt. Verstärkt wird dieser Eindruck davon, dass in „Seconds Apart“ wie so oft Stil über Substanz dominiert.
Fazit
„Seconds Apart“ stellt mit Sicherheit den bisher besten Vertreter der After Dark Originals Reihe dar. Vor allem dank einer gut durchdachten Grundidee, einer optisch sehenswerten Umsetzung und eines passenden Casts, kann sich der Streifen aus dem Sumpf der Mittelmäßigkeit erheben und durchgehend unterhalten. Ein schlechtes Drehbuch, einige Anschluss- respektive Logikfehler und ein ebenso vorhersehbares wie abruptes Finale mindern die Qualität von Antonio Negrets 86 Minuten Werk jedoch spürbar.
Autor: Christoph Uitz