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Kritik
Mit "Genius Party" schuf das japanische Animationsstudio Studio 4°C im Jahr 2007 eine herausragende Anthologie aus sieben Anime-Kurzfilmen, die ähnliche Werke wie "Animatrix" bei weitem übertraf. Mit "Short Peace" startete 2013 ein ähnlich ambitioniertes Projekt, das noch einen Schritt weiter gehen wollte. Die Idee hinter "Short Peace" ist dabei einen Hybrid aus vier Anime-Kurzfilmen und einem Videospiel zu mit dem übergeordneten Thema Japan zu schaffen. Jeder Film sollte eine andere Geschichte aus der japanischen Historie erzählen. Während die vier Kurzfilme von großartigen Regisseuren ihres Fachs erschaffen wurden, kümmerte sich Studio Grasshopper Manufacture, die mit abgedrehten Titeln wie No More Heroes oder Lollipop Chainsaw eine riesige Fanbase hinter sich haben, um die Entwicklung des Videospiels. Für Fans des Genres wohl ein Fest, doch kann dieses ambitionierte Projekt wirklich überzeugen?
Nach einer kurzen Einführung ins "Short Peace" Universum legt der Film gleich mit dem oscarnominierten "Possessions" los. Regisseur Shuhei Morita ("Kakurenbo: Hide and Seek") entführt uns ins 18. Jahrhundert und erzählt die Geschichte eines einsamen Reisenden der in einem Schrein rastet und mit ungewöhnlichen Geistern konfrontiert wird. Ohne Rast für den Zuschauer geht es gleich mit "Combustible" weiter. Hier vergnügt sich "Akira" schöpfer Katsuhiro Otomo ebenfalls im 18. Jahrhundert, allerdings in der Hauptstadt Tokyo (ehemals Edo). Er erzählt eine spektakuläre Geschichte von Liebe, Ehre und dem Kampf gegen einen scheinbar unaufhaltsamen Gegner, den man so vom Regisseur nicht erwartet hätte. Noch zwei Jahrhunderte zurück in die Vergangenheit gehts mit Hiroaki Ando's ("Tekkon Kinkreet") "Gambo", der Geschichte um einen mysteriösen weißen Bären, der ein kleines Dorf vor einem roten Dämonen beschützt. Zum Abschluss folgt mit "A Farewell to Weapons" noch ein weiter Sprung in die Zukunft. Hajime Katoki ("Gundam") lässt in einem apokalyptischen Tokyo Mensch gegen Maschine antreten.
Die ersten drei Beiträge der Anthologie zeichnen sich durch interessante und innovative Animationsstile aus. Hierbei treffen Tradition auf moderne CGI-Technik und entzünden ein noch nie dagewesenes Bilderfeuerwerk. Vor allem Otomo's "Combustible" übertrifft dabei die kühnsten Erwartungen. Sein Film ist in der Tradition der japanischen Malerei gehalten und beginnt passenderweise mit dem aufrollen einer Schriftrolle. Der sehr dezente Einsatz von 3D Animationen grenzt den Film von den ersten beiden Kurzfilmen deutlich ab. Diese sind dadurch aber nicht minder beeindruckend. Das Gemisch aus 3D Animation und 2D Landschaften bietet eine willkommene und zukunftsträchtige Abwechslung, die man in der Form noch nicht gesehen hat. Einzig "A Farewell to Weapons" wirkt in seiner Optik fast schon konventionell. Figuren und Umwelt könnten auch dem aktuellen Animeprogramm entspringen. Das ist aber nicht unbedingt schlecht, repräsentiert es doch die zeitgenössiche japanische Animationskunst und schließt somit den Kreis zwischen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft in dem sich "Short Peace" bewegt.
Anders als "Genius Party" weiß "Short Peace" inhaltlich aber nicht gänzlich zu überzeugen. Die Geschichten der Kurzfilme sind zwar recht nett, bieten darüber hinaus aber keinerlei Mehrwert. Der Fokus liegt bei jedem der Filme ganz klar auf der Animationstechnik. Das ermöglicht zwar einen interessanten Einblick in die Zukunft dieses weltweit beliebten Genres, reicht für einen Film von einer Stunde Laufzeit aber nicht unbedingt aus.
Fazit
"Short Peace" funktioniert weniger als Film, sondern viel mehr als Ausblick auf die neuen Möglichkeiten, die sich dem Animationsfilm durch CGI eröffnen.
Autor: Tobias Bangemann