Inhalt
Shaun treibt mal wieder gehörigen Unfug, woraufhin es den Bauern ungewollt in die Großstadt verschlägt. Sofort machen sich Shaun und die Schafherde zusammen mit Hund Bitzer auf den Weg, um den Bauern zu retten. Und damit sind die Weichen für ein heldenhaftes Abenteuer gestellt. Eine Geschichte darüber, dass wir manchmal das Wichtigste im Leben vergessen: die Dinge, die wir haben, und die Menschen, die uns lieben, zu schätzen.
Kritik
35 Jahre Aardman Animations. Das sind 35 Jahre Plastelinphantasie, grandiose Musikvideo (u.a. das legendäre „Sledgehammer“ von Peter Gabriel), unzählig tolle Werbespots für große Firmen wie Nike oder FedEx, 5 Academy Awards und BAFTAs sowie ein ganzer Haufen aufwendige wie liebenswerte Kurz- sowie Spielfilme. Ja, die britische Firma zählt nicht nur zu den Pionieren der sogenannten Claymotion (kurz: Animation, bzw. Stop-Motion mit Knetgummi), sondern auch zu den erfolgreichsten im Business. Firmenschöpfer und Knet-Mastermind Nick Park untermauerte diesen Ruf recht früh, mit den ersten Kurzfilmen des schrägen Paars Wallace & Gromit, die lange Zeit die Vorzeigeproduktion(en) von Aardman war. Doch dann kam er, „Shaun das Schaf“. Der kleine, clevere Wollträger errang nach und nach das Herz der Zuschauer, denn Shaun hat seine eigene, sehr erfolgreiche Serie und erreichte so ein Millionenpublikum. Hierzulande zuerst als Teil der legendären „Die Sendung mit der Maus“ und später auch als alleiniges TV-Produkt.
„Shaun das Schaf“ schafft es dazu auch, dass er in der Popkultur wahrgenommen wurde. Resultat daraus war Merchandise. Meist für Kinder, aber auch viele Erwachsene haben mittlerweile Schlüsselhänger, Poster oder Kuscheltiere von Shaun. Warum auch nicht? Aardman Animations haben immer mit großem Erfolg versucht, ihre kreativen Werke für alle Altersgruppen attraktiv zu machen. Ihre Rezeptur dafür: liebenswerte wie außergewöhnliche Figuren, ungewöhnliche Geschichten und ein universeller Humor, über den der fünfjährige Enkel genauso gut lachen kann wie seine Großeltern. Nun hat „Shaun das Schaf“ seinen ersten Kinofilm spendiert bekommen. Bis dahin war es ein langer Weg. Seinen ersten Auftritt hatte das kleine Schaf Shaun in einem 1995 im dritten Kurzfilm der „Wallace & Gromit“-Reihe. 20 Jahre später hat das Schaf den Bekanntheitsgrad von Wallace und seinem Hund Gromit längst übertroffen. Kein Wunder. Nicht nur ist Shaun weitaus direkter für kleine Zuschauer zugeschnitten (ohne dabei jedoch einen universellen Unterhaltungswert zu verlieren) und bedient dabei eine „Oh wie süß“-Mentalität, die allerdings immer wieder ironisch, manchmal sogar zynisch gebrochen wird.
Was die Serie ausmacht – einmal abgesehen natürlich von der ihrem Herstellungsverfahren – ist ihre Nonverbalität. Diese innerhalb einer zeitlichen Struktur von zehn bis zwanzig Minuten einzuhalten ist wesentlich einfacher, als für eineinhalb Stunden. Doch „Shaun das Schaf – Der Film“ gelingt die Meisterung dieser Aufgabe mit glanzvoller Bravour. Dass hier bis auf ein paar Lauten kein einziges Wort gesprochen wird, spielt recht rasch keine übergeordnete Rolle mehr, was zeigt wie wunderbar durchdacht die Knetgummiwelt von Schaf Shaun und seinen Kumpanen ist. Auch die Gefahr, dass die Spielfilmlänge dem Konzept, welches hinter Shaun und seinem Abenteuern steckt, schadet erweist sich als unbegründet. Die Geschichte wird geschickt mit Gesten, Blicken und intuitivem Verständnis für narrative Deklaration dem Publikum näher gebracht. „Shaun das Schaf – Der Film“ ist im Prinzip ein wunderbar funktionierender Stummfilm und macht überdeutlich wie viel Ideenliebe und Details man benötigt, um ohne Worte eine akkurate, begreifbare Geschichte präsentieren zu können. Hier gelingt dies problemlos. So gesehen ist „Shaun das Schaf – Der Film“ nicht nur ein altersloses Werk, sondern auch eine kleine Hommage an die Zeiten des Stummfilms.
Was „Shaun das Schaf- Der Film“ fehlt ist - trotz all seiner positiven Attributen - schon ein wenig der geistreiche Drive der alten Aardman (Kurz-)Filme. Auch bei Shaun gibt es eine nicht zu verachtende Fülle von netten Ideen, aber das skurrile aus früheren Zeiten zeigt sich nur selten. Die Macher gehen hier auf Nummer sicher und behalten den erzählerischen Stil der Serie bei. Einzig eine schmunzelnde, satirische Abrechnung mit dem Umgang sozialer Medien entfacht das alte Feuer von Aardman ein wenig. Störend ist die Abwesenheit, bzw. Reduzierung dieser alten Stärken zwar nicht, aber mit ihr wäre aus „Shaun das Schaf – Der Film“ vielleicht ein noch spielerischer und erinnerungswürdiger Film geworden, weil er so den Begriff Plastelinphantasie noch etwas mehr hervorgehoben und untermauert hätte.
Fazit
Knuffig, liebevoll, detailliert. „Shaun das Schaf – Der Film“ ist dafür gemacht, die ganze Familie im Kino zu versammeln. Vielleicht fehlt dem Film das überbrodeln Kreative der früheren Kurzfilme von Aardman Animations, doch dafür wird hier vom Steppke bis zur Ur-Oma wohl jeder Spaß haben. Kein phantastischer Film, aber ein vergnüglicher.
Autor: Sebastian Groß