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Quelle: themoviedb.org

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Inhalt

Der deutsche Kunstsammler Wilhelm Uhde entdeckt im Frankreichurlaub das künstlerische Talent seiner Putzfrau. Der Entdecker von Picasso und Henri Rousseau fördert die unscheinbare Autodidaktin.

Kritik

Die Kunst, mit der Martin Provost das Publikum fesselt, stammt nicht von der inszenatorischen Hand des Regisseurs und Drehbuchautors, sie stammt von der seiner Hauptfigur. Séraphine Louis, grandios verkörpert von Yolande Moreau, beherrscht die Szenerie mit ihren lebenssprühenden Naturgemälden. Es ist eine bemerkenswerte Ausdruckskraft, der zugleich etwas unendlich Trauriges anhaftet. Das Werk der Malerin ist wie sie selbst fast unbekannt, so sehr, dass der Titel des Biopics nicht einmal die Assoziation einer Künstlerbiografie weckt. Dieses Schicksal teilt sie mit der Mehrzahl der bedeutenden Künstlerinnen, die namentlich und faktisch aus den großen Kunstsammlungen und -katalogen ausgeschlossen wurden. Diese symbolische Annihilation verbirgt das atmosphärische Persönlichkeitsdrama geflissentlich, so wie es die selbstherrliche Klassenhierarchie der Kunstclique nur zaghaft andeutet. 

Im Jahr 1912 arbeitet Séraphine als Haushaltshilfe in dem kleinen französischen Ort Senlis und entsprechend abschätzig wird sie von den Anwohnern behandelt. Ihr exzentrisches Verhalten der robusten Arbeiterin und ihre ehrfürchtige Bewunderung der Natur ernten in ihrem Umfeld Unverständnis und Spott. Als Wäscherin und Putzkraft arbeitet die leicht verwirrte Protagonistin, die Engelsstimmen zu hören glaubt, im Haus des deutschen Kunstsammlers Wilhelm Uhde (Ulrich Tukur) und seiner Schwester Anne-Marie (Anne Bennent). Ohne viele Worte oder Körperlichkeit kommen sich der mürrische Kunstsammler und die eigensinnige Außenseiterin emotional näher. Séraphines Haushaltsarbeit für das Geschwisterpaar wandelt sich in eine fast familiäre Fürsorge. Sie selbst jedoch lebt zurückgezogen in ihrer eigenen Welt aus Pflanzen und Farben, die sie selbst zubereitet. Erst spät entdeckt der Kunstkritiker Uhde, dass er in seinem gemeinsamen Haushalt eine bemerkenswerte Künstlerin direkt vor der Nase hat. Ihre expressiven Pflanzenbilder lassen ihn nicht mehr los. Sie werden stilistisch prägend für die Naive Malerei. Ein Begriff, den Uhde nicht schätzt, der sich jedoch bis heute durchsetzt. 

Geschickt hält Provost die filmische Balance zwischen Humor und Drama, wenn er die platonische Zuneigung des kuriosen Paares zeigt. Uhde umgibt eine emotionale Distanz, die keine Freundlichkeit durchdringen kann. Séraphine leidet ihrerseits an religiös angehauchten Wahnvorstellungen. Die Fürsprache Uhdes, der als Entdecker Picassos und Henri Rousseaus gilt, verschaffen ihr kurzzeitige Berühmtheit. Auf echte Anerkennug jedoch wartet sie zeitlebens vergeblich. Der Zweite Weltkrieg wirft seinen Schatten voraus, der auch die Kunstwelt verdunkeln sollte. “Séraphine” ist ein Lebens-Bild, welches Farben und Formen der Malerin in die filmische Bildsprache einbindet. Prevost orientiert sich visuell am Stil der Künstlerin, sodass man in ihre Gemälde einzutauchen glaubt. Beim Beobachten der Protagonistin wird deutlich, wie blind ihre Mitmenschen gegenüber der Natur sind. Ohne ihre Kunst geht Séraphine seelisch zugrunde. Dieses grausame Dahinvegetieren in einer Nervenklinik wird nur vage angedeutet. Auf einer Schaukel in der Irrenanstalt, in der sie wie ihre großartige Zeitgenossin Camille Claudel endete, betrachtet sie die Pflanzen, die sie malte bis “die Malerei wegging”. Ihre Bilder bleiben.

Fazit

Prevost ignoriert den umfassenderen gesellschaftlichen Kontext des Schaffens Séraphines, deren Befinden entschieden durch die öffentliche Wahrnehmung ihrer Person und Bilder beeinflusst wurde. Sein Film ist und will nicht mehr sein als Charakterporträt; ein in seiner visuellen Schönheit herausragendes Porträt, das so dennoch unvollständig bleibt.

Kritik: Lida Bach

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